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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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Schwierigkeiten.
    Rosamunde hatte die Situation mit einem Blick erfasst. Sie war einige Augenblicke zuvor auf der Lichtung vor dem Häuschen angekommen. Das alte und vernachlässigte Gebäude sah unbewohnt aus, aber sie hatte sich entschieden, trotzdem nachzuschauen.
    Als sie die Tür erreichte, hatte sie gehört, wie Bischof Shrewsbury mit ruhiger Stimme verkündete, dass er Arie bei lebendigem Leibe verbrennen wollte. Mit wild pochendem Herzen hatte sich Rosamunde neben dem Eingang verborgen und der weiteren Unterhaltung zugehört, während sie ihre Möglichkeiten durchdachte. Zurück zum Schloss zu laufen, um Hilfe zu holen, stand außer Frage. Sie hatte befürchtet, ihr Mann wäre bereits tot, wenn sie mit Verstärkung zurückkäme.
    Das hatte bedeutet, dass sie seine einzige Rettung war. Sie! Eine unbewaffnete Frau gegen einen bewaffneten Irren. Die Aussichten waren nicht gut. Sie schalt sich selbst für ihre negative Denkweise. Dieses eine Mal durfte sie nicht versagen. Sie musste alles richtig machen. Sie hatte sich auf der überwucherten Lichtung nach einer Waffe umgesehen. Zwar hatte sie ihren Dolch, aber er war klein und stumpf und damit wenig hilfreich in dieser Situation. Sie brauchte eine richtige Waffe. Aber bei ihrer Suche hatte sie nichts wirklich Brauchbares entdeckt. Ein kleiner Felsbrocken, ein Stock, jede Menge Unterholz...
    Dann war ihr Blick auf einen Baumstumpf gefallen, der sich in einiger Entfernung neben der Tür befand. Eine kleine Axt steckte darin. Es war eine rostige, alte Axt und wahrscheinlich so stumpf wie ein Schlagholz, aber selbst das wäre besser als gar nichts. Sie hatte ihren Standort verlassen, war zu dem Baumstumpf geeilt und hatte mit einiger Mühe die Axt herausgezogen. Dann war sie schnell an ihren Platz neben der Tür zurückgekehrt und hatte Shrewsbury weiter zugehört, während sie ihre Waffe überprüfte.
    Sie war alt, rostig und - wie vermutet - furchtbar stumpf. Aber sie war trotzdem massiv und schwer und würde sicherlich einigen Schaden anrichten, wenn sie auf jemanden geschleudert würde. Und genau das hatte Rosamunde vor. Mit der Axt in der Hand hatte sie sich vorgebeugt und vorsichtig durch die Tür gespäht, um sich ein Bild vom Inneren des Häuschens zu machen. Mit großer Erleichterung hatte sie Arie auf dem Bett entdeckt. Er war zwar angebunden, aber dennoch unversehrt - bislang wenigstens. Nachdem sie ihn eine Weile angesehen hatte, war ihr prüfender Blick weitergewandert. In dem Zimmer befanden sich ein alter und ziemlich kleiner Tisch, gerade groß genug für zwei Personen, ein Stuhl, die Überreste eines weiteren Stuhls, ein Kamin und Shrewsbury. Ansonsten gab es dort nur Schmutz und Schutt.
    Rosamunde hatte sich überlegt, an ihren Widersacher heranzuschleichen und ihm die Axt über den Kopf zu schlagen, aber der Schutt auf dem Boden hatte diese Idee zunichte gemacht. Shrewsburys eigene Bewegungen wurden von dem Rascheln der Blätter und anderer Gegenstände am Boden begleitet. Es wäre für Rosamunde unter diesen Umständen unmöglich gewesen, sich geräuschlos und ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen, zu nähern. Das nahm ihr die Möglichkeit einer Aktion aus dem Hinterhalt, die Chance eines Überraschungsangriffs blieb ihr jedoch, wenn es ihr gelänge, die Axt zwischen den Falten ihrer Röcke verborgen zu halten.
    Und so hatte sie diesen Zeitpunkt gewählt und war eingetreten, während sie die Axt versteckt an ihrer Seite trug.
    Beide Männer starrten sie an. Sie entdeckte Überraschung, Zorn und Furcht auf Aries Gesicht, ignorierte es aber, um sich auf Shrewsbury zu konzentrieren.
    »Ich habe alles gehört, Mylord«, sagte sie vorwurfsvoll. »Wie konntet Ihr nur?«
    »Ich tat es für Euch. Ich habe versucht, Euch zu retten«, keuchte Shrewsbury und taumelte durch den Raum auf sie zu. »Ich gab Euch den Trank, um Euch Euren Irrweg zu zeigen.«
    »Trank?« Rosamunde runzelte die Stirn und wich vor ihm zurück. »Meinen Irrweg?«
    »Aye. Der Trank hat Euch krank gemacht. Ich habe versucht, Euch zu zeigen, dass Ihr nicht für Henry bestimmt seid! Ihr seid zu gut für ihn, meine Liebe. Viel zu gut, um Euch von ihm beschmutzen zu lassen.«
    Rosamunde ging vorsichtig zur Seite, achtete darauf, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben, und näherte sich langsam dem Bett, auf dem Arie lag und verzweifelt an seinen Fesseln zerrte. Ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft. Shrewsbury war nicht nur verrückt, er verwechselte sie auch mit ihrer Mutter. Sie dachte
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