Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Was dein Herz verspricht

Titel: Was dein Herz verspricht
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
Gemüter ja wohl kaum durch meine Anwesenheit schockiert werden.«
    »Ich mache mir keine Sorgen über deren empfindliche Gemüter, Miss Woolcot, sondern über Eure. Ungeachtet der Tatsache, daß einige meiner Gäste Adlige sind, gehören sie bestimmt nicht zur besten Sorte und sind auf keinen Fall die geeignete Gesellschaft für ein junges Mädchen.« Er stützte seine Hände auf die gegenüberliegende Seite des Tisches und beugte sich vor. »Und woher wißt Ihr überhaupt, in welchem Zustand meine Gäste gestern nacht waren?«
    Sie errötete leicht und strich unbewußt eine Falte in ihrem Kleid glatt. »Ich bin ja nicht dumm, Mylord.« Sie hielt seinem harten Blick stand. »Eure Freunde trinken den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein. Sie torkeln durch die Gänge von Ravenworth Hall, als wäre es ihre Privatschenke, und Ihr erwartet, daß ich das nicht bemerke? Es ist ein Wunder, daß wir uns bis jetzt noch nicht über den Weg gelaufen sind.«
    Ravenworth beugte sich weiter vor, und sein blaugrauer Blick schien sie tiefer in ihren Sessel zu drücken. »Wollt Ihr wirklich, daß ich meine Entscheidung bereue, Euch hierbleiben zu lassen? Es gibt hundertundvierzig Zimmer in diesem Haus, Miss Woolcot. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr tagelang Wanderungen darin unternehmen. Von jetzt an, bis meine Gäste wieder in London sind, rate ich Euch, ihnen aus dem Weg zu gehen.«
    Sie schob ihren Sessel zurück und stand auf. »Das werde ich tun, Mylord. Und Euch genauso.« Sie strebte an ihm vorbei in Richtung Tür, aber der Graf griff nach ihrem Handgelenk, bevor sie ihm entkommen konnte.
    Der Blick, der jetzt ihr Gesicht traf, war sanfter, eher ein weiches Blaugrau. »Ihr seid zum Frühstück gekommen. Es ist nicht nötig, daß Ihr geht, bevor Ihr etwas gegessen habt.« Er wandte sich einem Bediensteten zu, der an der Tür zur Küche stand. »Miss Woolcot und ich werden heute morgen zusammen frühstücken. Die Köchin soll uns eine Kanne Schokolade und Gebäck bringen.« Er betrachtete sie aufmerksam, und Elizabeth konnte seinen Blick beinah wie eine Berührung spüren.
    »Möchtet Ihr Eier, Miss Woolcot, oder vielleicht etwas Fleisch? Seit meiner Rückkehr aus Westindien frühstücke ich immer herzhaft.« Sein Lächeln wirkte wie ein blitzendes
    Leuchten in seinem dunklen, wohlgeformten Gesicht. »Selbst jetzt gibt es noch Zeiten, in denen ich Angst habe, vielleicht nicht genug zu essen zu bekommen.«
    Elizabeth spürte ein Ziehen in der Brust. Zum erstenmal dachte sie daran, wie er in den Jahren seiner Deportation gelitten haben mußte. Es überraschte sie, wie er so unbeschwert darüber reden konnte und daß sein Lächeln so unerwartet echt wirkte. Sie konnte die Verwandlung kaum glauben. Er war vorher schon gutaussehend gewesen, doch das Lächeln machte seine Ausstrahlung geradezu umwerfend. Abwesend rieb sie sich das Handgelenk, wo seine vorherige Berührung ein Kribbeln hinterlassen hatte.
    »Miss Woolcot?«
    Sie riß ihren Blick von seinem Gesicht los. »Nein... nein, ich esse morgens lieber leicht. Schokolade und Gebäck ist genau richtig.«
    Er nickte und wandte sich dem Bediensteten zu, der sich verbeugte und davoneilte. Elizabeth setzte sich wieder in ihren Sessel, und ihr Frühstück wurde bald darauf gebracht. Ihr fiel auf, daß sie bisher noch nie so viel Zeit in seiner Gesellschaft verbracht hatte. Als sie das seltsam heftige Pochen ihres Herzens und die Trockenheit ihres Mundes beim Anblick seiner kühn geformten Züge spürte, nahm sie sich vor, es auch besser bei diesem einen Mal bewenden zu lassen.
    Nick betrachtete Elizabeth Woolcot über den Rand seiner Kaffeetasse. »Wie alt seid Ihr, Miss Woolcot?«
    Sie hob mit einem Ruck den Kopf. »Nächsten Monat werde ich zwanzig.«
    Zwanzig. Älter, als er angenommen hatte. Neun Jahre jünger als er, aber sicher kein Kind mehr, wie er sich immer wieder einzureden versuchte. »Warum habt Ihr nicht schon geheiratet? An Verehrern hat es Euch doch bestimmt nicht gefehlt.« Kein Zweifel, wenn man dieses Gesicht eines feuerhaarigen Engels und das kleine Teufelsglitzern in ihren Augen sah.
    Sie trank einen Schluck Schokolade. »Um die Wahrheit zu sagen, ist mir der Gedanke an Heiraten noch nie gekommen. Als mein Vater vor drei Jahren starb, war ich erschüttert. Das erste Jahr habe ich in tiefer Trauer verbracht, und im zweiten habe ich versucht, mit meiner Lage zurechtzukommen. Vor sechs Monaten zog dann Tante Sophie zu mir, und mein Leben nahm eine neue Wendung. Ungefähr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher