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Was darf ich tun?

Was darf ich tun?

Titel: Was darf ich tun?
Autoren: Sunny Munich
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den Stoffgürtel aus ihrem Bademantel und drückte ihn mir in die Hand. Dann huschte sie zum Kamin, schnappte sich den schmiedeeisernen Schürhaken und schlich damit auf Zehenspitzen zur Küchentür. Angekommen bedeutete sie mir mit Gesten, leise zu sein und mich zu verstecken. Dann hob sie das Eisen mit beiden Händen hoch über den Kopf und wartete.
    Eine scheinbare Ewigkeit verging. Mein Puls erhöhte sich bereits in gefährliche Zonen. Dann sah ich, wie die Klinke sich langsam nach unten bewegte.
    Lisa wedelte mir mit der Hand noch einmal hektisch zu. Ich versteckte mich hinter dem Bett und ging auf Tauchstation.
    Der Dielenboden knarrte leise, als jemand näher kam.
    Meine Vorstellungskraft schlug Purzelbäume und ich hielt die Ungewissheit nicht mehr aus. Ich musste wissen, wer der Eindringling war.
    Ganz langsam hob ich meinen Kopf, bis ich mit den Augen über die Sofakante sehen konnte. Im schwachen Licht erkannte ich eine große, breitschultrige Gestalt. Ungekämmte Haare umrahmten ein unrasiertes Gesicht mit einem vorstehenden Kinn und schiefer Nase. Die Oberarme in der fleckigen, hellblauen Arbeitsjacke sahen dicker aus als meine Oberschenkel. In einer topfdeckelgroßen Hand ging das Küchenmesser, das er mitgebracht hatte, beinahe unter.
    Lisa holte, den Schürhaken hoch über ihren Kopf erhoben, zu einem gewaltigen Schlag aus.
    Durch das Aufrichten klaffte ihr Bademantel weit auf und gab einen ungehinderten Blick auf ihren nackten Körper frei.
    Aber Anstand war wohl das Letzte, um das wir uns jetzt Sorgen machen mussten. Mir wurde plötzlich bewusst, dass das harte Eisen mit der scharfen Spitze den Mann tödlich verletzen konnte.
    Erschrocken sog ich die Luft ein und schlug mir sofort die Hand vor den Mund, als ich wahrnahm, wie laut ich dabei gewesen war.
    Aber es war bereits zu spät!
    Der Fremde sah in meine Richtung und entdeckte mich.
    War es ein sechster Sinn von ihm oder hatte mein Blick Lisa verraten?
    Ich weiß es nicht.
    Jedenfalls sah der Mann irgendwie den Schlag kommen und riss gerade noch rechtzeitig seine Hand nach oben. Statt des Kopfes traf der Schürhaken in halber Höhe auf den Arm und glitt ab, ohne Schaden anzurichten. Aus der gleichen Bewegung heraus drehte sich der Angegriffene, schneller als ich es einem Mann seiner Masse je zugetraut hätte, zu Lisa herum.
    Seine geballte Faust krachte gegen ihr Kinn.
    Ihr Kopf flog nach hinten und wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, klappte sie zu Boden.
    Mit einem Aufschrei stürzte ich hinter dem Bett hervor und rannte zu Lisa. Der Fremde nahm eine Abwehrhaltung ein, kam aber schnell zu dem Schluss, dass ich keine Bedrohung für ihn wäre und entspannte sich wieder.
    Ich kniete mich neben Lisa auf den Boden. Ihr Gesicht war knallrot angelaufen und ihre Lippe aufgesprungen. Gott sei Dank, sie atmete, wenn auch schwer.
    Bevor ich mich um meine Freundin kümmern konnte, packte mich eine grobe Hand an der Schulter und zog mich auf die Beine.
    Eine zweite Hand nahm mir den Stoffgürtel, den ich noch immer gedankenlos festhielt, ab. Ich wurde herumgewirbelt und ehe ich mich versah, waren meine Handgelenke hinter meinem Rücken so fest verschnürt, dass es schmerzte.
    „Aua, sie tun mir weh!", heulte ich. „Was wollen Sie überhaupt von uns?"
    „Schnauze! Ich stelle hier die Fragen", brüllte der Mann und ich hielt eingeschüchtert den Mund.
    „Ist sonst noch jemand hier?"
    Ich schüttelte matt den Kopf.
    „Habt ihr ein Auto?"
    „Ja, draußen", brachte ich kaum hörbar hervor.
    „Die Schlüssel?", drängte er.
    „Im Rucksack drüben."
    Ich wies mit einer Kopfbewegung die Richtung.
    Benommen sah ich zu, wie er hinging, den Inhalt des Rucksacks auf den Boden leerte und die Schlüssel, das Handy und Lisas Brieftasche an sich nahm. Bargeld und Kreditkarten nahm er heraus, den Rest ließ er achtlos fallen.
    „Und?"
    Es klang weniger wie eine Frage, als wie eine Drohung.
    Ich zeigte ihm also auch, wo meine Tasche stand, die er genauso ausräumte. Als er Anstalten machte, die Hütte zu verlassen, wachte ich aus meiner Lethargie auf.
    „Warten Sie", rief ich ihm nach. „Sie können uns doch hier nicht hilflos zurücklassen."
    „So? Warum denn nicht?", sein Blick wirkte halb amüsiert, halb genervt.
    „Es sind Leute hinter mir her. Und ich habe keine Lust, mich mit euch zu belasten, damit sie mich schnappen und mir hinterher auch noch Geiselnahme oder so einen Scheiß anhängen."
    „Aber meine Freundin ist verletzt und
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