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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah
Autoren: Loel Zwecker
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früheste europäische ist um 2000 v. Chr. die Bilderschrift der ersten europäischen Hochkultur auf Kreta. Und in Japan ist die Schrift erst im 5. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar, also noch später als bei den eher einfach gestrickten Germanen mit ihren Runen ab dem 2. Jahrhundert n. Chr.
    Im Zweistromland entstehen auch die ersten Stadtstaaten beziehungsweise Großstädte wie Ur, Lagasch, Kisch und Uruk mit Lehmziegelhäusern, Handwerksbetrieben, Schulen, Großplastiken und – dank der Erfindung des Rades – Wagenverkehr. Derartige Gemeinwesen werden von Königen und Stadtherren regiert, die Steuern erheben. Schließlich sind die Städte mit bis zu 50 000 Einwohnern die größten der Welt und wollen durch staatlich finanzierte Befestigungen und Priester geschützt und mit Vorratshäusern ausgestattet sein. Im Vergleich zum globalen Standard von Dörfern mit bis zu 50 Holzhütten ist das ein enormer Organisationsaufwand.
    Unter den semitischen Stämmen wie den Kanaanäern, Aramäern und Akkadern sind zunächst die Akkader mit Sargon dem Großen hervorzuheben, der um 2300 v. Chr. ein Großreich gründet. In Mesopotamien betet man wie in Ägypten Sonnen- und Mondgötter an und gibt bestimmten Sternenkonstellationen Namen. Wer Bedeutungen und Gesetzmäßigkeiten in sie hineinliest, hat Macht. Die Astrologie, die damals untrennbar zur Astronomie gehört, wird zur wesentlichen Orientierungshilfe – was sich heute auch in der Benennung von Wochentagen spiegelt: etwa des Sonntags und Mon(d)tags, des französischen Mittwochs, mercredi (Merkur-Tag), und des englischen Samstags, Saturday (Saturn-Tag).
    Über die Jahrhunderte und Jahrtausende wird die Astrologie von Mesopotamien bis Griechenland verschiedene Einflüsse aufnehmen und in ganz Europa bis ins Mittelalter zu den Leitwissenschaften zählen. In gewisser Weise ist sie auch eine frühe Form der Science-Fiction und des Starkultes. Nach und nach werden Mythenfiguren als Sternbilder in den Himmel projiziert, etwa die Plejaden, die sieben Töchter des Atlas, die Zeus zum Siebengestirn macht und mit dem Sternzeichen verbindet. Dazu kommen Superhelden wie Herkules, Theseus und Jupiter, aber auch mythische Tiere wie die Ziege Amaltheia, der Nemëische Löwe, Große und Kleine Bären. Die Helden werden buchstäblich zu Stars erhöht. Was später als Aberglaube erscheint, ist damals Deutungsgrundlage und Ratgeber bei schwierigen Fragen. Da wohl weniger in Kategorien des Ausschlusses, des Entweder-Oder gedacht wird, sondern eher addierend, anhäufend, ist die Verbindung zwischen Himmel und Erde in vieler Hinsicht enger als zu späteren Zeiten – und auch jene zwischen Abenteuerliteratur und Philosophie.
    In der Literatur der Sumerer ist beispielhaft für diese Verbindung das Gilgamesch-Epos über den gleichnamigen König, das etwa ab 1850 v. Chr. entsteht. Als zusammenhängende Zwölftafel-Fassung existiert es ab etwa 1200 v. Chr. Im Rahmen einer Abenteuergeschichte machen der halbgöttliche Held Gilgamesch und sein wilder Freund Enkidu eine Entwicklung hin zur »Menschwerdung« durch, indem sie sich mit Tod und Vergänglichkeit auseinandersetzen und dagegen ankämpfen. Auf politischer Ebene schlägt sich die Vermenschlichung der Götter – die erst die Griechen perfektionieren werden – in einer der ersten Gesetzessammlungen nieder: dem in Stein gemeißelten Codex Hammurapi (Hammurabi), verfasst vom gleichnamigen König und Gründer des Altbabylonischen Reiches. So wie die Aufklärung in Europa im 18. Jahrhundert nach Christus grundlegende Menschenrechte durchsetzt, enthält der Codex Hammurapi im 18. Jahrhundert vor Christus für damalige Verhältnisse ein paar neue Vorstellungen zum Rechtsverständnis.
    In den Worten Hammurapis gibt es den Codex, »damit der Starke dem Schwachen kein Unrecht tue«. Unklar bleibt allerdings, ob Hammurapis Sammlung von Rechtsfällen im Alltag überhaupt angewendet wurde oder eher der theoretischen Auseinandersetzung diente sowie der Selbstdarstellung des Königs. Zwar wird das alte Gottesurteil – das auch in Europa noch bis ins Mittelalter Bestand haben wird – beibehalten; so müssen zumindest bei unklarer Beweislage Angeklagte und manchmal auch die Kläger, mit Steinen beschwert, einen Fluss durchschwimmen, um zu zeigen, dass sie im Recht sind, weil sie nicht untergehen. Doch immerhin wird wohl wenig gefoltert und verstärkt auf Aussagen unter Eid vertraut. Der Codex bietet Fallbeispiele: »Wenn ein Mann einem (anderen) Mann ein Auge
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