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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah
Autoren: Loel Zwecker
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Ausstattung der schönen Nofretete mit einer Machtfülle, die für eine Königin ungewöhnlich ist, und die Besetzung wichtiger Positionen mit Ausländern, denen man in Ägypten im Allgemeinen mit Misstrauen begegnet. So ist Echnaton auf Betreiben von Priestern der entmachteten Gottheiten, denen nun Arbeitslosigkeit droht, bald als »Ketzerkönig« verschrien. Nach Echnatons Tod kehrt schon Tutanchamun, der nächste berühmte Pharao der 18. Dynastie, zur alten Ordnung zurück. Zwar erlebt Ägypten unter Ramses II. aus der 19. Dynastie ab 1279 v. Chr. eine Phase des Friedens und der kulturellen Blüte, etwa mit den zwei aus dem Fels geschlagenen Tempeln von Abu Simbel. Doch zwei Generationen später wird das Land von Unruhen erschüttert, weil sich Beamte und Aufsteiger um die Macht streiten. Außerdem dringen im Rahmen einer Völkerwanderung Tausende von Menschen vom Balkan, der Ägäis und Kleinasien in Ägypten ein. Das führt zu Versorgungsengpässen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten – und im 12. Jahrhundert v. Chr. zu den wohl ersten Streiks der Weltgeschichte. Ab Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. muss Ägypten nacheinander die Fremdherrschaft von libyschen, nubischen und persischen Königen hinnehmen. Dann folgen auch noch Alexander der Große (332 v. Chr.) und schließlich die Römer (ab 30 v. Chr.).
    Ihnen hat Kleopatra (69 – 30 v. Chr.), die väterlicherseits wie Alexander der Große griechisch-makedonischer Herkunft ist, nur noch symbolischen Widerstand entgegenzusetzen. Zwar ist bis heute nicht ganz klar, ob sie – auf Münzen etwa mit einer Hakennase dargestellt – auf die Art und Weise schön war, wie man sich das später vorstellt. Doch hat sie offenbar noch mit anderen Qualitäten beeindruckt: erstens Originalität – sie lässt sich manchen Quellen zufolge eingerollt in einen Teppich zu Julius Caesar tragen und dann effektvoll vor ihm ausrollen; zweitens eine ausgezeichnete Körperpflege – sie benützt Schminke, Nagellack, Parfüme aus Weihrauch, Rosen- und Zimtöl. Ihrem exotischen Charme, den sie politisch geschickt einsetzt, erliegen nacheinander Julius Caesar, dem sie einen Knaben gebiert, und Marcus Antonius, dem sie drei Kinder schenkt. Gewähren ihr ihre Liebhaber eine relative Unabhängigkeit, gliedert Octavian, der spätere Kaiser Augustus, der ein Jahr nach der Seeschlacht bei Actium im Sommer 30 v. Chr. als Sieger gegen Antonius in Alexandria einzieht, das an Schätzen reiche Ägypten in das Imperium Romanum ein. Als Antonius sich tötet, begeht auch die stolze Kleopatra Selbstmord: der Legende nach durch den Biss der Ägyptischen Kobra (Uräusschlange), dem Pharaonensymbol, wahrscheinlicher aber durch ein selbst verabreichtes Gift.

     
    Bild 5
    Dieses Porträt der Königin Nofretete ist zwar weniger berühmt als die Büste aus dem Ägyptischen Museum in Berlin, aber mindestens so schön. Brauner Quarzit, 14. Jahrhundert v. Chr.

Grundgesetz, Nationalepos – und Alphabet: Die Völker Mesopotamiens und die Phönizier
     
    Die zweite Großmacht neben Ägypten, die mit Schrift brilliert, ist damals nicht etwa ein fernes Land in Asien oder Europa; dort tummeln sich um 3000 v. Chr. noch analphabetische Stammesverbände oder Kleinreiche. Es ist vielmehr ein Nachbar: Mesopotamien, das Zweistromland an Euphrat und Tigris, im heutigen Irak und Syrien, mit Völkern wie den Sumerern, Akkadern, Babyloniern und Assyrern, verschiedenen Stadtstaaten und Reichen, die in den drei Jahrtausenden vor Christi Geburt abwechselnd die Vormacht erlangen und die man eher nach Sprachen als nach ethnischer Zugehörigkeit unterscheiden kann. Ist Ägypten der erste langfristig einheitliche Großstaat, der auf Schriftlichkeit beruht, geht der Preis für die eigentliche Erfindung der Schrift zwischen 3400 und 3000 v. Chr. wohl an die Sumerer mit ihrer Keilschrift.
    Entstanden ist die Schrift aus keramischen Token , sozusagen gegenständlichen Zeichen und Zählkugeln, die Händlern die Verwaltung ihrer Waren erleichtern. Sie stehen zunächst symbolisch für eine bestimmte Art von Ware beziehungsweise Warenmenge und werden in Tongefäßen aufbewahrt. Der Schritt zur Schrift besteht darin, diese eher unpraktischen »Zeichen« durch solche zu ersetzen, die man mit Schreibgriffeln in Tafeln aus weichem Ton drückt. Zum Vergleich: Die erste chinesische Schrift wird wohl erst um 1500 v. Chr. während der Shang-Dynastie mit bildhaften Schriftzeichen auf Orakelknochen und Schildkrötenpanzern entwickelt; die
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