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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah
Autoren: Loel Zwecker
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Ereignisse geprägt ist, die das eigene Leben fortan in andere Bahnen gelenkt oder es gar gefährdet hätten. Die Ausnahme war eine Vietnamesin, die in den USA aufgewachsen ist: Sie nannte die Flucht ihrer Familie vor den Kommunisten aus Vietnam im Jahr 1979. Bei der Bootsfahrt über das Chinesische Meer verdurstete ihr dreijähriger Bruder.
    Natürlich sind noch heute historisch bedeutende Momente für viele Menschen direkt mit Krieg, Flucht und Armut verknüpft. Eine Milliarde Menschen – jeder siebte – hungern zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Für sie, die täglich neu ums Überleben kämpfen, scheinen selbst weltweit wahrgenommene historische Ereignisse wie die Wahl Barack Obamas zum ersten schwarzen US-Präsidenten im November 2008 weniger wichtig.
    Meine Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ, und schon in unserem Nachbarland Frankreich hätte es wohl weder der Mauerfall noch die RAF auf die ersten Plätze geschafft. Doch zeigt sie beispielhaft, an welch unterschiedlichen Punkten für verschiedene Menschen Geschichte anfängt, wo die Geschichte aus den Geschichtsbüchern im Alltag auf das eigene Leben trifft.
    Derartige Überlegungen sind in das vorliegende Buch mit eingeflossen. Es enthält in 15 Kapiteln die wichtigsten Fakten, Ereignisse, Personen und Theorien vom alten Ägypten bis heute. Doch erst wenn man zwischendurch auf persönliche Augenblicke bekannter und weniger bekannter Personen zoomt und damit auf ihre jeweils zeitgenössische Sicht auf unterschiedlichste Themen wie Religion, Terror, Krieg, Sport, Kinderkriegen oder Heldentum, wird die Geschichte lebendig und gegenwärtig. So kann man die Geschichte großer Ereignisse mit der Geschichte des Alltags verbinden, der Kultur, der Mentalitäten und Weltbilder. Der alte, seit der Antike gültige Anspruch der Geschichtsschreibung, magistra vitae (Cicero), eine »Lehrerin fürs Leben«, zu sein, lässt sich immer wieder neu umsetzen. Dabei kann auch ein vergleichender Blick auf andere Weltregionen erstaunliche Ergebnisse liefern – zum Beispiel ein Blick auf das mittelalterliche Amerika, Afrika und Australien vor der Entdeckung durch Europäer im 16. Jahrhundert.
    Natürlich kann man, wenn man die Weltgeschichte in einem vergleichsweise schmalen Buch darstellen will, nicht auf alles gleichermaßen ausführlich eingehen, sondern muss gelegentlich etwas bündeln, verkürzen oder auch Beispielhaftes herausstellen. Ist man gezwungen, Schwerpunkte zu setzen, kann das aber, so hoffe ich, auch hilfreich sein, weil man immer wieder die größeren Entwicklungen und Zusammenhänge im Blick hat. So kann man Vergleiche ziehen, sich zum Beispiel bewusst machen, auf welche je unterschiedliche Weise Systeme wie der Kommunismus und Kapitalismus, Katholizismus und Konfuzianismus zu verschiedenen Zeiten Vorstellungen über Individualismus und beruflichen Erfolg verändert haben.
    Allerdings ist der Teil der Geschichte, in dem solche Vorstellungen überhaupt eine Rolle spielen, extrem kurz im Vergleich zur sogenannten Vorgeschichte des Menschen. Diese wiederum reicht von den Anfängen des Werkzeuggebrauchs vor etwa 2,5 Millionen Jahren bis zur Frühgeschichte, die man mit der Erfindung der Schrift um 3000 v. Chr. beginnen lässt. Aus der Vorgeschichte und der noch viel längeren Erdgeschichte kann man sich in einer kleinen Weltgeschichte in groben Zügen die Dinge vergegenwärtigen, die für das Verständnis der späteren und aktuellen Menschheitsgeschichte besonders hilfreich sind.

Von der Entstehung der Erde zur Sesshaftwerdung des Menschen – die erste Weltrevolution
     
    Im August 1856 stößt der Lehrer und Hobbyforscher Johann Carl Fuhlrott im Neandertal bei Düsseldorf auf ungewöhnlich geformte Knochen. Er sieht in ihnen die Überreste eines Urmenschen – später Neandertaler genannt – und zweifelt damit die herrschende Lehrmeinung an, wonach die Erschaffung des Menschen durch Gott ungefähr ins Jahr 4004 v. Chr. zu datieren ist und alle Lebewesen seither unverändert geblieben sind. Tatsächlich dachte man bis ins 19. Jahrhundert, der Mensch – und mit ihm Tiere und Pflanzen – sei nicht älter als 6000 Jahre. Auf die Zahl kam man, indem man die Lebenszeit der im Alten Testament genannten Urahnen der Menschheit von Adam über Set, Enosch bis Kenan usw. zusammenzählte (Genesis 5). Erst nach zähem Ringen, Vorstößen wie jenem von Fuhlrott und nachdem Charles Darwin ab 1859 die These von einer Evolution aller Lebewesen verbreitet, wird die alte
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