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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah
Autoren: Loel Zwecker
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Meinung über die Weltentstehung revidiert. Seither ist das Datum um ein paar Jahre korrigiert worden: Heute geht man davon aus, dass die Welt nicht vor 6000, sondern vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist.
    Diese Änderung ist ein drastisches Beispiel dafür, wie sehr die Geschichtsschreibung selbst in Bewegung bleibt und insbesondere wie sehr die Angaben zur Vorgeschichte variieren müssen, weil ihre Erforschung mangels schriftlicher Quellen auf immer wieder neuen archäologischen Funden basiert, auf aktualisierten Hochrechnungen, Theorien und Technologien. Wissenschaftler sind heute der Ansicht, dass die Sonne vor rund 5,5 Milliarden Jahren in einem Kosmos mit Hundert Milliarden Galaxien entstanden ist. Eine Milliarde Jahre später haben sich die Erde und andere Planeten durch verdichtete und verklumpte Materie herausgebildet. Das erste Leben manifestiert sich wiederum vor rund 3,5 Milliarden Jahren – in Form von sogenannten Blaualgen, genau genommen Cyanobakterien. In gewisser Weise ist das, was als übelriechender schleimiger Film noch heute manchen Besitzer eines Aquariums nervt, Sieger der Evolution: Stellt man sich die gesamte Erdgeschichte als den Zeitraum eines Jahres vor, existieren von Januar bis weit in den November hinein nur Mikroorganismen.
    Erst nach Milliarden von Jahren Erdgeschichte kommen vor 700 bis 550 Millionen Jahren mehrzellige Tiere dazu: wirbellose Wasserwesen. Von nun an entstehen alle paar Millionen bis hundert Millionen Jahre neue Gattungen, die neue Lebensbereiche erschließen: erst Fische, dann Landpflanzen und Land bewohnende Tiere, Insekten, Dinosaurier. Vor 170 bis 130 Millionen Jahren lernen ein paar Tiere fliegen und werden Vögel.
    Nochmals Zigmillionen Jahre später entwickelt sich die Gattung der Primaten (Herrentiere) – und vor mindestens fünf Millionen Jahren erblickt ein affenartiger Typ das Licht der Welt: der sogenannte Vormensch. Dazu gehören Australopithecinen, die noch kleine Schädel und ein affenartiges Gebiss haben, aber teils schon aufrecht gehen – wie der Homo erectus . Dessen Auftreten ist wohl vor fast zwei Millionen Jahren anzusetzen. Er verdoppelt sein Gehirnvolumen im Vergleich zu seinen Vorläufern, benützt verstärkt Werkzeuge und Waffen und ist so nicht länger Beute für Großkatzen und Raubvögel, sondern wird selbst zum Jäger. Das bedeutet einen solchen Fortschritt und Unterschied zu anderen Lebewesen, dass man damit im Allgemeinen die Menschwerdung verbindet. Da der Mensch seit dem Homo rudolfensis geschlagene 2,5 Millionen Jahre vor allem mit Steinwerkzeugen hantiert, ist die Steinzeit die mit Abstand längste Epoche seiner Geschichte. Von etwa 300 000 bis 40 000 v. Chr. entwickelt sich eine Frühform des heutigen Menschen: der Homo sapiens (lat. »weiser, kluger, verständiger Mensch«). Auch dank seines nochmals vergrößerten Gehirns breitet er sich zunächst in Afrika und Ostasien, dann in Europa aus, wo er den Neandertaler verdrängt.
    Der Steinzeitmensch lebt in Gruppen von bis zu ungefähr 50 Mitgliedern. Man nächtigt zunächst in Höhlen, dann auch in Lauben aus Ästen, in zeltartigen Konstruktionen aus Mammutknochen, später in Pfostenbauten mit Fellen von mehreren Metern Durchmesser. Der Frühmensch lernt Feuer zu machen. Da er sich beim Jagen zunehmend geschickt anstellt, hat er ab ungefähr 40 000 v. Chr. Zeit, Schmuck aus Muscheln zu fertigen, Flöten aus Mammutzähnen, Plastiken aus Knochen und Stein und schließlich Höhlenmalereien. Bis heute weiß man nicht genau, ob man die abgebildeten Tiere in Vorbereitung auf die Jagd bildhaftmagisch einfangen wollte oder nur zum Spaß malte. Auch ist fraglich, inwiefern Gestalten, deren Darstellungen aus heutiger Sicht visionär anmuten, von religiösem Denken zeugen.
    Insofern lässt sich auch kaum sagen, ob es sich etwa bei der Kalksteinskulptur Venus von Willendorf von rund 25 000 v. Chr. um ein kultisches Fruchtbarkeitssymbol der Großen Mutter handelt, in dem vielleicht anklingt, dass die Kultur damals stärker matriarchalisch geprägt ist, oder schlicht um eine übertriebene Darstellung von Schwangerschaft. Beliebt könnte die gewichtige Venus schon deshalb gewesen sein, weil sie in Zeiten des Mangels, in denen man noch keine richtige Vorratshaltung kennt, Reichtum, Fülle und Nahrungsreserven symbolisiert.
    Die Voraussetzung für Reichtum und letztlich für unseren heutigen Lebensstil ist jedenfalls die Sesshaftwerdung des Menschen, die man aufgrund ihrer immensen historischen
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