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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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auch die Diener, nach dieser Mahlzeit. Er fragte sich, ob die Ställe ebenso verlassen sein würden.
    Er hatte unbeschreibliches Glück, dass er Mr. Stokely-von-Boston allein antraf. Zumindest hielt er zu dieser Zeit das Treffen noch für zufällig. Später erkundigte er sich bei diesem danach. Mr. Stokely-von-Boston war, wie der Raumlord vermutet hatte, tatsächlich ein Untermensch, ein Vogelmann.
    Mr. Stokely-von-Bostons Lächeln war weise und freundlich. »Sehen Sie, Gouverneur Kuat hegt nicht den geringsten Verdacht, dass ich ein Untermensch bin. Und selbstverständlich hat die universelle Gedankenbarriere keinen Einfluss auf mich. Es war ein wenig schwierig, aber es ist mir dann doch gelungen, zu Ihnen vorzudringen. Ich war etwas bekümmert, als meine tastenden Gedanken die Narben bemerkten, die von Styron IV zurückgeblieben sind, aber ich habe die modernsten Methoden benutzt, um Ihre Seele zu heilen, und ich bin überzeugt, dass wir Erfolg haben werden.«
    Vorübergehend verspürte der Raumlord einen merkwürdigen Widerwillen bei der Vorstellung, dass ein Tierabkömmling derart intimen Kontakt mit seinem Bewusstsein gehabt hatte, aber der Zorn hielt nicht lange an, denn bald sah er die Parallelen zwischen seinem mentalen Gespräch mit dem Vogelmann und der stillen, einfühlenden Zuneigung, die ihn mit Griselda verband.
    Mr. Stokely-von-Bostons Lächeln wurde ein wenig tiefer. »Ich habe mich in Ihnen nicht getäuscht, Lord bin Permaiswari. Sie sind der Verbündete, den wir hier auf Xanadu benötigen. Sie sind überrascht?«
    Lord bin Permaiswari nickte. »Der Gouverneur war so davon überzeugt, dass es hier auf Xanadu keine Untermenschen gibt …«
    »Hierher zu gelangen war auch nicht einfach«, gestand Mr. Stokely-von-Boston, »aber ich bin nicht allein. Und natürlich unterstützen uns auch andere menschliche Familien, aber bis jetzt hatten wir keinen Verbündeten, der so mächtig gewesen wäre wie ein Raumlord.«
    Lord Kemal stellte fest, dass es ihm nicht missfiel, als Verbündeter bezeichnet zu werden. Wieder las der Vogelmann seine Gedanken und lächelte ihn an. Er besaß ein ungewöhnlich gewinnendes, keckes, aber freundliches Lächeln. Er wirkte vertrauenswürdig, und Lord Kemal war bereit, alles zu akzeptieren, was der Vogelmann sagen würde.
    Ihre Gedanken trafen sich. »Ich möchte mich Ihnen zunächst einmal vorstellen«, begann der Vogelmann. »Mein richtiger Name lautet A’dolar, und mein Vorfahr war der große E-telekeli, von dem Sie vielleicht schon gehört haben.«
    Lord Kemal fand die falsche Bescheidenheit dieser Bemerkung eher rührend. Respektvoll neigte er kurz den Kopf; der legendäre Vogelmann, E-telekeli, war in der ganzen Instrumentalität als unumstrittener Führer und spiritueller Ratgeber der Untermenschen bekannt. Dieser aus einem Ei entsprungene Untermensch konnte der Instrumentalität bei der Erfüllung ihrer Aufgaben von ungeheurem Nutzen oder ein Gegner von fürchterlicher Macht sein. Die Lords und Ladys, die die Instrumentalität regierten, ängstigten sich eher vor seiner Mitarbeit.
    Von vielen Untermenschen war bekannt, dass sie ungewöhnliche medizinische oder psychische Fähigkeiten besaßen, und es beruhigte den Raumlord, dass der Tierabkömmling, der seinen Geist manipuliert hatte, ein Nachkomme von E-telekeli war. Er entdeckte, dass er seine Gedanken aussprakk , denn A’dolar konnte ihn offensichtlich verstehen. Es würde dem Raumlord gewiss leichter fallen, Xanadus Rätsel zu lösen, wenn sie zusammenarbeiteten, aber zunächst musste er feststellen, ob ihre ungewöhnliche Allianz gegen die Gesetze der Instrumentalität verstieß.
    »Nein«, erklärte A’dolar. »Tatsächlich werden wir eine Entwicklung korrigieren, die im direkten Gegensatz zu den Gesetzen der Instrumentalität steht.«
    »Handelt es sich dabei um etwas ›Autochthones‹?«, fragte der Raumlord hellsinnig.
    »Die hiesige Kultur spielt dabei eine Rolle«, stimmte A’dolar zu, »aber sie wird nur als Bühne für etwas benutzt, das weitaus böser ist, und ich verwende das Wort ›böse‹ nicht allein in diesem Sinne« – er hielt Kemal das Kreuzzeichen des genagelten Gottes entgegen – »sondern im Sinn eines grundlegenden Verstoßes gegen das Recht auf Leben. Ich meine das Recht eines Lebewesens, zu existieren, nach eigenen Vorstellungen zu existieren, vorausgesetzt, es beeinträchtigt nicht die Rechte anderer, das Recht, auf eigene Art mit dem Leben zurechtzukommen und sein Dasein selbst zu
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