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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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bestimmen.«
    Zum zweiten Mal nickte Lord Kemal bin Permaiswari voll Respekt und Zustimmung. »Das sind unveräußerliche Rechte.«
    A’dolar schüttelte den Kopf. »Das sollten sie sein«, sprakk er, »aber auf Xanadu hat Kuat eine Möglichkeit gefunden, diese Unveräußerlichkeit zu umgehen. Gewiss sind Sie vertraut mit den Untoten?«
    »Natürlich. ›Und niemals ein eigenes Leben …‹«, zitierte er aus einem alten Lied. »Aber was hat das mit dem Recht auf Leben zu tun? Die Untoten wachsen aus gefrorenen Körperstückchen legendärer Helden, die schon lange tot sind. Es stimmt schon, dass wir hin und wieder außergewöhnliche Erfolge mit den Untoten in ihrem zweiten Leben zu verzeichnen haben, wenn wir die physische Person des Toten regenerieren, aber nicht immer – ihre Heldentaten schienen eine Folge der Umstände und der Gene gewesen zu sein, und nicht etwa nur ausschließlich ihrer Gene …«
    Wieder schüttelte A’dolar den Kopf. »Ich sprekke nicht von den legalen, wissenschaftlich kontrollierten Untoten, obwohl ich manchmal großes Mitleid für sie empfinde. Aber was würden Sie von Untoten halten, die aus Lebenden erstehen?«
    Verwunderung und Entsetzen malten sich auf dem Gesicht des Raumlords, als A’dolar fortfuhr. »Untote, die wie Marionetten von Kuat gelenkt werden, Untote, die an die Stelle ihrer Originale treten, so dass weder die Untoten noch ihre Originale ein eigenes Leben führen können …«
    Unvermittelt wusste der Raumlord, was sich in jenem Gebäude befand, das er zwischen den Buahbäumen entdeckt hatte. »Das ist das Laboratorium, nicht wahr?«
    A’dolar nickte. »Ein perfektes Versteck. Kuat hat das Gerücht verbreitet, dass der Duft der Buahbäume tödlich sei, solange er nicht, nach Rücksprache mit den Aroi, die Erlaubnis zur Ernte der Früchte gibt. So wagt sich niemand bis dorthin vor. Alles Unsinn. Nur kurze Zeit, unmittelbar vor der Ernte, ist der Duft der Buahfrüchte tödlich … mit anderen Worten, in dem Gerücht steckt gerade genug Wahrheit, um alles glaubwürdig erscheinen zu lassen. Sie haben heute Morgen erlebt, wie unser Kundschafter getötet wurde …«
    Lord Kemal sah ihn verständnislos an. »Den nicht modifizierten Adler, den Sie heute Morgen bei Ihrem Ritt vom Himmel fallen gesehen haben. Er hat das Laboratorium für uns ausgekundschaftet. Man hat ihn mit einem Pisang-Pfeil abgeschossen. Derartige Dinge bestärken die Menschen darin, sich von dem Wald fernzuhalten.«
    »Sie standen mit ihm in Verbindung?«
    Zum ersten Mal machte das Lächeln des Vogelmannes auf den Raumlord einen müden Eindruck. »Natürlich.« Dann verdunkelte sich sein Gesicht, und seine Augen wurden alt und traurig. »Er war mein Bruder. Wir wurden im selben Nest ausgebrütet, aber ich wurde genetisch kodiert und in einen Untermenschen verwandelt und er nicht. Unsere Gefühle unterscheiden sich von denen der Wahren Menschen, aber wir können Liebe und Treue empfinden, und auch Trauer …«
    Vor seinem inneren Auge sah Lord Kemal wieder den Vogel, wie er elegant hinauf in den Morgenhimmel stieg, und er spürte A’dolars Trauer. Ja, er glaubte, dass auch Untermenschen Gefühle besaßen.
    A’dolar berührte mit seinem Greiffinger Kemals Hand. »Ich habe erkannt, dass Sie Mitleid für ihn verspürten, auch wenn Ihnen die Umstände unklar waren. Das war einer der Gründe, warum ich wollte, dass Sie heute Nacht zu mir kamen.« Seine Stimmung schlug um. »Wir müssen uns zuerst um die Aroi kümmern.«
    »Ich kenne dieses Wort, aber nicht seine Bedeutung.«
    »Das überrascht mich nicht. Die Aroi führen ein Leben, das dem Vergnügen geweiht ist – sie singen, sie tanzen, sie feiern und dienen als eine Art Priesterschaft. Die Aroi bestehen aus Männern und Frauen, und sie werden respektiert und verehrt. Aber um ein Aroi zu werden, muss man eine grausige Bedingung erfüllen.«
    Der Raumlord sah ihn fragend an.
    »Alle lebenden Nachkommen des derzeitigen Gatten jener Person, die sich den Aroi anschließt, müssen geopfert werden. Oder der Gatte muss sterben, und falls aus dieser Ehe mehr als ein Kind hervorgegangen ist, müssen entsprechend viele Freiwillige sterben.«
    Lord Kemal nickte. »Das ist also der Grund, warum sich Laris Mutter in der sonnenlosen See ertränkt hat – um ihren unmündigen Sohn zu retten. Aber warum hat sich der alte Gouverneur den Aroi angeschlossen?«
    »Verstehen Sie nicht? Mit Kuat als Gouverneur und dem alten Gouverneur bei den Aroi besitzt dieses
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