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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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wie ein Traum aufgestiegen. Und dann? Eine unerwartete Luftströmung? Oder etwas Tödlicheres?
    Was hat meine Mutter gefühlt?, fragte sich Lari. Welche Gefühle und Gedanken haben sie beherrscht, als sie in die warme, tiefe, dunkle See ging – und wusste, dass sie niemals zurückkehren würde?
    Madu war verwirrt und einsam. Es war das erste Mal, dass sie so unmittelbar mit dem Tod in irgendeiner Form konfrontiert wurde. Ihre Eltern erschienen ihr unwirklich; sie hatte sie nie gekannt.
    Aber dieser Vogel – sie hatte ihn lebendig und frei gesehen, wie er flog und anmutig an Höhe gewann und oben am Himmel dahinglitt. Und dann, von einem Moment zum anderen, war er tot. Es war ihr unmöglich, diese beiden Gedanken miteinander zu vereinen.
    Lord Kemal gewann – aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung – als Erster sein seelisches Gleichgewicht zurück. »Sie haben mir noch nicht verraten«, sagte er, »welches Ziel wir haben.«
    Madus Lächeln war nur ein mattes Echo ihrer gewohnten Vergnügtheit, sie musste sich dazu zwingen. »Wir reiten dort hinten hin und dann bis ganz oben zum Rand des Kraters hinauf. Von dort hat man eine wundervolle Aussicht, und wenn man dort steht, meint man fast, den ganzen Planeten überblicken zu können.«
    Lari nickte und schaltete sich trotz der dunklen Gedanken, die seine Seele umwölkten, in die Unterhaltung ein. »Das stimmt«, versicherte er. »Man kann von dort aus sogar den Hain der Buahbäume erkennen. Aus der Frucht des Buahbaums gewinnen wir Pisang und Dju-di.«
    »Das interessiert mich schon die ganze Zeit«, gestand der Raumlord. »Seit meiner Landung auf diesem Planeten habe ich noch keinen einzigen Baum zu Gesicht bekommen.«
    »Nein«, sagten Madu und Lari gleichzeitig. Seine Bemerkung bot ihnen ein wenig Ablenkung, beide mussten darüber lachen und gewannen einen Teil ihrer Fröhlichkeit zurück, die sie seit dem Tod des Vogels verloren hatten. Unbewusst übertrugen sie sie auf die Katzen, die nun wieder mit großen, schnellen Sätzen vorwärtssprangen.
    Die Erleichterung des Raumlords über den Stimmungsumschwung seiner jungen Begleiter wurde von dem Kummer gedämpft, dass sie ihre Unterhaltung, die ihn zu interessieren begonnen hatte, nicht fortsetzen konnten, solange ihre Katzenrösser ihre halsbrecherische Geschwindigkeit beibehielten.
    Als es bergauf ging, wurden die Katzen allerdings nach und nach langsamer.
    Zunächst war die Veränderung kaum spürbar, doch mit der Dauer des Aufstiegs wuchs auch die Erschöpfung Griseldas. Lord Kemal hatte schon geglaubt, dass sie niemals müde würde, aber der Aufstieg zum Rand des Kraters nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    Dass auch die anderen Katzen unter der Anstrengung litten, war an ihren langsameren Bewegungen erkennbar.
    Der Raumlord knüpfte an das unterbrochene Gespräch an. »Sie wollten mir von den Bäumen erzählen«, erinnerte er sie.
    Lari antwortete ihm. »Es ist schon richtig, dass Sie bisher noch keine Bäume gesehen haben«, sagte er. »Die einzigen Bäume außer den Buahbäumen, die auf Xanadu wachsen, sind die Kelapabäume, und diese findet man nur unten in den Kratern der kleineren Vulkane. Sie können einige von ihnen sehen, wenn wir am Kraterrand angekommen sind. Aber die Buahbäume trifft man nur in Gruppen an – zur Befruchtung sind männliche und weibliche Bäume erforderlich, und den Früchten kann man sich nur zu bestimmten Zeiten nähern. Andernfalls bedeutet allein das Einatmen ihres Duftes den sofortigen Tod.«
    Madu pflichtete ihm ernst bei. »Wir müssen uns immer in ausreichender Entfernung von dem Buahwald halten, bis Kuat mit den Aroi gesprochen hat, und wenn er uns sagt, dass die Zeit gekommen ist, beteiligen sich alle Bewohner Xanadus an der Ernte. Die Aroi tanzen, und dies ist dann die beste Zeit …«
    Mißbilligend schüttelte Lari den Kopf. »Madu, es gibt Dinge, über die wir mit Außenstehenden nicht reden dürfen.«
    Ihr Antlitz verdüsterte sich, und Tränen traten ihr in die Augen, und sie stotterte: »Aber ein Lord der Instrumentalität …«
    Beide Männer spürten ihre Verzweiflung, und jeder bemühte sich auf seine Weise, sie zu lindern. Der Raumlord sagte: »Es ist mir ein Leichtes, Dinge zu vergessen, die mich nichts angehen.«
    Lari lächelte ihr zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es ist alles in Ordnung. Er versteht uns, und du hattest nichts Böses im Sinn. Wir werden Kuat nichts davon
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