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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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dass man sich möglicherweise Pisang eingegossen hat?«
    »Wie ich schon sagte«, nickte Madu, » die Antwort ergibt keinen Sinn.«
    An dieser Stelle meldete sich Kuat zu Wort. Er sprach ein wenig undeutlich, aber was er sagte, klang vernünftig: »Zuvorderst ist es eine Frage der Tradition. In den alten Tagen, unter dem ersten Khan und bevor Xanadu der Rechtsprechung der Lords der Instrumentalität unterworfen wurde, herrschte Gesetzlosigkeit auf Xanadu. Es gab Machtkämpfe, und Menschen von anderen Planeten versuchten, unsere Reichtümer zu plündern. Es musste eine einfache Möglichkeit gefunden werden, sie zu eliminieren, bevor sie merkten, dass sie eliminiert wurden. Der Doppelkrug ist, wie es heißt, die Nachbildung eines chinesischen Gefäßes, das von dem ersten Khan nach Xanadu mitgebracht worden ist. Mehr weiß ich nicht darüber, aber so hat sich diese Sitte eingebürgert. Auf ganz Xanadu gibt es keinen Krug, der nicht in zwei Hälften für das Dju-di und das Pisang geteilt ist.« Er nickte weise, als hätte er damit alles erklärt, aber der Raumlord war noch nicht zufrieden mit der Antwort.
    »In Ordnung«, sagte er. »Sie stellen die Krüge in der traditionellen Form her, aber, bei den Wolken der Venus, warum füllen Sie sie auch weiterhin mit Pisang?«
    Kuats Antwort klang noch undeutlicher als zuvor. Die Wirkung des Dju-di ließ ihn lallen, und der Raumlord entschied sich, Madus Ratschlag zu beherzigen und nie mehr als zwei Gläser dieses Getränks zu sich zu nehmen. Kuat lächelte verzerrt und drohte Lord Kemal mahnend mit dem Finger. »Fremde sollten nicht zu viele Fragen stellen … Es könnten ja Feinde in der Nähe sein, und auf die sind wir gut vorbereitet. Wie dem auch sei, so richten wir hier auf Xanadu jedenfalls unsere Verbrecher hin.« Er lachte hemmungslos. »Sie wissen nicht, was sie trinken. Es ist wie bei einer Lotterie. Manchmal ärgere ich sie ein wenig. Ich gebe ihnen zuerst Dju-di, und dann glauben sie schon, gerettet zu sein. Danach schenke ich ihnen noch einmal ein, und sie sind völlig arglos. Glücklich trinken sie, da beim ersten Glas nichts geschehen ist. Und wenn die Lähmung dann eintritt – ha! Dann sollten Sie mal ihre Gesichter sehen!«
    Für einen Moment wurde der Raumlord von der Abneigung geradezu überwältigt, die er Kuat entgegenbrachte. Aber der Mann ist berauscht, dachte er. Und dann: Oder spricht aus ihm sein wahrer Charakter? »Nein, nein, Kuat, so denkst du doch gar nicht!«
    Kuat schien wieder zur Besinnung gekommen zu sein. Er klopfte seinem Bruder beruhigend auf das Knie. »Nein, nein, natürlich nicht. Ich glaube, ich gehe lieber zu Bett. Du kümmerst dich um unseren Gast, ja?«
    Er torkelte leicht, als er sich erhob, aber es gelang ihm, den Raum zu verlassen, ohne zu schwanken.
    Plötzlich war die Barriere verschwunden. Er konnte zwar nicht Kuats Gedanken lesen, aber der Raumlord spürte irgendwo auf dem Planeten etwas Böses, Fremdes, Ungesetzliches. Kälte schien die Wärme des Dju-di in seinen Adern zu ersetzen.
    Jenseits der weißen Dünen kam Wind auf. Weit entfernt von der Stadt, geschützt durch das alte Kraterbecken der sonnenlosen See, lag das Laboratorium in vorgetäuschter Ruhe da. Im Innern bewegten sich die illegalen Untoten in ihren ambiotischen Flüssigkeiten, und noch waren sie nicht ganz erwacht; draußen jedoch schienen sich die Bäume, die ihre tödlichen Früchte trugen, bereits in furchtsamer Erwartung zu schütteln.
    Madu seufzte. »Ich wusste, dass er das letzte Glas nicht hätte trinken dürfen, aber er wollte es ja unbedingt.« Sie wandte sich an Lari, ohne den Raumlord zu beachten, und sagte entschuldigend: »Natürlich ist das Unsinn, was er von den Verbrechern erzählt hat. Er war so gut zu uns in all den Jahren … niemand kann so freundlich zu uns sein und gleichzeitig so grausam zu anderen, oder doch?«
    Erneut musterte der Raumlord Lari. Das hübsche junge Gesicht, das so lebendig und so jung, so schrecklich jung war, hatte einen unbehaglichen Ausdruck angenommen. »Nein, das glaube ich nicht, obwohl ich Geschichten gehört habe …« Er verstummte, als er sich der Gegenwart des Raumlords bewusst wurde. »Natürlich ist alles Unsinn«, schloss er, aber Lord Kemal hatte den Eindruck, dass er nicht nur den schlechten Eindruck wegwischen wollte, den sein Bruder hervorgerufen hatte, sondern auch versuchte, sich selbst zu beruhigen.
    »Wir werden jetzt essen«, rief Madu fröhlich, und sie stand auf, um in das Esszimmer
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