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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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erzählen.«
    Als er nach dem Abendessen in seinem Zimmer lag, versuchte der Raumlord, diesen Nachmittag zu rekonstruieren. Sie hatten den Rand des Kraters erreicht, und alles war so, wie Madu es vorhergesagt hatte – der Ausblick war grandios gewesen.
    Der Raumlord war überwältigt gewesen von dem Gefühl der Unendlichkeit, die eine Bedeutung zu besitzen schien, die er in dieser Stärke auf all seinen Reisen durch Raum oder Zeit noch nie zuvor empfunden hatte. Und dennoch hatte ihn im Hintergrund seines Bewusstseins der Gedanke gequält, dass etwas nicht stimmte.
    Teilweise hatte dies etwas mit dem Wald der Buahbäume zu tun gehabt. Er war überzeugt gewesen, einen Blick auf ein Gebäude erhascht zu haben, während der unbeständige, manchmal böige, manchmal sanfte Wind in den Buahästen raschelte. Von seiner Entdeckung hatte er den beiden jungen Leuten nichts verraten. Möglicherweise hatte es sich auch dabei um eine autochthone Angelegenheit gehandelt, über die zu sprechen verboten war, denn sonst hätte es wohl einer von ihnen erwähnt.
    Er kramte in seiner Erinnerung (ja, er spürte tatsächlich, dass sich seine Seele erholte) und fragte sich, ob einer der Palastdiener wohl bereit sein mochte, mit einem Lord der Instrumentalität zu reden. Plötzlich kam ihm etwas in den Sinn, das er bisher nur unbewusst wahrgenommen hatte. Einer der Männer im Katzenstall. Wie war das noch gewesen? Er hatte einen Fisch in den Katzensand gezeichnet und, mit einem Blick in das Gesicht des Raumlords, das Bild beiläufig wieder verwischt. Später hatte er am Hals des Mannes Metall aufblitzen gesehen.
    Konnte es sich dabei um das Kreuzzeichen des genagelten Gottes gehandelt haben? Gab es hier auf Xanadu einen Anhänger der alten starken Religion? Wenn ja, dann hatte er in ihm einen Gesprächspartner gefunden.
    Oder war es umgekehrt? Der Mann hatte vielleicht versucht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Jetzt, da er darüber nachdachte, war er sich dessen fast sicher. Nun, zumindest besaß er nun einen potenziellen Partner. Blieb nur noch, sich an den Namen des Mannes zu erinnern.
    Er ließ seine Gedanken frei assoziieren; das Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf; die Hand des Mannes, wie sie an seinen Hals griff … Ja, es war ein Kreuz, jetzt konnte er es deutlich sehen … Warum hatte er es nicht sofort bemerkt? Und da war er, er hatte ihn nicht vergessen … Ja, der Name des Mannes: Mr. Stokely-von-Boston. Die unangenehme Vermutung, dass es doch einen Untermenschen auf Xanadu gab, plagte ihn. Mr. Stokely-von-Boston machte nicht den Eindruck, als ob er von Tieren abstammte, aber der Name besaß einen absonderlichen Klang.
    Lord Kemal bin Permaiswari spürte, dass er nicht bis zum Morgen warten konnte, um seine Bekanntschaft mit Mr. Stokely-von-Boston zu vertiefen. Welchen Vorwand konnte er benutzen, um zu dieser Stunde hinunter in die Katzenställe zu gehen? Noch acht weitere Stunden blieben die Tore von Xanadu verschlossen. Dann erkannte er, dass er wie ein gewöhnlicher Mensch gedacht hatte. Er war ein Lord der Instrumentalität. Wieso sollte er sich überhaupt für irgendetwas, das er beabsichtigte, einen Vorwand zurechtlegen? Kuat mochte der Gouverneur von Xanadu sein, aber in der Hierarchie der Instrumentalität war er nur ein winziges Rädchen.
    Dennoch schien es dem Raumlord geboten, seine Pläne mit äußerster Umsicht durchzuführen. Kuat hatte bewiesen, wie rücksichtslos er sein konnte, und einige dieser »autochthonen« Angelegenheiten wirkten sehr sonderbar. Ein Raumlord, der aufgrund seines zerrütteten Geisteszustandes »irrtümlich« Pisang trank, mochte ohne weitere Nachforschungen abgeschrieben werden. Und außerdem musste er das Wohlergehen von Mr. Stokely-von-Boston im Auge behalten.
    Griselda. Das war die Lösung. Er hatte am Nachmittag bemerkt, dass sie verschnupft war … er hatte es sogar gegenüber Madu und Lari erwähnt … und sie hatten es dem Staub oder den Pollen zugeschrieben. Aber dies konnte ihm als Vorwand dienen. Allen war klar, dass er Zuneigung zu Griselda gefasst hatte, jedenfalls genug, um sich um ihre Gesundheit Sorgen zu machen. Gewiss würde niemand seine Besorgnis als ungewöhnlich empfinden.
    Die Korridore wirkten merkwürdig verlassen, als er sich auf den Weg zum Katzenstall machte. Ihm kam zu Bewusstsein, dass er in all den Tagen seit seiner Ankunft auf Xanadu nach dem Abendessen nie seinen Wohnbereich verlassen hatte. Offenbar ruhten alle, sowohl die Herren als
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