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Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)
Autoren: Kurt Flasch
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getäuscht.    [68]   Er hat es abgelehnt, ‹Gott› gleichgesetzt zu werden, Markus  10,18. Am Kreuz sah er sich von Gott verlassen, Markus  15,34. Er hat auch Bizarres getan: Er hat böse Geister ausgetrieben und in eine Herde von zweitausend Schweinen verbannt, die sich dann in einen Fluß gestürzt hat, Markus  5,11–14. Er hat einen Feigenbaum zum Verdorren verdammt, nur weil er außerhalb der Erntezeit für ihn keine Früchte trug, Markus  11,10–14.
    Wer auf den christlichen Glauben verzichtet, analysiert solche Defizite ruhig; er erlaubt sich nüchterne Betrachtung. Er braucht kein Glaubenssystem zu retten. Er läßt den Goldgrund und geht, wie es das Leben und das historische Handwerk fordert, in die Details.
    Wir leben in Mitteleuropa nicht mehr in einer geschlossenen Glaubenswelt. Es werden widersprechende Ansichten verbreitet, und wer bewußt in dieser Gegenwart lebt, bleibt als Gläubiger von Zweifelsfragen nicht verschont. Ich habe manchen Christen sagen hören: «Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!» Diesen Zwiespalt ist der Ungläubige los. Er betet keine widrige Beweislage ges- und. Er behauptet nicht, im Christentum sei alles falsch gewesen. Er kennt seine Schwächen und seine oft maßlos übertriebenen Stärken wie die Liebesethik und die Bergpredigt; er findet es gut, wenn jemand Hungrige speist und Kranke besucht; er kritisiert die politische Ethik und die Sexualmoral der Christen; er teilt nicht ihre tradierte Auffassung von der Rolle der Frau. Er beurteilt die Beweislage für die Glaubwürdigkeit der christlichen Lehre skeptisch: Die alten philosophischen Glaubensvorbereitungen sind weggebrochen; die historischen Argumente sind schwach bis falsch. Daher vereinfache ich mein Leben und mache von diesen Hypothesen keinen Gebrauch. Ich wundere mich über die Großtönerei von Theologen, die das Christentum als Ausb- und von Vernunft anpreisen. Paulus nannte es eine ‹Torheit›.
    3.  Christentum der Unvernunft
    Wer den christlichen Glauben verläßt oder auf sich beruhen läßt, kann freier reden. Ihn kümmert nicht kirchliche Korrektheit; er überläßt die halbherzigen Reden und theologischen Verkniffenheiten denen, die sie brauchen. Manche waten gern im Nebel, besonders wenn sie Gottes Vorsehung wegen des Bösen in der Welt mit tradierten Redensarten verteidigen. Wer den Glauben aufgibt, verschafft sich Argumentationsfreiheit. Er geht dem Zweifel liebevoll nach, den der Rechtgläubige erleidet oder unterdrückt. Er kann sagen, die Bibel lehre zuweilen Unsinniges und die Kirchenlehre enthalte Unvernünftiges. Ich könnte dazu viele Einzelheiten aufzählen und ihre Unsinnigkeit begründen, aber dies würde mein Buch sprengen. Hier stelle ich ein paar Stichworte dazu zusammen: ausgewählte und knappgefaßte Proben vom Christentum der Unvernunft, von denen ich einige schon erwähnt habe.

    3.1) Die Kirchen haben – die katholische bis 1960 und darüber hinaus, die evangelische mindestens bis 1800, aber auch darüber hinaus – gelehrt, das Alte Testament offenbare den wahren Gott, wenn auch auf unvollkommene Weise. Jeder Satz der Bibel sei von Gottes Geist diktiert.
    Der alttestamentliche Gott – religions- und ideengeschichtlich von hohem Interesse – ist archaisch-grausam. Man lese bitte: 1 Samuel, Kapitel 15. Die geschichtlichen Berichte zeigen ihn nicht als Weisen; er fürchtet Konkurrenz; er bereut und vernichtet die Menschheit bis auf einen Liebling, von dem man nicht weiß, wie er alle Tierarten in seiner Arche unterbrachte. Gott verhängt die Todesstrafe für unverschuldetes Berühren der Bundeslade. Der christliche Glaube hat Menschen in lebenswichtigen Dingen irregeführt, indem er z.B. versicherte, es gebe Hexen. Agnostiker schmunzeln, wenn es Gott gut tut, daß Salomo ihm 22000 Rinder und 120000 Schafe opfert. Sie vermuten aber, es sei erzählerische Großmäuligkeit im Spiel.
    Die Kirchen behaupteten jahrhundertelang, die Hebräische Bibel sei historisch glaubwürdig mit ihren Erzählungen über den Turmbau zu Babel, die geschichtliche Rolle Abrahams, die Flucht aus Ägypten, den Durchgang durch das Rote Meer, die Eroberung Palästinas, das Babylonische Exil. Dabei handelt es sich um historische Dichtungen.

    3.2) Die Kirchen forderten – wie oben – historischen Glauben an die Berichte nicht nur der Evangelien, sondern der ganzen Bibel. So sei das Paradies ein jetzt noch existierender körperlicher Raum, lehrte Thomas von Aquino und zitierte dafür
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