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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies
Autoren: Isaac Marion
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der Stadt. Julie sitzt hinter mir, ihre Arme umklammern meine Brust, ihre Beine hat sie um meine gewickelt. Ihre Fliegerbrille glitzert im Sonnenlicht, als sie lächelt und ihre perfekten Zähne zeigt. Es ist nicht länger an mir, dieses Lächeln mit ihr zu teilen, und ich weiß das, ich habe akzeptiert, wie es ist und bleiben wird, auch wenn sie es nicht akzeptieren wird. Wenigstens kann ich sie beschützen. Wenigstens kann ich dafür sorgen, dass sie in Sicherheit ist. Sie ist so unerträglich schön, und manchmal habe ich eine Zukunft mit ihr im Kopf, aber mein Kopf, mein Kopf tut weh, o Gott, mein Kopf ist –
     
    Halt.
    Wer bist du? Lass die Erinnerungen zerfließen. Deine Augen sind verkrustet – blinzele. Ring flatternd nach Atem.
    Du bist wieder du. Du bist niemand.
    Willkommen zurück.
     
    Ich fühle den Teppich unter meinen Fingern. Ich höre die Gewehrschüsse. Ich stehe auf und sehe mich um, verwirrt und benommen. Eine Vision, die so tief ging, hatte ich noch nie. Als würde ein ganzes Leben in meinem Kopf ablaufen. Meine Augen brennen wie von Tränen, aber meine Tränenkanäle sind leer. Das ungestillte Bedürfnis zu weinen wirkt wie Pfefferspray. Zum ersten Mal, seit ich tot bin, fühle ich Schmerz.
    Ganz in der Nähe höre ich einen Schrei und drehe mich um. Sie ist es. Sie ist hier. Julie ist hier, älter jetzt, vielleichtneunzehn, ihr Babyspeck ist dahingeschmolzen und hat schärfere Linien zutage gefördert, eine schönere Haltung, kleine Muskeln, die sich an ihre mädchenhafte Gestalt schmiegen. Sie kauert in einem Winkel, unbewaffnet, und schluchzt und schreit, während M auf sie zukriecht. Er findet die Frauen immer. Für ihn sind ihre Erinnerungen Pornos. Ich bin noch verwirrt, unsicher, wo oder wer ich bin, aber …
    Ich schiebe M zur Seite und knurre: »Nein. Meins.«
    Er fletscht die Zähne, als wollte er sich gleich auf mich stürzen, aber ein Gewehrschuss zerreißt ihm die Schulter, und dann schlurft er davon, um zwei anderen Zombies zu helfen, einen schwerbewaffneten Jungen zu erledigen.
    Ich nähere mich dem Mädchen. Sie kauert vor mir, ihr zartes Fleisch bietet alles, was ich zu nehmen gewohnt bin, und meine Instinkte regen sich wieder. Das Verlangen zu reißen fährt mir in die Arme und in den Kiefer. Doch dann schreit sie noch einmal, und etwas in mir rührt sich, eine kraftlose Motte in einem Spinnennetz. In diesem kurzen Moment des Zögerns, noch warm vom Nektar der Erinnerungen eines jungen Mannes, treffe ich eine Entscheidung.
    Ich stöhne sanft, und Zentimeter für Zentimeter bewege ich mich auf das Mädchen zu. Ich versuche, meinem dumpfen Gesicht einen freundlichen Ausdruck abzuringen. Ich bin nicht niemand. Ich bin ein neun Jahre alter Junge, ein fünfzehn Jahre alter Junge, ich bin –
    Sie wirft mir ein Messer an den Kopf.
    Die Klinge bleibt mitten in meiner Stirn stecken und vibriert. Aber sie ist kaum zwei Zentimeter weit eingedrungen und hat meinen Stirnlappen nur gestreift. Ich ziehe das Messer raus und lasse es fallen. Ich strecke die Hände aus und mache sanfte Geräusche mit den Lippen, aber ich bin hilflos. Wie kann ich unbedrohlich wirken, wenn mir das Blut ihres Freundes vom Kinn tropft?
    Ich bin jetzt kaum noch einen Meter von ihr entfernt. Sie tastet in ihrer Jeans nach der nächsten Waffe. In meinem Rücken bringen die Toten ihr Schlachtfest zu Ende. Bald schon wird sich ihre Aufmerksamkeit auf diese dunkle Ecke des Raums richten. Ich hole tief Luft.
    »Ju…lie«, sage ich.
    Es fließt mir wie Honig von der Zunge. Ich fühle mich gut, als ich es sage.
    Ihre Augen weiten sich. Sie erstarrt.
    »Julie«, sage ich wieder. Ich strecke ihr meine Hände entgegen. Ich deute auf die Zombies hinter mir. Ich schüttele den Kopf.
    Sie starrt mich an, ohne irgendein Zeichen, dass sie verstanden hätte. Doch als ich die Hand nach ihr ausstrecke, um sie zu berühren, bewegt sie sich nicht. Sie sticht auch nicht auf mich ein.
    Mit der freien Hand fasse ich in die Kopfwunde eines gefallenen Zombies und sammle eine Handfläche voll schwarzen, leblosen Bluts. Langsam und sanft schmiere ich es in ihr Gesicht, auf ihren Hals und auf ihre Kleider. Sie zuckt noch nicht einmal. Wahrscheinlich ist sie vor Schreck gelähmt.
    Ich nehme ihre Hand und ziehe sie hoch. In diesem Moment lassen M und die anderen von ihrer Beute ab, drehen sich um und inspizieren den Raum. Ihr Blick fällt auf mich. Julies Hand haltend gehe ich auf die anderen zu, ich muss Julie nicht einmal ziehen. Mit
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