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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies
Autoren: Isaac Marion
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kaue.
     
    Ich bin Perry Kelvin, ein sechzehnjähriger Junge, und sehe meiner Freundin beim Tagebuchschreiben zu. Der schwarze Ledereinband ist zerfleddert und abgenutzt, das Innere ein Irrgarten aus Gekritzel, kleinen Bemerkungen und Zitaten. Ich sitze mit einer geretteten Erstausgabe von On the Road auf der Couch und sehne mich danach, irgendwann zu leben, nur nicht jetzt. Sie hat sich auf meinem Schoß eingeigelt und schreibt wie wild. Ich linse ihr über die Schulter und versuche einen Blick darauf zu erhaschen, was sie schreibt. Sie zieht das Tagebuch weg und lächelt schüchtern. »Nein«, sagt sie und fährt mit ihrer Arbeit fort.
    »Was schreibst du da?«
    »Verraaate ich niiiiicht.«
    »Tagebuch oder Gedichte?«
    »Beides, dummes Zeug.«
    »Komme ich vor?«
    Sie kichert.
    Ich lege meine Arme um ihre Schultern. Sie kuschelt sich noch etwas enger an mich. Ich vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar und küsse ihren Hinterkopf. Der würzige Geruch ihres Shampoos –
     
    M schaut mich an. »Du … hast mehr?«, grunzt er. Er streckt die Hand aus, ich soll es ihm geben. Aber ich gebe es ihm nicht. Ich beiße noch einmal ab und schließe die Augen.
     
    »Perry«, sagt Julie.
    »Ja.«
    Wir sind in unserem Geheimversteck auf dem Stadiondach. Wir liegen auf einer roten über die weißen Stahlplatten gebreiteten Decke und blinzeln in den blendend blauen Himmel.
    »Ich vermisse Flugzeuge«, sagt sie.
    Ich nicke. »Ich auch.«
    »Nicht das Fliegen. So wie Dad ist, bin ich dazu sowieso nie gekommen. Ich vermisse einfach die Flugzeuge. Das gedämpfte Donnern in der Ferne, die weißen Streifen … wie sie durch den Himmel schneiden, weißt du? Und auf dem Blau malen? Meine Mom hat immer gesagt, dass es wie eine Zaubertafel aussieht. Es war so schön.«
    Die Vorstellung macht mich lächeln. Sie hat recht. Flugzeuge waren schön. Feuerwerk auch. Blumen. Konzerte. Drachen. Alles, was wir uns nicht länger leisten können.
    »Mir gefällt, wie du dich erinnerst«, sage ich.
    Sie sieht mich an. »Das müssen wir. Wir müssen uns an alles erinnern. Sonst ist alles weg, wenn wir älter sind.«
    Ich schließe die Augen und lasse das sengende Licht rot hinter meinen Lidern lodern. Ich lasse es mein Hirn durchweichen. Wir lieben uns auf der Decke auf dem Stadiondach, hundertzwanzig Meter hoch. Das Sonnenlicht wacht über uns wie eine gutherzige Anstandsdame und lächelt leise.
     
    »Hey!«
    Ich reiße die Augen auf. M starrt mich an. Er grabscht nach dem Stück Hirn in meiner Hand, und ich ziehe sie weg.
    »Nein«, knurre ich.
    M ist vermutlich mein Freund, aber eher, als ihn das hierprobieren zu lassen, würde ich ihn töten. Beim Gedanken an seine dreckigen Finger, wie sie diese Erinnerungen begrapschen und vögeln, will ich ihm die Brust aufreißen und sein Herz mit bloßen Händen zermalmen, sein Hirn zertrampeln, bis es ihn nicht mehr gibt. Das hier ist meins .
    M schaut mich an. Er sieht das drohende Flackern in meinen Augen, hört den anschwellenden Fliegeralarm. Er zieht die Hand zurück. Er starrt mich einen Moment lang an, ärgerlich und verwirrt. »Gier…hals«, brummt er und schließt sich in einer Toilettenkabine ein.
    Ich verlasse die Toilette mit ungewöhnlich zielgerichteten Schritten. Ich schlüpfe durch die Tür der 747 und verharre in einem Oval aus blassem Licht. Julie liegt auf einem zurückgeklappten Sitz und schnarcht leise. Ich klopfe an die Flugzeugwand, und sie fährt hoch, hellwach. Sie beobachtet mich misstrauisch, als ich mich nähere. Meine Augen brennen wieder. Ich hebe ihre Tasche vom Boden auf und durchwühle sie. Ich entdecke ihre Brieftasche, und dann entdecke ich ein Foto. Das Bild eines jungen Mannes. Ich halte ihr das Foto ins Gesicht.
    »Es tut … mir leid«, sage ich heiser.
    Sie sieht mich an, mit versteinerter Miene.
    Ich deute auf meinen Mund. Ich lege eine Hand auf meinen Bauch. Ich deute auf ihren Mund. Ich berühre ihren Bauch. Dann deute ich aus dem Fenster, in den wolkenlos schwarzen Himmel voller gnadenloser Sterne. Schwächer ist Mord nie rechtfertigt worden, aber mehr habe ich nicht zu bieten. Ich beiße die Zähne zusammen und blinzele, um das trockene Brennen zu lindern
    Julies Unterlippe bebt. Ihre Augen sind rot und feucht. »Wer von euch hat das getan?«, fragt sie. Ihre Stimme droht zu brechen. »War es der Große? Der fette Wichser, der mich beinahe erwischt hätte?«
    Ich starre sie an, weil ich ihre Fragen zuerst nicht verstehe.
    Dann trifft es mich wie der Schlag und
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