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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies
Autoren: Isaac Marion
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kaltem Phad Thai. Im angrenzenden Flur hört er ein einsames Skelett klappern, ändert rasch die Richtung, jagt unvermindert schnell um die Ecke. Die Knochen sind nun langsamer geworden. In dem Augenblick, als der Dad und die Stiefmutter des Jungen zurückgekommen sind, ist irgendetwas mit ihnen passiert. Sie summen so ziellos umher wie Bienen im Winter. Sie verharren reglos, wie altes Zeug, das darauf wartet, durch neues ersetzt zu werden.
    Der Junge trägt eine Kiste. Jetzt ist sie leer, doch seine Arme tun weh. Er läuft auf die Brücke und hält an, um sich zu orientieren.
    »Alex!«
    Hinter ihm taucht seine Schwester auf. Auch sie trägt eine Kiste. Sie hat Klebestreifen an allen Fingern.
    »Alles fertig, Joan?«
    »Alles fertig!«
    »Okay. Holen wir mehr.«
    Sie rennen den Gang hinunter. Als sie das Laufband betreten, springt es an, und das Band schlingert unter ihren Füßen. Der Junge und das Mädchen sind barfuß und laufen in Lichtgeschwindigkeit. Sie fliegen wie galoppierendes Rotwild den Gang hinab, während die Morgensonne hinter ihnen aufgeht. Am Ende des Gangs laufen sie fast in eine Gruppe mit anderen Kindern, alle von ihnen haben Kisten in der Hand.
    »Alles fertig«, sagen die Kinder.
    »Okay«, sagt Alex, und sie laufen zusammen los. Einige der Kinder tragen immer noch Lumpen. Einige von ihnen sind immer noch grau. Aber die meisten von ihnen leben. Den Kindern fehlte das institutionelle Programm der Erwachsenen. Man hatte ihnen alles beibringen müssen. Wie man mühelos tötet, wie man ziellos herumwandert, wie man schwankt und stöhnt und richtig verfault. Aber jetzt gibt es keinen Unterricht mehr. Niemand bringt ihnen etwas bei, und wie winterharte, vertrocknete Knollen, die in der gefrorenen Erde warten, kehren sie jetzt von ganz allein ins Leben zurück.
    Das fluoreszierende Licht flackert und summt, und in den Lautsprechern hoch oben hört man eine Plattenspielernadel kratzen. Eine unternehmungslustige Seele hat die Sprechanlage des Flughafens gekapert. Süße, schwindeln machende Streicher wogen in die Dunkelheit, und Francis Albert Sinatras Stimme hallt in den einsamen, leeren Hallen.
    Something wonderful happens in summer … when the sky is a heavenly blue …
    Die staubigen Boxen knacken und knistern, fallen immer wieder aus und rauschen. Aber es ist das erste Mal seit Jahren, dass die abgestandene Luft dieses Ortes von Musik in Bewegung gebracht wird.
    Als die Kinder zum Gate rennen, um neue Kisten und neues Klebeband zu holen, kommen sie an einer fahlblassen Gestalt vorbei, die den Gang hinunterwatschelt. Die Zombiefrau wirft einen Blick auf die vorbeilaufenden Kinder, verfolgt sie aber nicht. Sie spürt den Hunger nicht mehr so, wie sie es früher getan hat. Sie beobachtet, wie die Kinder um die Ecke verschwinden, dann setzt sie ihren Weg fort. Sie weiß nicht genau, wohin sie geht, aber da leuchtet etwas Weißes am Ende des Ganges, und es sieht schön aus. Sie taumelt darauf zu.
    Something wonderful happens in summer … when the moon makes you feel all aglow … You fall in love, you fall in love … you want the whole world to know …
    Sie tritt in den Wartebereich von Gate 12, der von dem hellen Licht der Morgensonne überflutet ist. Auf das deckenhohe Fenster, von dem aus man auf die Pisten schaut, hat jemand kleine Fotos geklebt. Eins neben dem anderen, je fünf von ihnen übereinander, formen sie einen durchgehenden Streifen bis zum Ende des Raums.
    Something wonderful happens in summer … and it happens only a few. But when it does … yes when it does …
    Die Zombiefrau nähert sich den Fotos voller Misstrauen. Sie baut sich vor ihnen auf und starrt sie mit halboffenem Mund an.
    Ein Mädchen klettert auf einen Apfelbaum. Ein Kind spritzt seinen Bruder mit einem Schlauch nass. Eine Frau spielt Cello. Ein älteres Pärchen berührt sich sanft. Ein Junge mit einem Hund. Ein Junge, der weint. Ein Neugeborenes im Tiefschlaf. Und ein älteres Foto, zerknittert undverblichen. Ein Mann, eine Frau und ein kleines blondes Mädchen lächeln und blinzeln in die Sonne.
    Die Zombiefrau starrt diese geheimnisvolle und ausufernde Collage an. Das Sonnenlicht spiegelt sich auf ihrem Namensschild. Es ist so hell, dass es ihr in den Augen weh tut. Stundenlang steht sie da, ohne sich zu rühren. Dann atmet sie tief durch. Zum ersten Mal seit Monaten. Ihre Finger, die schlaff an ihrer Seite baumeln, beginnen im Takt der Musik zu zucken.
     
    »R.«
    Ich öffne die Augen. Ich liege auf dem
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