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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies
Autoren: Isaac Marion
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ihren Inhalator aus der Tasche zu holen. Blutig und dreckig, mit zerrissenen Kleidern und pfeifenden Lungen – wir haben nie ein schöneres Paar abgegeben.
    »Wo gehen … wir hin?«, frage ich.
    Sie deutet auf die Großleinwand. Auf dem Bildschirm blinkt Noras Bild mit einer Abfolge von Wörtern:
     
    NORA GREENE
    BEWAFFNETER ÜBERFALL
    SOFORT VERHAFTEN
     
    »Wir werden sie brauchen«, sagt Julie. »Was immer als Nächstes passiert, ich will, dass sie bei uns ist und sich nicht in der Umkleide eingeschlossen hat.«
    Ich betrachte Noras großes, gepixeltes Gesicht. Ihr fröhliches Grinsen wirkt auf einem Fahndungsfoto unpassend. »Sind wir deshalb … zurück?«, frage ich Julies Hinterkopf. »Wegen ihr?«
    »Halb, halb.«
    Ein schwaches Lächeln legt sich über mein Gesicht. »Du hast … Pläne.« Ich wage es, vielsagend klingen zu wollen. »Nicht bloß … aufpassen.«
    »Ich habe wirklich geglaubt, dass ich mit diesem Ort fertig bin«, sagt sie, ohne ihr Tempo zu reduzieren. Und dabei belässt sie es.
    Wir halten uns an den Stadionrändern, folgen der Mauer. Die dünnen Türme der Stadt stöhnen und schwanken im Wind, die stählernen, im Beton über unseren Köpfen verankerten Haltekabel surren wie die Laserschwerter in einem Science-Fiction-Film. Die schlammbedeckten Straßen sind leer. Alle Sicherheitskräfte sind bestimmt draußen bei den Knochen, während die Zivilisten, dicht gedrängt in ihren fadenscheinigen Häusern, darauf warten, dass es vorübergeht. Diffuses Licht, rot am frühen Abendhimmel, und an der Sonne treiben Cumuluswolken vorbei. Wären da draußen keine Armeen, würde man ihren Streit nicht wie den rücksichtslosen Nachbarn durch die Wände hören, fast wäre es friedlich.
    »Ich habe eine Idee, wo sie sein könnte«, sagt Julie, während sie mich durch einen dunklen Eingang führt. »Früherwaren wir oft in der Wandung. Wir haben in den VIP-Räumen gesessen und so getan, als wären wir Promis oder so. Die Welt war da schon fast am Ende, deshalb war es so lustig sich vorzustellen, noch immer eine Rolle zu spielen.«
    Wir steigen viele lange Treppen zu einem oberen Stockwerk hinauf. Die meisten der Türen scheinen versiegelt zu sein, aber Julie hält sich mit keiner einzigen von ihnen auf. Sie findet einen schmalen, mit einem Stück Plastikplane abgedeckten Spalt, und wir quetschen uns hindurch.
    Der dahinterliegende Raum scheint die Luxus-Loge des Stadions zu sein. Hier liegen teure Ledersessel umgekippt neben gesplitterten Glastischen, und silberne Tabletts bieten Häppchen aus trockenem Schimmel an. Am Tresen hocken Gläser neben Handtaschen, sie sehen wie geduldige Liebhaber aus, die nicht ahnen, dass ihre Verabredung niemals vom Frischmachen zurückkommen wird.
    Nora sitzt vor einem riesigen, weit ins Stadioninnere ragenden Panoramafenster, nippt an einer Weinflasche und schenkt uns ein breites Lächeln. »Guckt mal«, sagt sie und zeigt auf die Großleinwand mit ihrem Bild. »Ich bin im Fernsehen.«
    Julie läuft zu ihr hin und umarmt sie, wobei sie ein bisschen Wein verschüttet. »Bist du okay?«
    »Klar. Warum seid ihr zurückgekommen?«
    »Hast du mitgekriegt, was da draußen los ist?«
    Eine Granatenexplosion unterstreicht die Frage.
    »Jede Menge Skelette?«
    »Ja. Sie haben mich und R bis hierher verfolgt. Sie jagen uns.«
    Nora winkt mir zu. »Hallo R.«
    »Hallo.«
    »Magst du Wein? 86er Rothschild. Ich würde ihn als lecker beschreiben, mit köstlich fruchtiger Note.«
    »Danke, nein.«
    Sie zuckt mit den Schultern: »Sie jagen euch? Wieso?«
    »Wir glauben, dass sie wissen, was wir vorhaben.«
    Eine Pause. »Was habt ihr vor?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Die Welt in Ordnung bringen?«
    Nora sieht genauso aus wie Julie letzte Nacht am Telefon mit M, als sie zu hören bekam, was sie nie zu hören erwartet hatte. »Wirklich?«, sagt sie. Die Weinflasche baumelt zwischen ihren Fingern.
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Wir wissen es noch nicht. Wir werden es einfach versuchen. Wir finden es heraus, während wir es versuchen.«
    In diesem Moment verschwindet das Bild vom Großbildschirm, und die Stadionlautsprecher erwachen krächzend zum Leben. Eine vertraute Stimme donnert wie ein Gott vom Himmel.
    »Julie. Ich weiß, dass du da bist. Mit deinem Anfall ist es jetzt vorbei. Ich werde nicht zulassen, dass du wie deine Mutter endest. Weiches Fleisch wird von harten Zähnen gegessen. Sie ist gestorben, weil sie nicht verhärten wollte.«
    Tief unten sehe ich die paar wenigen verbliebenen
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