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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz
Autoren: Russo Andrea
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denkt doch jetzt wohl nicht etwa, Sam hätte wirklich alle erdenklichen …
    Natürlich tut er das! Muss er ja! Auf der Stelle werde ich feuerrot im Gesicht. Da hilft auch der Gedanke nichts, dass das bestimmt Alltag für die Polizisten ist und gar nichts Besonderes.
    Ich habe bisher kein einziges Wort von mir gegeben. Den Kopf halte ich gesenkt, so als wäre er mir zu schwer vom Suff geworden. Ich traue mich noch nicht einmal richtig zu atmen. Bestimmt ist das auch der Grund, warum ich plötzlich so ein eigenartiges Gefühl im Hals spüre. Und dann passiert es auch schon.
    Â»Hicks!«
    Erschrocken halte ich die Luft an, aber das hilft auch nicht weiter, im Gegenteil, das nächste »Hicks« entschlüpft frech meiner Kehle, und kurz darauf noch eins und noch eins.
    Ich habe tatsächlich Schluckauf, und wie es scheint, einen besonders unnachgiebigen. Sam beginnt zu lachen, woraufhin ich ihr wiederum aus Versehen fest auf den Fuß trete. Nun verstummt sie augenblicklich und schaut mich streng an.
    Â»Jetzt bloß nicht frech werden, sonst holen wir Konrad«,
foppt sie mich. »Und der kennt sich bestens mit Randalierern aus, stimmt’s, Peter?«
    Jetzt grinst auch der Kollege.
    Â»Ja, packen wir sie lieber weg. Zelle drei ist besonders gemütlich.«
    Und vor der stehe ich schon. Noch ist sie verschlossen durch eine grüne Eisentür. Meine Güte, da sind aber viele Riegel dran. Drei genau genommen. Und ein Schloss noch dazu. Am liebsten würde ich mal einen Blick durch das kleine Guckloch werfen, damit ich weiß, was mich gleich erwartet, aber dazu komme ich nicht mehr. Peter öffnet die Tür und wenige Sekunden später sehe ich mein Nachtquartier von innen. Es ist ungefähr zwei Meter breit und drei Meter lang. Gut, dass wir Sommer haben und es draußen noch hell ist. So fällt Licht durch das vergitterte Fenster, das weit oben an der Wand ist. Da kann ich ja niemals hinausgucken!
    An der Wand befindet sich ein gemauertes Bett, auf dem eine sehr dünne Matratze liegt. Dazu habe ich eine abgenützte braune Decke bekommen. Im Winter würde ich mir hier den Hintern abfrieren, aber wir haben ja zum Glück milde Temperaturen. Neben der Tür befindet sich ein Knopf, für den Notfall, wenn ich mal zur Toilette muss. Ich hoffe inständig, dass das nicht passieren wird. Mehr befindet sich nicht in meiner Unterkunft, aber sie soll ja auch nicht bequem sein, und außerdem bin ich hier ja nicht lange, hoffe ich.
    Nachdem die beiden mir noch einmal aufmunternd zugenickt haben und die Tür hinter mir ins Schloss gefallen
ist, lege ich mich auf meine ungemütliche Nachtstätte und schaue an die Decke. Sam ist jetzt unterwegs zur nächtlichen Ruhestörung. Hoffentlich muss ich nicht die ganze Nacht hier verbringen. Sehnsüchtig werfe ich einen Blick zur Tür. Dabei fällt mir auf, dass einige Sprüche, Namen und Bilder in den Lack geritzt wurden. Wie die Gefangenen das wohl angestellt haben? Wo hatten die nur was zum Kratzen her? Ich musste alles abgeben, da war Sam eisern. Das Einzige, das an mir noch irgendwie aus Metall ist, ist der Hosenknopf und der Reißverschluss an meiner Jeans.
    Â»Lucky was here«, lese ich, als ich mir die Tür genauer betrachte.
    Â»Wixer!«
    Â»Ich war hier!«
    Â»Ich auch!«
    Â»Saftladen«
    Â»Ich liebe dich!«
    Ob man das Kratzen hört draußen? Die beiden Aufpasser sitzen in einem Raum etwas weiter weg. Und da ist ja auch noch der Flur dazwischen. Schon fummle und drehe ich am Knopf meiner Jeans. Zack! Ab ist er. Mit der kleinen Öse könnte es tatsächlich funktionieren. Ganz unauffällig schlendere ich zur Tür und lasse mich mit dem Rücken daran hinuntergleiten.
    Dann ziehe ich vorsichtig den ersten Strich. Wow! Es geht! Nach einer Weile werde ich mutiger, und ich ratsche lauter und tiefer. Als ich fertig bin, steht »Anna liebt Daniel« an der Tür. Augenblicklich fühle ich mich sehr verwegen. Und kurz darauf wieder sehr einsam. Unglücklich
lege ich mich auf die unbequeme Matratze und rolle mich zur Seite, um an die Wand zu starren.
    Â 
    Ich muss wohl eingenickt sein. Daran ist bestimmt der Whiskey schuld. Und hätte es draußen vor der Tür nicht solchen Tumult gegeben, würde ich bestimmt immer noch schlafen. Mein Blick fällt auf das vergitterte Fenster. Von meinem Bett aus kann ich tatsächlich die Sterne sehen. Wie spät es
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