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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz
Autoren: Russo Andrea
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mir gehalten. Zu mir und meiner geliebten Mathilde. Und unser Helmut hier …«, und damit deutet sie mit einem Kopfnicken auf das haarige Etwas, das immer noch in der abendlichen Sonne liegt, »der hat mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Purer Zufall – und der eigenartige Geschmack meiner Freundin!«
    Da haben wir’s. Von wegen Helmut Kohl! Adele war in eine Frau verliebt, in eine Frau namens Mathilde! Und die entschied sich damals für ihre Familie, weil sie ihre Kinder und ihren Mann nicht verlassen wollte. Trotzdem haben die beiden sich über Jahre hinweg geliebt und sich ellenlange Briefe geschrieben. Und jetzt ist Mathildes Mann gestorben und Adele geht zurück zu ihr. Die beiden alten Damen werden endlich ihr richtiges Leben leben.
    Mir steigen vor Rührung die Tränen in die Augen, als Katharina auch schon »Ach, wie schön!« ruft und schnieft.
    Â»Ja«, sagt Adele, »aber das geht nur, wenn ihr beiden mir helft.«
    Â»Klar doch, wie denn?«, frage ich, mühsam die Tränen unterdrückend.
    Â»Ich kann Helmut nicht mitnehmen. Mathilde hat sechs Katzen. Ich glaube, das wäre dem alten Haudegen ein bisschen zu viel. Er hat ja jetzt auch schon zwölf Jahre auf dem Buckel.«

    Â»Der kann bei mir bleiben! Und du kannst ihn ja ab und an besuchen – und uns natürlich auch«, biete ich sofort an. Ich will ja schließlich nicht, dass Adele so kurz vorm Ziel an ihrem Glück vorbeischlittert.
    Â»Und was kann ich tun?«, fragt Katharina.
    Â»Ich wollte dich bitten, meine Wohnung zu übernehmen. Meine Möbel kann ich nicht mitnehmen, und bei dir sind sie in guten Händen, Kindchen. Ich würde nur darum bitten, hier Gast sein zu dürfen, wenn ich mal nach Deutschland kommen sollte.«
    Jetzt flennt auch Katharina. Sie heult wirklich minutenlang Rotz und Wasser. Und ich freue mich so sehr für sie, dass ich auch ein bisschen mitheule. Auch weil mir klar wird, dass dann meine Freundin unter uns, oder besser gesagt, unter mir, wohnen wird … Mein Schluchzen wird lauter.
    Â»Na, na, Kinder, jetzt kriegt euch mal wieder ein. Noch bin ich ja hier. Ich reise erst, wenn das Bein wieder heil ist. Und das kann einen guten Monat dauern. Du und deine Kinder, ihr könnt natürlich solange bei mir bleiben. Dann bin ich nicht so alleine, und Anna hat auch ab und an ihre Ruhe. Die wird sie nämlich dann brauchen, wenn sie sich erst ihren Daniel zurückgeholt hat.«
    Â»Ja«, wirft Katharina ein, »du könntest deswegen übrigens schon mal anfangen zu trinken.«
    Â 
    Ich habe mich für Whiskey entschieden, da man den wenigstens riechen kann. Wodka würde ich jetzt lieber trinken, aber der ist ja fast geschmacksneutral. Und natürlich
nehme ich mir vor, nur so viel zu trinken, dass ich noch alles mitbekomme …
    Zu viel Alkohol, ein bisschen rumspinnen und sich dann nicht ausweisen können, das ist der einzige Grund, in Polizeigewahrsam genommen zu werden, ohne dass ich danach mit irgendwelchen Folgen rechnen muss. Das hat Sam mir verraten. Wenn Daniel mich nicht abholt, werde ich am nächsten Morgen einfach wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Als Sam mit Chris vor der Tür steht, habe ich drei Gläser Whiskey intus und ein weiteres habe ich auf meiner Kleidung verspritzt.
    Â»Darf ich bitten? Einmal freie Kost und Logis?«
    Plötzlich verlässt mich der Mut. Den habe ich bestimmt mit dem letzten Schluck Whiskey runtergespült. Irgendwie habe ich auf einmal so gar keine Lust mehr, eine Nacht in einer Zelle zu verbringen. Das könnte nämlich durchaus passieren. Nämlich dann, wenn Daniel sich weigert, mich vorzeitig rauszuholen. Sam hat ihn übrigens über sein Handy geortet. Ich wäre niemals darauf gekommen, dass er sich ausgerechnet bei meinem Bruder einnistet. Daniel hat Schlüssel zu deren Haus, weil er regelmäßig die Post reinholt, so lange Benno und seine liebe Ehefrau verreist sind. Spätestens nächste Woche wäre Daniel also wahrscheinlich eh wieder zurückgekommen. Aber vielleicht auch nicht. Trotzdem, so ganz wohl ist mir bei dieser Sache nicht …
    Â»Meinst du, das ist wirklich so eine gute Idee, Sam? Was, wenn Katharina heute entbindet?«

    Â»Dann ist Adele hier und ruft den Rettungsdienst. Und wenn Adele wieder ausrutscht, dann ruft Katharina selbst den Rettungsdienst. Und wenn irgendwas anderes passiert, dann rufen sie mich. Ich bin
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