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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten
Autoren: Cecelia Holland
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schweigend. Tony hatte eine Taktik ablenkender Unterhaltung entwickelt und sich so daran gewöhnt, daß er ohne Konversation nicht spielen konnte. Er sah, daß Paula mit einem einzigen, entscheidenden Zug zwei Positionen schließen konnte. Tony mußte sie dazu bringen, die Möglichkeit zu übersehen und einen anderen Zug zu machen, und das tat sie auch.
    Tony beugte sich vor. »Du mußt doch selbst sehen, was dieses Komitee tut. Sie Schmarotzern an der Anarchie. Sie haben alles Interesse daran, daß Menschen versagen. Ziehst du jetzt oder nicht?«
    Sie zog einen Stein. »Aha«, sagte Tony und zog ebenfalls. Die Gefahr war vorüber. »Du bist nicht konzentriert. Ich bin weit im Vorteil.«
    Seine Wohnung befand sich im Erdgeschoß eines alten Stein-gebäudes nahe beim Waldrand. Uberall in den fünf Zimmern lagen Bücher und Manuskripte herum. Sie kochten das Abendessen in der Küche, und sogar während des Essens setzten sie ihre Diskussion über das Komitee fort. Selbst im Bett versuchte er noch, ihr ihren Plan auszureden. Sie erwachte von einem lauten Krachen und fuhr auf. Sie spürte, daß sich ihre Nackenhaare sträubten, und sie wäre beinahe aus dem Bett gefallen. Tony kletterte über sie hinweg und griff nach seiner Hose.
    Sie traten ans Fenster. Aus dem Treppenhaus hörten sie erregtes Stimmengewirr, und jemand schrie etwas. Tony kletterte aus dem Schlafzimmerfenster nach draußen. Paula warf einen seiner Morgenmäntel über und folgte ihm. Zwischen dem Gebäude und dem Waldrand erstreckte sich eine Wiese. Sie sah mehrere Menschen auf den Waldrand zulaufen.
    Als sie und Tony dort angelangt waren, hatte sich bereits eine kleine Menschenmenge angesammelt. Der Nachtbus stand auf der ebenen Wiese, unmittelbar vor den ersten Bäumen, und die wenigen Passagiere standen um ihn herum. Ein kleiner, zweisitziger Air-Car hatte die Kronen der Bäume gestreift und hing jetzt schräg im Geäst. Paula drängte sich neugierig näher. Tony packte sie beim Arm. »Bleib zurück. Er könnte herunterstürzen.«
    Die Menschen drängten sich um den Unfallort. Ein Mann ging nervös auf und ab und murmelte immer wieder: »Ich hatte das Ding nicht versichert.« Paula blickte zu dem Air-Car hinauf. Es war ein Totalschaden. Ein dicker Ast hatte sich in eins der Seitenfenster gebohrt und ragte aus dem Dach wieder heraus. Der Bug war völlig eingedrückt.
    »Ist jemand verletzt worden?«
    »Der da drüben sieht ziemlich schlecht aus. Er war der Passagier.«
    Sie blickte zu einem Mann hinüber, der unter einem Baum hockte, den Kopf auf die Arme gelegt. Paula fragte sich, ob sie ihm irgendwie helfen könnte.
    »Aufpassen!«
    Zwei Männer zogen den Air-Car mit Seilen aus den Baumkronen. Der größere der beiden trug eine Jacke, auf deren Rücken die Worte NIGHT BUS SERVICE standen. Das Wrack löste sich aus den Baumkronen. Äste brachen knackend, und ein Schauer von Laub rieselte auf die Leute herab. Paula sprang erschrocken zurück. Der Wagen schlug krachend auf den Boden auf.
    Tony trat neben sie. »Der Wagen ist in den Sog des Airbus geraten«, sagte er. »Der Fahrer muß betrunken gewesen sein.«
    Der Fahrer stand jetzt neben dem Wrack und jammerte immer wieder, daß er nicht versichert sei. Tony und eine Frau gerieten in Streit über die Frage, wie schnell der Wagen gewesen sei. Paula sah sich wieder nach dem Passagier um. Jemand bot ihm einen Schluck aus einer Halbliterflasche Whisky an. Er schüttelte den Kopf, und als der andere sie ihm aufdrängen wollte, hob er den Kopf und schrie: »Verschwinde!«
    Der Busfahrer rollte sein Seil zusammen. »Irgend jemand müßte morgen herkommen und die Bäume beschneiden.« Er trat auf den Fahrer des Air-Cars zu und deutete auf den Passagier. »Ist er verletzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was haben Sie jetzt vor? Ich muß weiter. Ich muß meine Strecke zu Ende bringen.«
    »Schaffen Sie ihn ins Krankenhaus«, rief Tony. »Nehmen Sie ihn im Bus mit.«
    Der Fahrer machte eine zögernde Geste mit der Hand und blickte den Passagier zweifelnd an. »Ich bin nicht versichert.«
    »Ich kann ihn beim Asclepius absetzen«, sagte der Busfahrer. Er und der andere Mann traten zu dem Verletzten, der unter dem Baum saß, und halfen ihm auf die Beine.
    Er ging steifbeinig zwischen den beiden anderen Männern zum Bus. Die Reflektor-Streifen an den Ärmeln des Mannes von Night Bus Service glommen rot und weiß. Keiner der anderen Menschen machte Anstalten, wieder in den Bus zu steigen. Die Innenbeleuchtung wurde
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