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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten
Autoren: Cecelia Holland
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Sie hörte leise Stimmen.
    »Gehen Sie hinein«, sagte Michalski und ging weiter, den Korridor hinunter. Paula blieb eine Weile vor der Tür stehen und lauschte auf die Stimmen, die durch die Tür drangen.

    »Warum hat es niemand gelernt?« sagte eine Frauenstimme.
    »Wozu denn?« erwiderte eine Stimme, die sie zu kennen glaubte. »Sie sind wirklich nicht die richtigen Leute für eine anarchistische Revolution, nicht wahr?«
    Paula drückte die Tür auf und trat ins Zimmer.
    Die sechs Mitglieder, die nebeneinander an einem langen Schreibtisch saßen, blickten auf. Sie schloß die Tür und trat direkt auf sie zu. Sie spürte, wie ihre Nerven vibrierten.
    »Ich bin Paula Mendoza«, sagte sie.
    Die sechs Gesichter blickten sie prüfend an. Die fette Frau in der Mitte war Sybil Jefferson. Ihre Wangen waren mit weißem Puder bedeckt. Sie blätterte eine Seite des Hefters um, der vor ihr lag.
    »Ihr Vater war Akim Morgan, der Verhaltensforscher, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Paula, etwas überrascht.
    »Ich habe ihn einmal getroffen. Er war ziemlich didaktisch.«
    »Er hatte einen sehr starken Willen«, sagte Paula ärgerlich. Ihr Vater war tot. »Er war nicht didaktisch.«
    Der kleine, dunkelhäutige Mann, der rechts neben Sybil Jefferson saß, beugte sich über den Tisch. »Warum wollen Sie bei diesem Komitee arbeiten?«
    Das war Richard Bunker, und seine Stimme hatte sie vorhin erkannt. »Das weiß ich selbst nicht«, sagte sie.
    »Ich will die Frage anders formulieren. Warum haben Sie das Antragsformular ausgefüllt?«
    Sie zwang sich, ihn fest anzublicken. »Weil das Komitee seinen Daseinszweck verloren hat. Es wurde gebildet, um eine Revolution durchzuführen. Aber jetzt ist es nicht mehr als eine Schattenregierung. Ich wollte eine Gelegenheit haben, um Ihnen zu sagen, daß Sie versagt haben.«
    Die sechs Gesichter blieben ausdruckslos. Niemand schien empört zu sein. Bunker lehnte sich zurück. Seine Hautfarbe war genau so dunkelbraun wie die Tonys. Er war klein und schlank, seine Hände waren so feingliederig wie die einer Frau. »Unsere Hauptaufgabe besteht darin, den Zustand der Anarchie zu bewahren und zu schützen. Innerhalb dieses anarchischen Zustandes haben alle Menschen die Freiheit, ihr eigenes Leben zu leben.
    Was sollten wir denn Ihrer Meinung nach tun? Sollten wir revolutionäre Propaganda nach Mars und Venus schmuggeln? Kader bilden? Crosbys Planet in die Luft jagen?«
    »Nein. Ich...«

    Vom anderen Ende des Tisches rief ein Mann: »Unter welchen Umständen würden Sie die Anwendung von Gewalt empfehlen?«
    »Fassen Sie sich bitte kurz«, murmelte ein anderer.
    »Von Gewaltanwendung halte ich überhaupt nichts«, sagte Paula. Sie fühlte einen Schweißtropfen an ihrer Wange herabrinnen. Sie hätte doch Michalskis Angebot einer Tasse Kaffee annehmen sollen.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Sybil Jefferson. Sie lächelte Paula an. Ihre Augen waren porzellanblau.
    »Sie ist bedeutungslos. Wenn man die Anwendung von Gewalt unter bestimmten Umständen rationalisiert, rationalisiert man sie auch in allen anderen Fällen.«
    Bunker sagte: »Ich möchte aber trotzdem wissen, wie Sie die Revolution zu fördern gedenken.«
    »Lösen Sie das Komitee auf«, sagte Paula. »Heute verlassen sich die Menschen darauf, daß Sie ihnen aus allen Schwierigkeiten heraushelfen. Wenn Sie das Komitee auflösen, müssen sie ihre Probleme selbst lösen.«
    Michalski trat herein und stellte ein Tablett auf den Tisch. Der Duft von Kaffee drang Paula in die Nase. Michalski stellte die Kanne, eine Schale mit Zuckernüssen und mehrere Tassen vor Bunkers Platz und wandte sich wieder zur Tür.
    »Könnte ich auch einen Kaffee haben, Michalski?« rief Paula ihn zurück.
    »Ich habe eine Tasse mehr mitgebracht.«
    Die sechs Mitglieder des Komitees drängten sich um die Kaffeekanne. Jefferson biß in eine Zuckernuß. Als sie sprach, versprühte sie Zuckerguß auf die Tischplatte. »Die Anarchie braucht eine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Die meisten anderen Menschen unseres Systems denken nicht so fortgeschritten wie Sie.«
    »Niemand hat das Recht, die Freiheit eines anderen zu beschneiden«, sagte Paula. Die anderen Menschen gingen wieder zu ihren Stühlen zurück. Sie goß sich Kaffee in die übriggebliebene Tasse.
    »Sie sprechen da aus eigener Erfahrung, nehme ich an.« Sybil Jeffersons Tunika war mit Zuckerguß bestreut. »Ich glaube, Sie waren schon einmal im Gefängnis, nicht wahr?«
    »Auf dem Mars«,
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