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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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wenigstens nicht alle Eier in einem Korb.
    Don sah nochmals zur Erde auf. Der Strahlenkranz hatte sich inzwischen verändert und war gleichmäßiger geworden. Er konnte nichts auf der tiefschwarzen Oberfläche unterscheiden obwohl er wußte, daß der östliche Pazifik und die beiden Amerikas links und der Atlantik und die westlichen Ausläufer Europas und Afrikas rechts lagen. Er dachte an die liebe Margo, die leicht hysterisch war, und an den guten alten Paul mit seinen Komplexen – nette kleine Käfer, die in der Erdatmosphäre wie unter einer Baumrinde hin und her liefen.
    Als er wieder zu Boden sah, stand er auf glitzernden Kristallen, die täuschend an frischgefallenen Schnee in Minnesota erinnerten. Kohlenstoffdioxydgas war durch den Staub nach oben gedrungen und hatte sich an der Oberfläche sofort in Kristalle verwandelt.
     
    Die warme Abendluft wehte um das Kabriolett, in dem Paul Hagbolt, Margo Gelhorn und die Katze Miau die Küstenstraße entlangfuhren. In fast regelmäßigen Abständen tauchte ein verwittertes Warnschild im Scheinwerferlicht auf, warnte deutlich vor ERDRUTSCHGEFAHR! oder VORSICHT – STEINSCHLAG und verschwand wieder in der Dunkelheit. Die Straße führte dicht am Pazifik entlang an fast senkrechten Wänden vorüber, die zum Teil nur aus Sandstein, Kies und anderen jungen Ablagerungen bestanden, obwohl gelegentlich größere Felsen sichtbar wurden.
    Margo saß mit wehenden Haaren neben Paul. Sie hatte ihre Jacke über die Knie gebreitet und hielt Miau darauf fest, die sich zusammengerollt hatte.
    »Jetzt sind wir bald in der Nähe von Vandenberg zwei«, stellte Paul fest. »Wenn du Lust hast, könnten wir dort den Mond durch ein Teleskop beobachten.«
    »Ist Morton Opperly auch dort?« fragte Margo.
    »Nein«, antwortete Paul mit einem schwachen Lächeln. »Er ist nach Vandenberg drei gefahren, um sich vor den anderen Theoretikern als oberster Hexenmeister aufzuspielen.«
    Margo zuckte mit den Schultern und sah nach oben. »Wird der Mond eigentlich nicht völlig dunkel?« erkundigte sie sich. »Vorläufig ist er noch kupferfarben.«
    Paul erklärte ihr die ringförmige Strahlung am Erdrand.
    »Wie lange dauert die Mondfinsternis überhaupt?« wollte sie dann wissen.
    »Zwei Stunden«, erwiderte Paul geduldig.
    »Ich dachte, Mondfinsternisse sind in wenigen Sekunden vorbei«, wandte Margo ein.
    »Das sind Sonnenfinsternisse – aber auch nur die totalen.«
    Margo lächelte und lehnte sich zurück. »Jetzt können wir über die Fotografien sprechen«, meinte sie. »Hier hört uns kein Mensch zu. Und ich bin bestimmt nicht mehr aufgeregt. Ich mache mir wegen Don keine Sorgen mehr.«
    Paul zögerte.
    Sie lächelte nochmals. »Ich verspreche dir, daß ich mich nicht wieder aufrege. Ich möchte nur wissen, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Wahrscheinlich erwartest du zuviel von mir«, meinte Paul. »Selbst die besten Astronomen sind wie vor den Kopf geschlagen. Opperly übrigens auch.«
    »Also?«
    Paul nickte schicksalergeben. »Normalerweise werden Sternenfotos nicht wie Familienbilder herumgezeigt«, sagte er, »aber die Astronomen des Mondprojekts haben mit ihren Kollegen in den Sternwarten vereinbart, daß sie alle ungewöhnlichen Veränderungen zu sehen bekommen. Auf diese Weise hatten sie die Fotos schon am nächsten Tag vor sich auf dem Tisch liegen.
    Das erste Foto kam vor einer Woche an; es zeigte ein Sternenfeld mit dem Planeten Pluto im Vordergrund. Aber während der Belichtung hatte sich dort irgend etwas ereignet, wodurch die Sterne entweder verdeckt wurden oder ihre Position veränderten. Ich habe es selbst gesehen – drei sehr schwache Spuren, wo die hellsten Sterne sich bewegt hatten. Schwarze Streifen auf weißem Hintergrund, denn die echten Astronomen sehen natürlich nur die Negative an.«
    »Aha«, entgegnete Margo. »Paul!« sagte sie dann aufgeregt. »Heute morgen stand in der Zeitung eine Meldung über einen Mann, der gesehen haben will, daß die Sterne sich bewegt haben. Ich erinnere mich noch an die Schlagzeile: STERNE HABEN GESCHWANKT, SAGT AUTOSÜNDER.«
    »Ich habe sie auch gesehen«, erklärte Paul etwas mürrisch. »Der Kerl ist in einem offenen Wagen gefahren und hat einen Unfall verursacht – weil die Sterne ihn fasziniert hatten, behauptet er. Bei der Blutprobe hat sich dann herausgestellt, daß er einen sitzen hatte.«
    »Ja, aber die Mitfahrer haben die gleiche Geschichte erzählt. Und später hat die Sternwarte Hunderte von Anrufen bekommen, in denen
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