Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
nicht. Außerdem verabscheue ich jede Organisation, die bestreitet, daß Katzen auch Leute sind!«
    »Schon gut, schon gut«, murmelte Paul.
    »Am besten kehrst du gleich hier um. Dann sehen wir auch den Mond wieder vor uns.«
    Paul gab sich alle Mühe, rasch an dem weißen Schild vorbeizufahren, aber Margo hielt ihn rechtzeitig an. »Dort! Bei der grünen Laterne! Daneben halten!« Als der Wagen auf dem Bankett zum Stehen gekommen war, richtete Miau sich auf und sah sich ohne großes Interesse um.
    An dieser Stelle führte eine nicht asphaltierte Nebenstraße zum Strand hinab. Die Abzweigung wurde durch eine Petroleumlampe mit grünem Glas markiert. Auf der anderen Straßenseite war im Licht der Autoscheinwerfer deutlich ein kleines weißes Schild zu erkennen. Die sauber gezeichneten schwarzen Buchstaben ergaben folgenden Text: ZUM SYMPOSIUM ÜBER FLIEGENDE UNTERTASSEN – GÄSTE WILLKOMMEN!
    »Das gibt es wirklich nur in Kalifornien«, sagte Paul und schüttelte den Kopf.
    »Komm, wir fahren hinunter und sehen uns die Sache selbst an«, schlug Margo vor.
    »Kommt nicht in Frage!« sagte Paul energisch. »Du kannst Vandenberg nicht ausstehen, und ich habe etwas gegen Verrückte, die an Fliegende Untertassen glauben.«
    »Aber vielleicht sind sie gar nicht verrückt, Paul«, wandte Margo ein. »Die Sache hat irgendwie Stil. Allein die Schrift – das ist Original Baskerville.«
    Sie nahm Miau auf den Arm, stieg aus und ging über die Straße.
    »Außerdem wissen wir gar nicht, ob die Versammlung heute abend stattfindet«, rief Paul hinter ihr her. »Wahrscheinlich war sie schon früher oder gar letzte Woche. Wer weiß?« Er stand auf. »Ich sehe weder Lichter noch andere Lebenszeichen.«
    »Die grüne Laterne beweist, daß die Versammlung heute stattfindet«, antwortete Margo. »Komm, wir fahren hinunter, Paul.«
    »Die Laterne hat vielleicht gar nichts mit dem Schild zu tun.«
    Margo drehte sich um und hielt im Scheinwerferlicht einen schwarzen Zeigefinger hoch.
    »Die Farbe ist noch naß«, sagte sie.
     
    Der Mond zog sich weiter in den Erdschatten zurück und näherte sich dem Punkt, an dem die drei Himmelskörper sich in einer Linie hintereinander befinden würden. Der Mond zerrte wie immer mit den unsichtbaren Fingern seiner Schwerkraft an dem nahen Planeten – die Sonne ebenfalls, aber wesentlich schwächer –, verformte dabei die Felskruste der Erde und ihren etwas elastischeren Kern, löste kaum wahrnehmbare Erdstöße und einige größere Beben aus und brachte die Gewässer der Erde zum Vibrieren, so daß Ozeane und Binnenmeere, Buchten, Kanäle und Fjorde, Seen und Teiche im langsamen Takt der Flut schwankten, deren einzelne Schwingungen etwas länger als einen Tag oder eine Nacht anhalten.
     

4
     
     
    Das Kabriolett mit Paul Hagbolt und Margo Gelhorn und ihrer Katze schwankte langsam über die schlechte Straße mit den tiefen Fahrspuren. Rechts ragten jetzt wieder felsige Klippen auf, links erstreckte sich der Sandstrand bis zum Wasser. Hier gab es keine Autoscheinwerfer mehr, von denen die Nacht wie auf der großen Straße in unregelmäßigen Abständen erhellt wurde. Nur der dunkle Mond und einzelne Sterne warfen jetzt noch einen schwachen Lichtschimmer, so daß eine fast unheimliche Stimmung entstand. Selbst Miau schien etwas davon gespürt zu haben, denn sie richtete sich auf und starrte nach vorn.
    »Das ist wahrscheinlich auch die Straße, die zum rückwärtigen Eingang von Vandenberg zwei führt«, meinte Paul. »Die offizielle Bezeichnung heißt ›Strandtor‹ oder so ähnlich. Normalerweise sollte ich natürlich das Haupttor benützen, aber im Notfall ...« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Eigentlich komisch, daß diese Verrückten ihre Versammlungen immer in der Nähe von Raketenbasen oder anderen Luftwaffenstützpunkten abhalten. Wahrscheinlich hoffen sie, daß auf diese Weise ein bißchen Ruhm auf sie abfärbt. Hast du schon gewußt, daß die Luftwaffe zuerst deswegen mißtrauisch war?«
    Im Licht der Scheinwerfer wurde ein Erdrutsch sichtbar, der mehr als die Hälfte der Straße versperrte. Die Erdmassen schienen erst vor kurzem abgerutscht zu sein, denn ihre Oberfläche war noch feucht. Paul trat auf die Bremse.
    »Ende der Expedition«, stellte er zufrieden fest.
    »Aber die anderen sind weitergefahren«, wandte Margo ein. »Dort drüben sind Spuren, wo sie ausgewichen sind.«
    »Okay«, murmelte Paul und zuckte mit den Schultern. »Aber wenn wir steckenbleiben, gehst du los
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher