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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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und suchst Treibholz, das wir unter die Hinterräder legen können.«
    Die Räder drehten zweimal leer durch, aber dann war die schwierigste Stelle überwunden. Etwa hundert Meter weiter wichen die Felsklippen von der Straße zurück, so daß ein freier Platz entstand. Ein Dutzend Autos stand hintereinander aufgereiht dicht neben den Felsen. Zu den ersten Ankömmlingen gehörten eine rote Limousine, ein Kleinbus und ein weißer Lieferwagen mit offener Ladefläche.
    Hinter dem letzten Auto hing eine weitere grüne Laterne und ein elegant beschriftetes Schild: BITTE HIER PARKEN UND DEN GRÜNEN LICHTERN FOLGEN.
    »Genau wie in der U-Bahnstation am Times Square«, stellte Margo begeistert fest. »Ich möchte wetten, daß zu der Gesellschaft auch einige New Yorker gehören.«
    »Das glaube ich auch«, stimmte Paul zu und warf einen mißtrauischen Blick auf die Felsen neben den Fahrzeugen. »Anscheinend haben sie noch nie gehört, daß Kalifornien für seine Erdrutsche bekannt ist.«
    Margo sprang aus dem Wagen und hielt Miau im linken Arm fest. Paul folgte langsamer und bot ihr die Jacke an.
    »Danke, mir ist warm genug«, sagte Margo.
    Die dritte grüne Laterne hing an einem Stück Treibholz neben einem großen Büschel Seegras. Der Strand war hier sehr flach und eben. Sie konnten endlich das Brausen der Wellen hören, die sich im Sand brachen – allerdings waren es dem Geräusch nach nur kleine Brecher. Miau bewegte sich unruhig. Margo sprach tröstend auf sie ein.
    Sie gingen an dem Seegras vorbei über den harten Sand auf die vierte grüne Laterne zu, die wie ein winziger Stern in der Dunkelheit leuchtete. Unter ihren Füßen knirschte der Sand. Paul nahm Margos Arm.
    »Ist dir klar, daß die Mondfinsternis noch immer anhält?« flüsterte Margo. Als Paul wortlos nickte, fuhr sie fort: »Was wäre, wenn die Sterne sich jetzt wieder bewegen würden?«
    »Ich sehe ein weißes Licht hinter dem vierten grünen«, sagte Paul. »Und Menschen und eine Art niedriges Gebäude.«
    Sie gingen weiter. Das Gebäude schien früher ein großes Ferienhaus oder ein kleiner Klub gewesen zu sein. Die Fenster waren mit Brettern verschalt. Vor dem Haus erstreckte sich eine ziemlich große ebene Fläche etwa zwanzig Zentimeter über dem Sand, die früher als Tanzfläche gedient haben mochte. Auf ihr standen etwa hundert Klappstühle, von denen allerdings nur die ersten zwanzig besetzt waren. Die Gäste saßen so, daß sie das Meer und die etwas erhöhte Plattform vor Augen hatten, auf der früher das Orchester gespielt hatte, während jetzt dort ein langer Tisch stand. Hinter dem Tisch saßen drei Menschen, deren Gesichter von einer weißen Lampe beleuchtet wurden – die einzige Lichtquelle außer der grünen Laterne im Hintergrund.
    Einer der drei trug einen Bart, der nächste war kahl und hatte eine Brille auf der Nase, der dritte trug einen Smoking mit weißer Schleife und einen grünen Turban.
    Der Bärtige sprach, aber sie waren zu weit entfernt, um verstehen zu können, was er sagte.
    Margo hielt sich an Pauls Arm fest. »Der mit dem grünen Turban ist eine Frau«, flüsterte sie.
    Eine winzige Gestalt, die bisher unter der grünen Laterne gesessen hatte, erhob sich und kam näher. Als eine Taschenlampe aufblitzte, sahen sie ein Mädchen mit flammend roten Zöpfen vor sich, das nicht älter als zehn Jahre sein konnte. Das Mädchen trug einen Stoß Papier in der linken Hand und hielt sich den Zeigefinger der rechten vor die Lippen. Das Licht kam aus einer Taschenlampe, die es an einer Schnur um den Hals trug. »Wir dürfen keinen Lärm machen, weil es schon angefangen hat«, flüsterte das Mädchen und hielt ihnen den Papierstoß entgegen. »Hier, nehmen Sie sich ein Programm.«
    Seine Augen leuchteten auf, als es Miau sah. »Oh, Sie haben eine Katze mitgebracht«, flüsterte es. »Hoffentlich hat Ragnarok nichts dagegen.«
    Nachdem Margo und Paul sich ein Programm genommen hatten, führte das Mädchen sie zu der ehemaligen Tanzfläche und deutete mit einer Handbewegung an, daß sie in den ersten Reihen Platz nehmen sollten. Als die beiden lächelnd den Kopf schüttelten und sich statt dessen in die letzte Reihe setzten, zuckte es mit den Schultern und wollte wieder fortgehen.
    Margo spürte, daß Miau die Haare sträubte. Die Katze starrte etwas an, das in der dritten Reihe auf zwei Stühlen lag und friedlich schlief.
    Ragnarok war ein riesiger Schäferhund.
    Der erste kritische Augenblick ging rasch vorbei. Miau beruhigte sich
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