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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer
Autoren: Tom Holt
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konnte ihm nicht ganz folgen. »Gefahr?« murmelte ich, den Mund voll fettiger Wolle, mit der ich anscheinend aufgewacht war. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Die sind hinter mir her, davon rede ich«, antwortete er, woraufhin er erst einmal einen kräftigen Schluck Wein direkt von der Schöpfkelle nahm. »Dieser Scheißkerl Euxenos hat mich verraten und verkauft. Ich konnte gerade noch rechtzeitig abhauen.«
    »Du meinst, jemand versucht dich zu töten?« fragte ich.
    »Du kapierst aber auch alles«, erwiderte der Sohn des Philippos. »Also, wo kann ich mich am besten verstecken? Vielleicht hat mich jemand ins Haus gehen sehen, weil du so unglaublich lange gebraucht hast, um die Tür aufzumachen.«
    »Willst du damit sagen, daß dieses Haus wahrscheinlich durchsucht werden wird?« erkundigte ich mich entsetzt. »Meine Frau liegt da drinnen krank im Bett, die darf nicht gestört werden.«
    »Um sich darum Sorgen zu machen, ist es jetzt zu spät«, entgegnete der Sohn des Philippos. »Daran hättest du denken sollen, bevor du dich entschlossen hast, diese verdammte Tür zu öffnen.«
    Ich überlegte rasch; aber alles, was mir einfiel, waren diese Geschichten über betrogene Ehemänner, in denen die Frau ihren Liebhaber unter oder in irgend etwas versteckt, wenn ihr Mann unerwartet zurückkehrt. Zufällig hatte Aristophanes in einer seiner letzten Komödien mit einer Handvoll dieser alten Kamellen eine Lücke geschlossen, und weiter konnte mein halbwacher Verstand nicht denken.
    »Menschenskinder, entscheide dich endlich, sonst sind wir beide tot!« drängte Aristophanes zornig, während ich krampfhaft nachdachte. »Willst du etwa, daß die mich erwischen, oder was?«
    Ich schwöre Ihnen, bis dahin war mir noch gar nicht in den Sinn gekommen, daß sich mir hier eine Gelegenheit bot, mit dem Sohn des Philippos für ein Leben voller Bosheit und Verleumdung abzurechnen, ohne daß mich jemand dafür jemals zur Verantwortung gezogen hätte. Schließlich wäre es nicht meine Schuld, wenn es Kleophons Schlägern beliebte, einen Dichter umzubringen, zumal Aristophanes nicht das probate Mittel angewandt hatte, um sich unter meinen Schutz zu stellen; nämlich mit den Händen meine Knie zu umklammern und sich als demütiger Bittsteller zu erweisen. Er hatte an mich überhaupt keine Ansprüche zu stellen, und außerdem ist es die Pflicht eines anständigen Mannes, seinen Feinden zu schaden, wie es uns die Philosophen immer lehren. Aber dann fiel mir wieder einmal ein, daß Aristophanes von Dionysos höchstpersönlich unter meinen Schutz gestellt worden war, und deshalb sagte ich ihm ziemlich lustlos, daß es neben dem Waschkessel in der Küche einen Schlupfwinkel gebe, der gerade groß genug sei, um einem Menschen als Versteck zu dienen. Dabei handelte es sich um ein großes offenes Faß, in dem wir sämtliche Abfälle sowie den Inhalt der Nachttöpfe sammelten, bis der Karren zum Abholen kam, und da dieser seit einer Woche nicht mehr dagewesen war, hatte sich im Faß ein kräftiger Haufen an Substanzen angesammelt, in denen er sich verstecken konnte. Natürlich protestierte er heftig, und ich war versucht, ihn an das Olivenfaß in Sizilien zu erinnern; doch besann ich mich lieber eines Besseren, und zu guter Letzt kroch er in das Faß, während ich ihn mit einer schönen dicken Kotschicht bedeckte. Als ich damit fertig war, war es nach meinem Dafürhalten darunter hübsch gemütlich – wenn man sich erst einmal an den Geruch gewöhnt hatte.
    Etwa zehn Minuten später klopfte es zum zweitenmal laut an der Tür, und ich ging hin, um zu öffnen. Diesmal war ich nicht schnell genug, um zu verhindern, daß Phaidra aufgeweckt wurde, und sie kam zur Tür des Innenraums und fragte verschlafen, was los sei.
    »Frag mich nicht«, antwortete ich, während ich den Riegel zurückschob. »Sei ein braves Mädchen, und geh wieder ins Bett.«
    Draußen vor der Tür standen fünf oder sechs Männer mit gezückten Schwertern, und sie waren nicht gerade in der besten Stimmung. Ich kannte keinen von ihnen; ich glaube, es handelte sich um Ausländer. Auf jeden Fall verlangten sie zu wissen, wo sich Aristophanes, der Sohn des Philippos, aufhalte, woraufhin ich ihnen entgegnete, daß ich das nicht wisse.
    »Verarsch uns nicht!« warnte mich der Anführer, ein großer kräftiger Mann mit grauem Haar. »Vor nicht mal einer halben Stunde ist er beim Betreten dieses Hauses beobachtet worden. Also, wo hast du ihn versteckt?«
    Phaidra brach in lautes
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