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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer
Autoren: Tom Holt
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Lachen aus, und die Männer wollten von ihr wissen, was daran so lustig sei.
    »Ihr Deppen, wißt ihr denn nicht, wessen Haus das hier ist?« antwortete sie. »Eupolis ist der schlimmste Feind, den Aristophanes auf der Welt hat. Ihr glaubt doch wohl nicht allen Ernstes, daß er diesem Mistkerl Unterschlupf gewähren würde, nach allem, was er seiner Familie angetan hat, oder?«
    Der Anführer warf ihr einen finsteren Blick zu. »Halt die Klappe, du Schlampe!« schnauzte er sie an. »Wir werden dieses Haus von oben bis unten durchsuchen, und wenn wir ihn hier finden, werdet ihr beide sterben. Ist das klar?«
    »Sucht nur«, entgegnete Phaidra. »Ich verspreche euch, daß ihr ihn nicht finden werdet.«
    Also suchten sie. Sie richteten im Innenraum ein heilloses Durcheinander an, schlitzten die Matratzen auf, verteilten den Inhalt der Truhen über den ganzen Boden und rissen alles von den Dachsparren herunter. Das restliche Haus plünderten sie dermaßen gründlich aus, daß man hätte glauben können, es hätte sich bei ihnen um italische Seeräuber gehandelt. Dann durchsuchten sie den gesamten Hof und den Stall und hätten beinahe sogar das Pferd aufgeschnitten, um nachzusehen, ob sich Aristophanes unter dem Fell versteckt hatte wie einst Odysseus in der Höhle des Kyklopen. Doch aus irgendeinem Grund leerten sie das Abfallfaß nicht aus, sondern begnügten sich damit, mehrmals mit meinem Speer hineinzustechen.
    Als sie fertig waren, fragte Phaidra: »Zufrieden?«
    »Na schön, ihr habt gewonnen«, gab sich der Grauhaarige geschlagen. »Ihr habt noch mal Glück gehabt, mehr auch nicht. Und denkt daran, von jetzt an werden wir euch im Auge behalten. Ein falscher Schritt, und ihr seid tot. Kapiert?«
    Nachdem sie gegangen waren, wartete ich noch eine Stunde, bevor ich Aristophanes unter den Abfällen hervorholte. Einer der Speerstöße war durch seinen Umhang gegangen und hatte seine Brust nur um Haaresbreite verfehlt, trotzdem sah der Sohn des Eupolis ziemlich mitgenommen aus und wirkte recht betrübt. Allerdings nicht annähernd so betrübt wie Phaidra, die mich anstarrte, als wäre ich verrückt geworden.
    »Du Einfaltspinsel!« fauchte sie mich an. »Was wolltest du damit bloß erreichen? Wegen dir wären wir alle fast umgebracht worden!«
    »Tut mir leid«, murmelte ich. »Vorhin fand ich die Idee gar nicht so schlecht.«
    Phaidra schüttelte mehrmals in abgrundtiefer Verachtung den Kopf, rannte zurück ins Bett und ließ mich allein mit einem übelriechenden Komödiendichter und dem Problem zurück, mit ihm irgend etwas anzufangen. Ihn zu füttern, schien mir in diesem Augenblick die beste Idee zu sein, weil er mit vollem Mund nicht so eindrucksvoll würde jammern können. Während er aß, hielt ich mir die Finger unter die Nase, um zumindest einen Teil des Geruchs von mir fernzuhalten, und versuchte dabei angestrengt, mir wenigstens eine einzige zündende Idee einfallen zu lassen.
    Der beste Gedanke war folgender: Einleuchtenderweise würde das Haus etwa einen Tag lang beobachtet werden, und für Aristophanes wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, einfach aus der Haustür zu spazieren und sich leise davonzustehlen. Folglich mußte ich ihn in oder unter etwas hinausschmuggeln. Das Problem war nur, womit? Da fiel mein Auge auf den riesigen baktrischen Teppich, der an der Wand hing, und mir kam eine Idee. Am Morgen nach einer vollkommen schlaflosen Nacht schob ich gleich als erstes die Pferde zwischen die Deichseln des Karrens und führte sie um das Haus herum zur Vorderseite. Dann trugen meine Sklaven den fest aufgerollten und mit Binsenschnüren zusammengebundenen Teppich hinaus. Wir beförderten den Teppich auf den Karren, wobei wir versuchten, nicht zu zeigen, daß er schwerer war, als er sein sollte, und ich nahm die Zügel und fuhr langsam in Richtung Land davon. Rückblickend war das ein dämlicher Einfall; wäre das Haus von irgend jemandem beobachtet worden, hätte er sich nämlich sofort gefragt, warum ich plötzlich diesen Drang verspürte, Hausrat zu transportieren, und einen gründlichen Blick in den Teppich geworfen. Da ich mich aber unbemerkt davonstehlen konnte, hatte ich eine schön ruhige Fahrt nach Pallene; die sizilianische Reiterei, mit deren Auftauchen ich hinter jeder Straßenbiegung rechnete, erschien in Wirklichkeit nie. Schließlich luden wir den Teppich vom Karren in mein Haus, schnitten die Schnüre durch und rollten den fest schlafenden Sohn des Philippos heraus. Von Pallene machte er
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