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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall
Autoren: Henning Mankell
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hatte widerwillig seine Waffe herausgeholt und band sich das Halfter um, das nie ordentlich sitzen wollte. Martinsson hatte seine Waffe in der Jackentasche.
    Neun Minuten nach sieben kam die Meldung von Svedberg über Funk.
Der Vogel ist ausgeflogen.
Wallander hatte kein unnötiges Risiko eingehen wollen. Der Polizeifunk wurde immer abgehört. Also wurde Rolf Nyman
Der Vogel
genannt. Weiter nichts.
    Sie warteten. Um sechs Minuten vor acht kam die Meldung von Hansson.
Der Vogel ist gelandet.
Rolf Nyman war langsam gefahren.
    Martinsson und Wallander standen auf. Rydberg sah von seinem Kreuzworträtsel auf und nickte.
    Sie erreichten das Haus um halb neun. Svedberg empfing sie. Der Hund bellte. Aber das Haus lag im Dunkeln. »Ich habe mir das Schloß angesehen. Ein normaler Dietrich genügt.«
    Wallander und Svedberg leuchteten mit ihren Taschenlampen, während Martinsson das Schloß mit dem Dietrich öffnete. Svedberg verschwand, um seinen Posten wieder einzunehmen.
    Sie gingen hinein. Wallander machte alle Lampen an. Martinsson sah ihn fragend an.
    »Nyman legt in einer Diskothek in Lund Platten auf«, sagte Wallander. »Jetzt fangen wir an.«
    Sie durchkämmten das Haus langsam und systematisch.
    Wallander konnte bald feststellen, daß es keine Spuren gab, die darauf schließen ließen, daß eine Frau im Haus lebte. Abgesehen von dem Bett, in dem Holm geschlafen hatte, gab es nur noch ein weiteres.
    »Wir hätten einen Drogenhund mitnehmen sollen«, sagte Martinsson.
    »Es ist unwahrscheinlich, daß er Ware zu Hause aufbewahrt«, meinte Wallander.
    Sie durchsuchten das Haus drei Stunden lang. Kurz vor Mitternacht rief Martinsson Hansson über Funk an.
    |418| »Hier ist es sehr voll«, antwortete Hansson. »Und die Musik dröhnt wie wahnsinnig. Ich bleibe lieber draußen. Aber es ist kalt.«
    Sie suchten weiter. Wallander wurde langsam unruhig. Keine Drogen, keine Waffen. Nichts, was darauf hindeutete, daß Nyman an der Sache beteiligt war. Martinsson hatte den Keller und den Schuppen gründlich durchsucht. Keine Scheinwerfer. Nichts. Nur der Hund bellte wie verrückt. Wallander verspürte mehrmals Lust, ihn zu erschießen. Aber er liebte Hunde. Ganz tief drinnen. Sogar Hunde, die bellten.
    Um halb zwei sprach Martinsson wieder mit Hansson. Noch immer nichts.
    »Was hat er gesagt?« fragte Wallander.
    »Daß sich vor der Diskothek viele Leute drängen.«
    Um zwei Uhr kamen sie nicht weiter. Wallander sah allmählich ein, daß er sich geirrt hatte. Rolf Nyman schien wirklich nichts weiter als ein Diskjockey zu sein. Die Lüge mit der Frau konnte man ihm kaum als kriminelle Tat anlasten. Außerdem hatten sie nichts gefunden, was darauf hindeutete, daß Nyman drogenabhängig war.
    »Ich glaube, wir können aufhören«, sagte Martinsson. »Wir finden nichts.«
    Wallander nickte. »Ich bleibe noch ein bißchen, aber du kannst mit Svedberg nach Hause fahren. Laß mir das Funkgerät da.«
    Martinsson legte das Funkgerät eingeschaltet auf den Tisch.
    »Blas das Ganze ab«, sagte Wallander. »Hansson muß warten, bis ich Bescheid gebe. Aber die im Präsidium können nach Hause gehen.«
    »Was willst du noch finden, wenn du allein hierbleibst?«
    Wallander hörte die Ironie in Martinssons Stimme. »Nichts«, antwortete er. »Vielleicht muß ich nur einsehen, daß ich uns alle auf die völlig falsche Spur geführt habe.«
    »Wir fangen morgen von vorn an«, sagte Martinsson. »Ist nicht zu ändern.«
    Martinsson verschwand. Wallander setzte sich in einen Sessel und sah sich im Raum um. Der Hund bellte. Wallander fluchte leise vor sich hin. Er war überzeugt, daß er recht hatte. Es war Rolf |419| Nyman, der die beiden Schwestern und Holm getötet hatte. Aber er fand keinen Beweis. Eine Weile blieb er noch sitzen. Dann ging er durch die Räume und schaltete die Lampen aus.
    Da hörte der Hund auf zu bellen.
    Wallander hielt inne. Lauschte. Der Hund war still. Sofort ahnte er die Gefahr. Woher sie kam, wußte er nicht. Die Diskothek sollte bis drei Uhr morgens geöffnet sein. Hansson hatte sich nicht gemeldet.
    Was Wallander reagieren ließ, wußte er selbst nicht. Aber plötzlich merkte er, daß er vor einem hell erleuchteten Fenster stand. Er warf sich zur Seite. Gleichzeitig zerbarst die Fensterscheibe. Wallander lag reglos auf dem Boden. Jemand hatte geschossen. Wirre Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Nyman konnte es nicht sein. Dann hätte Hansson sich gemeldet. Wallander preßte sich an den Boden und versuchte
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