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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall
Autoren: Henning Mankell
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gleichzeitig, seine Waffe herauszuholen. Er versuchte, sich weiter in den Schatten zu wälzen, merkte aber, daß er fast wieder im Licht landete. Der Schütze konnte jetzt das Fenster erreicht haben. Vor allem die Deckenlampe erleuchtete das Zimmer. Er hatte seine Waffe herausgezogen und zielte auf die starke Glühbirne. Als er abdrückte, zitterte seine Hand so sehr, daß er sie verfehlte. Er zielte noch einmal und hielt die Waffe jetzt mit beiden Händen. Die Birne zersplitterte. Er lag still da und horchte in die Dunkelheit. Sein Herz hämmerte. Was er jetzt vor allem brauchte, war das Funkgerät. Aber das war auf dem Tisch mehrere Meter von ihm entfernt. Und der Tisch stand im Licht.
    Der Hund war immer noch still. Er lauschte. Plötzlich meinte er, jemanden im Flur zu hören. Kaum wahrnehmbare Schritte. Er richtete die Waffe auf die Türöffnung. Seine Hände zitterten. Aber es kam niemand. Wie lange er wartete, wußte er nicht. Gleichzeitig versuchte er fieberhaft, zu begreifen, was passiert war. Dann sah er, daß der Tisch auf einem Teppich stand. Vorsichtig, ohne die Waffe loszulassen, begann er, an dem Teppich zu ziehen. Der Tisch war schwer. Aber er merkte, daß er sich bewegte. Unendlich langsam kam er näher. Aber als er das Funkgerät endlich in Reichweite hatte, knallte ein weiterer Schuß. Er traf das Funkgerät, das zersprang. Wallander kauerte sich in einer Ecke zusammen. |420| Der Schuß war von der Vorderseite des Hauses gekommen. Wallander sah ein, daß er sich nicht mehr verstecken konnte, wenn der Schütze auf die Rückseite des Hauses ging. Ich muß raus, dachte er. Wenn ich hier bleibe, bin ich tot. Er versuchte verzweifelt, einen Plan zu entwickeln. An die Außenbeleuchtung kam er unmöglich heran. Der Mensch dort draußen würde es wahrscheinlich schaffen, ihn vorher zu erschießen. Bis jetzt hatte er eine sichere Hand bewiesen.
    Wallander erkannte, daß er nur eine Möglichkeit hatte. Und die war ihm überaus zuwider. Aber er hatte keine Wahl. Er holte ein paarmal tief Luft. Dann stand er auf, rannte in den Flur, trat die Tür auf, warf sich zur Seite und schoß dreimal in Richtung des Hundezwingers. Ein Heulen sagte ihm, daß er getroffen hatte. Wallander wartete jede Sekunde darauf, daß er sterben würde. Aber das Heulen des Hundes gab ihm Zeit, in den Schatten zu kommen. Gleichzeitig entdeckte er Rolf Nyman. Er stand mitten auf dem Hof, einen Augenblick verwirrt durch die Schüsse auf den Hund. Dann sah er Wallander.
    Wallander schloß die Augen und drückte ab, zweimal. Als er die Augen wieder aufmachte, sah er, daß Rolf Nyman am Boden lag. Langsam ging Wallander auf ihn zu.
    Er lebte. Ein Schuß hatte ihn in die Seite getroffen. Wallander nahm ihm die Waffe aus der Hand. Dann ging er zum Hundezwinger. Der Hund war tot.
    Aus der Ferne hörte Wallander Sirenen, die näher kamen.
    Am ganzen Körper zitternd, setzte er sich auf die Treppe und wartete.
    Auf einmal spürte er, daß es angefangen hatte zu regnen.

|421| Epilog
    Um Viertel nach vier Uhr morgens saß Wallander im Eßraum des Polizeipräsidiums und trank Kaffee. Seine Hände zitterten noch immer. Nach der ersten chaotischen Stunde, in der niemand wirklich sagen konnte, was passiert war, hatte sich das Bild schließlich geklärt. Zur gleichen Zeit, als Martinsson und Svedberg das Haus bei Sjöbo verließen und über Funk mit Hansson in Kontakt waren, hatte die Polizei in Lund in Linda Bomans Diskothek eine Razzia durchgeführt, weil man den Verdacht hatte, daß sich dort viel zu viele Menschen aufhielten. In dem allgemeinen Chaos hatte Hansson Martinsson mißverstanden. Er hatte geglaubt, alle hätten Nymans Haus verlassen. Außerdem hatte er viel zu spät bemerkt, daß Rolf Nyman durch eine Hintertür verschwunden war, die Hansson bei seiner Ankunft fahrlässigerweise nicht beachtet hatte. Er hatte einen der Polizisten gefragt, wo sich die Angestellten befanden, und erfahren, daß sie zum Verhör ins Polizeipräsidium gebracht worden waren. Er hatte angenommen, daß das auch Rolf Nyman betraf. Dann hatte er keinen Grund mehr gesehen, noch in Lund zu bleiben, und war in der festen Überzeugung nach Ystad zurückgefahren, daß das Haus bei Sjöbo seit über einer Stunde leer war.
    Zu diesem Zeitpunkt lag Wallander auf dem Boden und zerschoß Deckenlampen, rannte auf den Hof, tötete einen Hund und verletzte Rolf Nyman mit einem Schuß in die Seite.
    Wallander dachte nach seiner Rückkehr nach Ystad mehrmals, daß eigentlich ein
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