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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall
Autoren: Henning Mankell
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Meinung, daß wir uns im Moment auf Nyman konzentrieren sollten. Deshalb lassen wir unsere in die Breite gehende Routinearbeit natürlich nicht liegen.«
    »Und was sagt der Staatsanwalt dazu?« fragte Martinsson. »Wer ist übrigens im Moment Staatsanwalt?«
    »Eine Frau. Sie heißt Anette Brolin und arbeitet in Stockholm«, sagte Wallander. »Sie kommt nächste Woche runter. Aber ich hatte vor, mit Åkeson zu sprechen. Auch wenn er nicht mehr offiziell die Verantwortung für die Voruntersuchung hat.«
    Sie gingen zum nächsten Punkt weiter. Wallander meinte, sie müßten in das Haus bei Sjöbo kommen, ohne daß Nyman es merkte. Was sofort auf neue Proteste stieß.
    »Das können wir nicht machen«, sagte Svedberg. »Das ist Einbruch.«
    »Wir haben es mit einem dreifachen Mord zu tun«, sagte Wallander. »Wenn ich recht habe, dann ist Rolf Nyman sehr listig. |411| Wenn wir etwas finden wollen, müssen wir ihn überwachen, ohne daß er es merkt. Wann verläßt er das Haus? Was macht er? Wie lange ist er weg? Aber vor allem müssen wir wissen, ob da wirklich ein Mädchen ist.«
    »Vielleicht kann ich mich als Schornsteinfeger verkleiden«, schlug Martinsson vor.
    »Das durchschaut er«, sagte Wallander, den ironischen Ton überhörend. »Ich hatte gedacht, daß wir es indirekter machen. Durch den Landbriefträger. Herausfinden, wer für Nymans Post zuständig ist. Es gibt keinen Landbriefträger, der nicht weiß, was in einem Haus draußen auf dem Lande vor sich geht. Auch wenn einer nie seinen Fuß über die Schwelle gesetzt hat, weiß er zum Beispiel, wer dort wohnt.«
    Svedberg war hartnäckig. »Vielleicht bekommt dieses Mädchen nie Post.«
    »Darum geht es nicht«, antwortete Wallander. »Der Landbriefträger weiß Bescheid. So ist es eben.«
    Rydberg nickte zustimmend. Wallander spürte seine Unterstützung. Er trieb sie an. Hansson versprach, bei der Post nachzufragen. Martinsson übernahm es widerwillig, die Überwachung des Hofes zu organisieren. Wallander sollte mit Åkeson sprechen.
    »Versucht, alles über Nyman herauszufinden, was möglich ist. Aber seid diskret. Wenn er der Hund ist, für den ich ihn halte, dann darf er auf keinen Fall geweckt werden.«
    Wallander machte Rydberg ein Zeichen, daß er in seinem Zimmer mit ihm sprechen wolle.
    »Du bist überzeugt?« fragte Rydberg. »Daß es Nyman ist?«
    »Ja«, antwortete Wallander. »Und doch bin ich mir vollkommen darüber im klaren, daß ich mich irren kann. Daß ich möglicherweise die Ermittlungen in eine völlig falsche Richtung lenke.«
    »Der Scheinwerferdiebstahl ist ein starkes Indiz«, sagte Rydberg. »Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wie bist du übrigens auf die Idee gekommen?«
    »Die Pyramiden«, antwortete Wallander. »Sie werden von Scheinwerfern angestrahlt. Nur an einem Tag im Monat nicht. Bei Vollmond.«
    »Woher weißt du das?«
    |412| »Mein Vater hat es erzählt.«
    Rydberg nickte nachdenklich. »Drogenlieferungen richten sich wohl kaum nach dem Mondkalender«, sagte Rydberg. »Außerdem gibt es in Ägypten vielleicht nicht so viele Wolken wie hier in Schonen.«
    »Eigentlich waren die Sphinxe das Interessanteste«, sagte Wallander. »Zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Tier. Sie wachen darüber, daß die Sonne wirklich jeden Morgen wieder zurückkehrt. Aus derselben Richtung.«
    »Ich habe von einem amerikanischen Sicherheitsdienst gelesen, der eine Sphinx als Logo benutzt«, sagte Rydberg.
    »Das paßt wirklich gut«, sagte Wallander. »Die Sphinx wacht. Und wir wachen. Ob wir nun Polizisten oder Nachtwächter sind.«
    Rydberg lachte laut auf. »Wenn man angehenden Polizisten so was erzählte, würden sie einen nicht für voll nehmen.«
    »Ich weiß«, antwortete Wallander. »Aber vielleicht sollte man es trotzdem tun.«
    Rydberg verließ den Raum.
    Wallander rief Per Åkeson zu Hause an, der versprach, Anette Brolin zu informieren.
    »Wie fühlt man sich?« fragte Wallander. »Wenn man alle Strafsachen los ist?«
    »Gut«, antwortete Åkeson. »Besser, als ich es mir vorstellen konnte.«
     
    Die Ermittlungsgruppe traf sich an diesem Tag noch zweimal. Martinsson organisierte die Überwachung des Hauses, Hansson verschwand, um die Landbriefträgerin zu treffen. Währenddessen versuchten die anderen, sich einen Eindruck von Rolf Nymans Leben zu bilden. Er hatte noch nie mit der Polizei zu tun gehabt, was die Arbeit erschwerte. Er war 1957 in Tranås geboren und Mitte der sechziger Jahre mit seinen Eltern nach Schonen
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