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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer
Autoren: Henning Mankell
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haben. Aber er sagte nichts. Er versprach, es am nächsten Tag abzuholen.
    Als er aufgelegt hatte, fiel es ihm ein. Es sollte ein Geschenk für Linda sein. Ein französisches Buch über die Restaurierung alter Möbel. Wallander hatte im Wartezimmer seines Arztes in einer Illustrierten etwas darüber gelesen. Er glaubte immer noch, daß Linda, trotz ihrer sonderbaren Ausflüge in andere Berufsbereiche, an ihrem Interesse für alte Möbel festhalten würde. Er hatte das |33| Buch bestellt und es dann vergessen. Er beschloß, Linda noch am gleichen Abend anzurufen. Es war mehrere Wochen her, seit sie zuletzt miteinander gesprochen hatten.
    Martinsson kam ins Zimmer. Er hatte es immer eilig und klopfte selten an. Wallander war im Laufe der Jahre zu der festen Überzeugung gelangt, daß Martinsson ein guter Polizist war. Seine Schwäche war, daß seine Interessen eigentlich woanders lagen. Bei mehreren Gelegenheiten in den letzten Jahren hatte er ernsthaft ans Aufhören gedacht. Vor allem als seine Tochter vor einiger Zeit auf dem Schulhof mißhandelt worden war, nur weil ihr Vater Polizist war. Aus keinem anderen Grund. Damals hatte Wallander ihn zum Weitermachen überreden können. Martinsson war hartnäckig und ließ dann und wann auch einen gewissen Scharfsinn erkennen. Aber seine Hartnäckigkeit konnte sich in Ungeduld verwandeln, und sein Scharfsinn kam nicht zur Geltung, weil er zuweilen in der Grundlagenarbeit pfuschte.
    Martinsson lehnte sich an den Türrahmen. »Ich habe versucht, dich anzurufen, aber du hattest dein Handy nicht eingeschaltet.«
    »Ich war in der Kirche«, entgegnete Wallander. »Und anschließend habe ich es vergessen.«
    »Auf Stefans Beerdigung?«
    Wallander wiederholte, was er zu Ann-Britt Höglund gesagt hatte. Daß es grauenhaft gewesen war.
    Martinsson machte eine Kopfbewegung zu der Mappe, die aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag.
    »Ich habe es gelesen«, sagte Wallander. »Und ich begreife nicht, was diese Mädchen dazu gebracht hat, mit einem Hammer zuzuschlagen und mit einem Messer zuzustechen.«
    »Es steht da«, erwiderte Martinsson. »Sie waren auf Geld aus.«
    »Aber die Brutalität? Wie geht es ihm denn?«
    »Lundberg?«
    »Wem denn sonst?«
    »Er ist immer noch bewußtlos. Sie haben versprochen anzurufen, wenn eine Änderung eintritt. Entweder kommt er durch. Oder er stirbt.«
    »Verstehst du das Ganze?«
    Martinsson setzte sich auf den Besucherstuhl. »Nein, ich verstehe |34| es nicht. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es wirklich verstehen will.«
    »Das müssen wir. Wenn wir weiter Polizisten sein wollen.«
    Martinsson sah Wallander an.
    »Du weißt, daß ich schon oft daran gedacht habe aufzuhören. Beim letzten Mal hast du es geschafft, mich zu überreden. Aber beim nächsten Mal weiß ich nicht. Es wird auf jeden Fall nicht mehr so einfach sein.«
    Martinsson mochte durchaus recht haben. Das beunruhigte Wallander, der ihn als Kollegen nicht verlieren wollte. Ebensowenig wie er wollte, daß Ann-Britt Höglund eines Tages käme und ihm mitteilte, sie wolle aufhören.
    »Wir sollten vielleicht noch einmal mit dem Mädchen reden«, sagte Wallander. »Mit Sonja Hökberg.«
    »Ich habe erst noch etwas anderes.«
    Wallander war aufgestanden, setzte sich aber wieder. Martinsson hatte ein paar Papiere in der Hand. »Ich möchte, daß du dir dies einmal durchliest. Es ist letzte Nacht passiert. Ich bin hingefahren. Ich sah keine Veranlassung, dich zu wecken.«
    »Was ist denn passiert?«
    Martinsson kratzte sich die Stirn. »Gegen ein Uhr alarmierte uns ein Wachmann, an einem Geldautomaten oben bei den Kaufhäusern läge ein toter Mann.«
    »Bei welchen Kaufhäusern?«
    »Wo das Finanzamt liegt.«
    Wallander nickte.
    »Wir fuhren hin. Da lag tatsächlich ein Mann auf dem Asphalt. Dem Arzt zufolge war er noch nicht lange tot. Höchstens zwei Stunden. Wir bekommen natürlich in ein paar Tagen Bescheid.«
    »Was war passiert?«
    »Genau das war die Frage. Er hatte eine große Wunde am Kopf. Aber war er geschlagen worden, oder hatte er sich die Wunde zugezogen, als er auf den Asphalt fiel? Das konnten wir nicht gleich entscheiden.«
    »War er beraubt worden?«
    »Seine Brieftasche war noch da. Mit Geld.«
    Wallander überlegte. »Gab es Zeugen?«
    |35| »Nein.«
    »Und wer ist der Tote?«
    Martinsson blätterte in seinen Papieren. »Er hieß Tynnes Falk. Siebenundvierzig Jahre alt. Er wohnte ganz in der Nähe. Apelbergsgatan 10.   Eine Mietwohnung im obersten
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