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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
Autoren: Henning Mankell
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bringen.«
    Wallander trat an den Schreibtisch. »Ich kann nicht aufhören«, sagte er. »Ich bin heute gekommen, um wieder zu arbeiten.«
    Björk starrte ihn verständnislos an.
    »Also keine Pressekonferenz. Ich gehe sofort wieder in den Dienst. Den Arzt werde ich anrufen, damit er mich gesund schreibt. Mir geht es gut. Ich will wieder arbeiten.«
    »Ich hoffe, daß du mich jetzt nicht auf den Arm nehmen willst«, stammelte Björk unsicher.
    »Nein«, sagte Wallander. »Es ist etwas geschehen, was mich umgestimmt hat.«
    »Das kommt sehr überraschend.«
    »Für mich auch. Die Entscheidung ist erst vor einer Stunde gefallen. Aber ich habe eine Bedingung. Beziehungsweise einen Wunsch.«
    Björk nickte auffordernd.
    »Ich möchte den Fall Sten Torstensson übernehmen«, sagte Wallander. »Wer leitet derzeit die Ermittlungen?«
    »Wir sind alle eingebunden. Svedberg und Martinsson bilden |35| die Kerngruppe, zusammen mit mir. Per Åkeson vertritt die Staatsanwaltschaft.«
    »Sten Torstensson war mein Freund.«
    Björk nickte und erhob sich. »Ist es wirklich wahr? Hast du deinen Entschluß geändert?«
    »Du hörst, was ich sage.«
    Björk ging um den Schreibtisch herum und stellte sich vor Wallander. »Das ist die beste Nachricht seit sehr langer Zeit. Jetzt packen wir es«, meinte er mit einem Seitenblick auf die Papiere. »Deine Kollegen werden überrascht sein.«
    »Wer hat mein altes Büro?« erkundigte sich Wallander ausweichend.
    »Hansson.«
    »Ich würde es gern zurückhaben, wenn es möglich ist.«
    »Natürlich. Hansson ist diese Woche übrigens auf einem Fortbildungskurs in Halmstad. Du kannst sofort einziehen.«
    Sie gingen gemeinsam über den Flur bis zu Wallanders ehemaliger Tür.
    Sein Namensschild war fort. Für einen Augenblick wurde er wütend. »Ich brauche eine Stunde für mich.«
    »Halb neun haben wir eine Besprechung zum Fall Torstensson«, sagte Björk. »Im kleinen Konferenzraum. Bist du sicher, daß du es ernst meinst?«
    »Ja, bin ich.«
    Björk zögerte, bevor er weitersprach. »Du hast gelegentlich ein wenig launisch und unberechenbar reagiert. Das können wir nicht vergessen.«
    »Vergiß lieber nicht, die Pressekonferenz abzusetzen«, sagte Wallander.
    Björk reichte ihm die Hand. »Willkommen. Gut, daß du wieder bei uns bist.«
    »Danke.«
    Wallander machte die Tür hinter sich zu und legte sofort den Telefonhörer neben den Apparat. Dann blickte er sich im Zimmer um. Der Schreibtisch war neu, den hatte Hansson mitgebracht. Aber der Stuhl war noch der alte.
    Er hängte die Jacke auf und setzte sich.
    |36| Dieser Geruch, dachte er, dieses Scheuermittel, diese trockene Luft, der Duft nach den unendlichen Mengen von Kaffee, die in diesem Haus getrunken werden.
    Lange saß er ganz still.
    Über ein Jahr hatte er sich gequält, hatte nach der Wahrheit über sich und die Zukunft gesucht. Ein Entschluß war langsam gereift und endlich gefaßt worden. Dann hatte er eine Zeitung aufgeschlagen, und alles war ganz anders gekommen.
    Zum ersten Mal seit langem fühlte er so etwas wie körperliches Wohlbehagen.
    Er hatte einen Weg eingeschlagen. Ob es der richtige war, konnte er nicht sagen. Aber das war auch nicht mehr wichtig.
    Er beugte sich über den Tisch, griff nach einem Notizblock und schrieb zwei Wörter:
Sten Torstensson
.
    Jetzt war er wieder im Dienst.

|37| 3
    Um halb neun, als Björk die Tür zum Konferenzraum hinter sich schloß, hatte Wallander das Gefühl, niemals weg gewesen zu sein. Die anderthalb Jahre, die vergangen waren, seit er zuletzt an einer Besprechung teilgenommen hatte, existierten plötzlich nicht mehr. Es war wie ein Erwachen nach einem langen Schlaf, in dem es für ihn keine Zeit gegeben hatte.
    Jetzt saßen sie wie so viele Male zuvor um den ovalen Tisch herum. Da Björk noch nichts gesagt hatte, nahm Wallander an, daß die Kollegen eine kurze Dankesrede für die zurückliegenden Jahre erwarteten. Nach Wallanders Abschied würden sie sich wieder über ihre Notizen beugen und die Fahndung nach dem unbekannten Mörder Sten Torstenssons fortsetzen.
    Wallander hatte sich, ohne nachzudenken, auf seinen üblichen Platz links von Björk gesetzt. Der Stuhl neben ihm war leer, als ob die Kollegen einem, der eigentlich nicht mehr dazugehörte, nicht zu nahe kommen wollten. Gegenüber saß Martinsson und schneuzte sich vernehmlich. Wallander überlegte, ob er Martinsson jemals ohne Schnupfen erlebt hatte. Neben ihm rutschte Svedberg auf seinem Stuhl hin und her, während er
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