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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
Autoren: Henning Mankell
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Ystad zurückgekommen. Ich weiß von nichts.«
    Martinsson zögerte mit der Antwort. »Er wurde ermordet«, sagte er schließlich.
    Wallander merkte, daß er nicht im mindesten erstaunt war. Als er die Todesanzeige gesehen hatte, war ihm sofort klar gewesen, daß es sich nicht um einen natürlichen Tod handeln konnte.
    »Er ist am letzten Dienstag abends in seinem Büro erschossen worden«, sagte Martinsson. »Es ist völlig unbegreiflich. Und tragisch. Sein Vater ist gerade erst bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Wußtest du das?«
    »Nein«, log Wallander.
    »Komm wieder in den Dienst«, sagte Martinsson. »Wir brauchen dich, um diesen Fall zu klären. Und viele andere auch.«
    »Nein«, sagte Wallander. »Ich habe mich entschieden. Ich erkläre es dir, wenn wir uns mal treffen. Ystad ist ja nicht groß; früher oder später läuft man sich über den Weg.«
    Dann beendete er rasch das Gespräch.
    Im selben Moment begriff er, daß das, was er gerade zu Martinsson gesagt hatte, nicht mehr stimmte. In einigen kurzen Augenblicken hatte sich alles verändert.
    Minutenlang blieb er am Telefon stehen. Dann trank er den Kaffee, zog sich an und ging zum Auto hinunter. Kurz nach halb acht betrat er zum ersten Mal seit anderthalb Jahren wieder das Polizeigebäude. Er nickte dem Wachhabenden an der Anmeldung zu, ging auf dem kürzesten Weg zu Björks Büro |33| und klopfte an die Tür. Björk erwartete ihn stehend. Wallander fiel auf, daß er abgemagert war. Er spürte auch, daß Björk unsicher war, wie er die Situation meistern sollte.
    Ich werde es ihm leichtmachen, dachte Wallander. Zuerst wird er gar nichts begreifen, genausowenig wie ich.
    »Wir freuen uns natürlich, daß es dir bessergeht«, begann Björk vorsichtig. »Selbstverständlich wäre es uns lieber, wenn du wieder in den Dienst kommen würdest, anstatt uns zu verlassen. Wir brauchen dich.«
    Er machte eine hilflose Geste in Richtung seines papierbeladenen Schreibtischs. »Heute soll ich zu so unterschiedlichen Themen wie einer neuen Uniform und noch einer unbegreiflichen Vorlage zur Reform der Bezirksstruktur des Systems der Polizeiführung Stellung nehmen. Kennst du die?«
    Wallander schüttelte den Kopf.
    »Ich frage mich, wohin das noch führen soll«, fuhr Björk düster fort. »Wenn dieser neue Uniformvorschlag durchgeht, sieht der schwedische Polizist der Zukunft aus wie eine Kreuzung von Bautischler und Zugschaffner.«
    Er sah Wallander auffordernd an, der jedoch beharrlich schwieg.
    »In den 60er Jahren wurde die Polizei verstaatlicht«, sagte Björk. »Nun soll wieder alles anders gemacht werden. Der Reichstag will die lokale Polizeiführung abschaffen und eine Art nationale Polizei einführen. Dabei ist eine Polizei doch immer national, was sonst? Seit dem Mittelalter haben wir eine einheitliche Gesetzgebung für das ganze Land. Aber wie soll man die tägliche Arbeit erledigen, wenn man in einer Flut von Merkblättern erstickt? Außerdem muß ich einen Beitrag zu einer absolut sinnlosen Konferenz über
Abschiebetechnik
erarbeiten. Es geht also mit anderen Worten darum, wie man Personen ohne Aufenthaltsgenehmigung möglichst unauffällig in Busse und auf Fähren verfrachtet.«
    »Mir ist klar, daß du viel zu tun hast«, sagte Wallander und stellte insgeheim fest, daß sein Vorgesetzter der alte geblieben war. Die Rolle des Chefs hatte ihm nie gelegen. Nicht er beherrschte den Posten, der Posten beherrschte ihn.
    |34| »Aber du scheinst nicht zu begreifen, daß wir jeden tüchtigen Kollegen brauchen«, sagte Björk und ließ sich schwer auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. »Ich habe alle Papiere hier«, fuhr er fort. »Du mußt nur noch unterschreiben, dann bist du Polizist gewesen. Auch wenn ich ihn nicht begrüße, muß ich deinen Entschluß doch respektieren. Ich hoffe übrigens, du hast nichts dagegen, daß ich für neun Uhr eine Pressekonferenz angesetzt habe. Du bist in den letzten Jahren zu einem bekannten Polizisten geworden, Kurt. Auch wenn du dich bisweilen ein wenig seltsam benommen hast – für unseren guten Namen und Ruf hast du unzweifelhaft viel getan. Angeblich gibt es an der Polizeihochschule Anwärter, die in dir ein Vorbild sehen.«
    »Das ist bestimmt nur ein Gerücht«, erwiderte Wallander. »Und die Pressekonferenz kannst du abblasen.«
    Björk war irritiert. »Kommt nicht in Frage. Das bist du deinen Kollegen schuldig. Außerdem kommt
Svensk Polis
, die wollen einen Artikel über dich
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