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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
Autoren: Henning Mankell
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der Unaufmerksamkeit kann katastrophale Folgen haben.«
    »Es war neblig an jenem Abend«, erklärte Sten Torstensson. »Mein Papa fuhr nie schnell. Warum sollte er es ausgerechnet bei Nebel tun? Er hatte panische Angst davor, Hasen zu überfahren.«
    Wallander musterte ihn nachdenklich. »Worauf willst du hinaus?«
    »Martinsson leitete die Ermittlungen«, sagte Sten Torstensson.
    »Er ist tüchtig«, entgegnete Wallander. »Wenn er meint, daß es so und so gelaufen ist, gibt es keinen Grund, es zu bezweifeln.«
    Sten Torstensson sah ihn ernst an. »Ich bezweifle nicht, daß Martinsson ein tüchtiger Polizist ist. Ich bezweifle ebensowenig, daß man meinen Vater tot im Auto gefunden hat, das umgestürzt und total eingedrückt auf einem Acker lag. Aber da ist zu viel, was einfach nicht stimmt. Irgend etwas muß geschehen sein.«
    »Was denn?«
    »Etwas Ungewöhnliches.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht.«
    Wallander stand auf und holte sich eine weitere Tasse Kaffee.
    Warum sagt er nicht, wie es ist, dachte er. Daß Martinsson |28| phantasievoll und energisch ist, aber manchmal auch nachlässig.
    »Ich habe den Polizeibericht gelesen«, sagte Sten Torstensson, als Wallander wieder Platz genommen hatte. »Ich bin damit zu der Stelle gegangen, wo mein Papa ums Leben gekommen ist. Ich habe das Obduktionsprotokoll gelesen und mit Martinsson gesprochen, ich habe nachgedacht und noch mal nachgefragt. Und jetzt bin ich hier.«
    »Was kann ich tun?« fragte Wallander. »Du als Anwalt weißt doch, daß es in jedem Rechtsfall beziehungsweise in jeder Ermittlung Lücken gibt, die wir nie ganz durch Erkenntnisse schließen können. Dein Vater war allein im Auto, als es geschah. Wenn ich dich recht verstehe, gibt es keine Zeugen. Der einzige, der uns hätte erklären können, was passiert ist, war dein Vater.«
    »Irgend etwas muß geschehen sein«, wiederholte Sten Torstensson. »Da stimmt etwas nicht. Ich will wissen, was es war.«
    »Ich kann dir nicht helfen«, sagte Wallander. »Selbst wenn ich wollte.«
    Es war, als hätte Sten Torstensson ihn nicht gehört. »Die Schlüssel beispielsweise«, murmelte er. »Sie steckten nicht im Zündschloß. Sie lagen auf dem Boden.«
    »Sie können herausgefallen sein«, sagte Wallander. »Wenn sich ein Wagen überschlägt, ist alles möglich.«
    »Das Zündschloß war völlig unversehrt. Keiner der Schlüssel war auch nur zerkratzt.«
    »Dennoch kann es eine Erklärung geben.«
    »Ich könnte dir weitere Beispiele nennen«, fuhr Sten Torstensson fort. »Ich weiß, daß irgend etwas geschehen ist. Mein Papa starb bei einem Autounfall, der eigentlich keiner war.«
    Wallander dachte nach, bevor er antwortete. »Könnte es Selbstmord gewesen sein?«
    »Ich habe diese Möglichkeit in Betracht gezogen«, sagte Sten Torstensson. »Aber ich halte es für ausgeschlossen. Ich kannte meinen Papa.«
    »Die meisten Selbstmorde geschehen unerwartet. Aber du weißt natürlich selbst am besten, was du davon halten mußt.«
    |29| »Es gibt noch einen Grund, warum ich den Autounfall nicht akzeptieren kann.«
    Wallander sah ihn aufmerksam an.
    »Mein Papa war ein heiterer und kontaktfreudiger Mensch. Wenn ich ihn nicht so gut gekannt hätte, wäre mir vielleicht die kaum merkliche Veränderung im letzten halben Jahr entgangen.«
    »Kannst du sie näher beschreiben?«
    Sten Torstensson schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht«, antwortete er. »Es war eher ein Gefühl, daß ihn etwas beschäftigte, erregte. Etwas, was er vor mir unbedingt geheimhalten wollte.«
    »Hast du ihn nie darauf angesprochen?«
    »Nie.«
    Wallander schob die leere Kaffeetasse von sich. »Wie gern ich es auch täte, ich kann dir nicht helfen. Als dein Freund kann ich dir zuhören. Aber als Polizisten gibt es mich einfach nicht mehr. Ich fühle mich nicht einmal geschmeichelt, daß du hergefahren bist, um mit mir zu reden. Ich fühle mich nur noch träge und müde und deprimiert.«
    Sten Torstensson wollte noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders.
    Sie standen auf und verließen das Café.
    »Das muß ich natürlich respektieren«, sagte Sten Torstensson schließlich, als sie vor dem Kunstmuseum standen.
    Wallander begleitete ihn zum Auto und holte sein Fahrrad.
    »Wir werden den Tod nie akzeptieren können.« Wallander unternahm einen unbeholfenen Versuch, Verständnis auszudrücken.
    »Das will ich auch nicht. Ich will nur wissen, was geschehen ist. Das war kein gewöhnlicher Unfall.«
    »Sprich noch einmal mit
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