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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga
Autoren: Henning Mankell
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daß es lange gedauert hat, bis ich auch nur ahnte, was eigentlich vor sich ging. Dann beschloß ich, ebensogut die Rolle des Unwissenden weiterspielen zu können.«
    »Trotzdem begreife ich es nicht«, erwiderte Wallander. »Es muß noch mehr dahinter gesteckt haben. Major Liepa sprach von einer Verschwörung, deren Aufdeckung ganz Europa darüber aufklären würde, was in diesem Land geschieht.«
    Putnis nickte nachdenklich.
    »Natürlich steckt noch mehr dahinter«, sagte er. »Es war nicht nur ein korrupter Polizeibeamter in hoher Position, der seine Privilegien mit Brutalität schützte. Es war ein teuflisches Komplott, und das hatte Major Liepa durchschaut.«
    Wallander fror. Er hielt Baiba immer noch an der Hand. |331| Putnis’ bewaffnete Männer hatten sich zurückgezogen und warteten an der Tür.
    »Das Ganze war sehr geschickt ausgeklügelt«, fuhr Putnis fort. »Murniers war eine Idee gekommen, die er in kurzer Zeit sowohl im Kreml als auch bei den führenden russischen Kreisen in Lettland durchsetzen konnte. Murniers hatte die Möglichkeit erkannt, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.«
    »Indem man das neue Europa, das Europa ohne Mauern, ausnutzte, um durch organisierten Rauschgifthandel Geld zu verdienen«, fuhr Wallander fort. »Unter anderem in Schweden. Aber diesen Handel gleichzeitig dazu benutzte, die nationalen lettischen Bewegungen in Verruf zu bringen. Habe ich recht?«
    Putnis nickte.
    »Ich habe von Anfang an gewußt, daß Sie ein fähiger Polizist sind, Kommissar Wallander, sehr analytisch, sehr geduldig. Genauso hatte Murniers sich das ausgerechnet. Die Schuld für den Rauschgifthandel sollte den Freiheitsbewegungen in Lettland zugeschoben werden. Nicht zuletzt in Schweden würde die öffentliche Meinung sich dadurch dramatisch ändern. Wer will schon eine politische Freiheitsbewegung unterstützen, die sich bedankt, indem sie ein Land mit Rauschgift überschwemmt? Man muß schon sagen, daß Murniers eine gefährliche und raffinierte Waffe geschaffen hatte, die ein für alle Male die Freiheitsbewegung hier im Land hätte besiegen können.«
    Wallander dachte darüber nach, was Putnis gesagt hatte.
    »Verstehst du?« fragte er Baiba.
    Sie nickte langsam.
    »Wo ist Sergeant Zids?« fragte sie.
    »Sobald ich die nötigen Beweise habe, werden Murniers und der Sergeant verhaftet«, antwortete Putnis. »Murniers ist im Moment sicher sehr besorgt. Es war ihm wohl nicht klar, daß wir die ganze Zeit seine Männer überwacht haben, die wiederum Sie überwacht haben. Man kann natürlich einwenden, daß ich Sie unnötig großen Gefahren ausgesetzt habe. Aber meiner Ansicht nach war dies die einzige Möglichkeit, |332| die Papiere zu finden, die Major Liepa hinterlassen haben mußte.«
    »Als ich gestern die Universität verließ, wartete Zids dort auf mich«, sagte Baiba. »Für den Fall, daß ich ihm die Papiere nicht aushändigen würde, drohte er mit Upitis’ Tod.«
    »Upitis ist selbstverständlich unschuldig«, erwiderte Putnis. »Murniers hatte die beiden kleinen Kinder seiner Schwester als Geiseln genommen. Wenn Upitis nicht die Rolle des Mörders spielte, sollten sie sterben. Murniers ist zu allem fähig. Seine Entlarvung wird für das ganze Land eine Erleichterung bedeuten. Natürlich wird er zum Tode verurteilt und hingerichtet werden, ebenso Sergeant Zids. Die Ermittlung des Majors wird veröffentlicht werden. Das Komplott wird aufgedeckt, nicht nur während einer Gerichtsverhandlung, sondern in aller Öffentlichkeit. Das wird mit Sicherheit auch über unsere Landesgrenzen hinaus von bedeutendem Interesse sein.«
    Wallander spürte, wie sich ein Gefühl der Erleichterung von Kopf bis Fuß in ihm ausbreitete. Es war vorbei.
    Putnis lächelte.
    »Jetzt muß ich Major Liepas Ermittlungsbericht lesen«, sagte er. »Sie können nun endlich beruhigt nach Hause fahren, Kommissar Wallander. Wir sind Ihnen natürlich sehr dankbar für die Hilfe, die Sie uns geleistet haben.«
    Wallander zog die Nummer aus seiner Tasche.
    »Die Mappe ist blau«, sagte er. »Sie steckt in einer Plastiktüte bei der Aufbewahrung. Aber die beiden Schallplatten möchte ich gern zurückhaben.«
    Putnis lachte.
    »Sie sind wirklich geschickt, Herr Wallander. Sie begehen in der Tat keine unnötigen Fehler.«
    War es etwas in Putnis’ Tonfall, das ihn schließlich doch noch verriet? Wallander bekam nie heraus, woher der unheimliche Verdacht eigentlich kam. Aber in dem Augenblick, als Putnis die Aufbewahrungsmarke in
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