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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh
Autoren: Susanne Mischke
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sie ihr zuflüsterte: »In der Türablage des Wagens eurer Großmutter steckte eine geladene Pistole. Kannst du mir sagen, was es damit auf sich hat?«
    »Ich wusste ja nicht, dass die Polizei zum Steinbruch kommen würde. Also dachten Axel und ich, es könnte nicht schaden...«
    »Das ist mir schon klar«, unterbrach Frau Kramp Janna. »Aber wo habt ihr die her?«
    »Die? Die hat meiner Oma gehört. Schon immer. Sie meinte, eine Frau, die so abgelegen wohnt wie sie, sollte eine Waffe haben.«
    »Hatte sie denn einen Waffenschein dafür?«
    Janna schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Wissen Sie, meine Großmutter war ziemlich unkonventionell. Und von Gesetzen und Vorschriften hat sie nicht allzu viel gehalten.«
    »Das muss in der Familie liegen«, bemerkte Frau Kramp.
    »Wo ist die Pistole jetzt? Hat die Polizei sie gefunden?«, fragte Janna.
    »In meiner Wohnung. Ich wollte einfach nicht, dass ihr noch mehr Schwierigkeiten bekommt. Also habe ich sie verschwinden lassen.«
    »Sie haben was?« Janna sah sie ungläubig an.
    »Hättest du nicht von einer Lehrerin gedacht, oder?« Sie grinste. »Glücklicherweise die Polizei auch nicht.«
    Janna konnte nur fassungslos den Kopf schütteln.
    Frau Kramp brachte Moritz nach oben in sein Zimmer. Sie blieb dort eine geraume Weile, was den Mädchen ganz recht war, denn es gab noch einiges zu besprechen.
    »Ich habe Bammel vor morgen. Ich bin noch nie von der Polizei verhört worden«, bekannte Emily.
    »Wieso Bammel? Du hast doch nichts Falsches getan«, widersprach Marie.
    »Und was ist mit dem Verbuddeln eurer Großmutter?«
    Janna zuckte die Schultern. »Das nehme ich auf meine Kappe.«
    »Ich auch«, versicherte Marie.
    »Sie werden sie sicher wieder ausgraben.« Emily rümpfte die Nase.
    »Da müssen wir ja nicht dabei sein«, entgegnete Janna. Ein nachdenkliches Schweigen trat ein. Nach einer Weile sagte Emily. »Was wird jetzt aus euch?«
    »Keine Ahnung«, gestand Janna. »Vermutlich das Übliche. Heime, Pflegefamilien . . .« Sie sah resigniert aus, als sie flüsterte: »Herrgott, wie mich das alles ankotzt!«
    »Wir sollten Mama besuchen«, sagte Marie. »Weißt du noch, die Briefe an uns? Sie hat geschrieben, dass es ihr besser geht. Und wenn sie erfährt, dass Oma nicht mehr lebt...«
    »Dann geht’s ihr bestimmt gleich viel besser, was?« Janna schüttelte den Kopf. »Nein, auf Mama sollten wir uns besser nicht verlassen. Die hat uns schon zu oft enttäuscht.«
    Frau Kramp kam herunter. Emily war, als hätte sie bei der Lehrerin feuchte Augen bemerkt. Aber sicherlich hatte sie sich geirrt. Was sollte Moritz ihr schon erzählt haben, das sie zu Tränen rührte?
    Die Mädchen blieben nicht mehr lange wach. Sie waren todmüde, und kaum hatten sie sich hingelegt, fielen ihnen auch schon die Augen zu. Deswegen hörte Emily weder das Telefon klingeln noch Frau Kramp, die lange und beruhigend auf Emilys Eltern einsprach.
    Emily wurde nicht von Kommissar Lubig, sondern von einer jungen Kommissarin vernommen. Sie war recht freundlich und zunächst lief alles gut, aber dann fragte die Beamtin: »Weißt du, ob vor den beiden Entführern schon einmal jemand hinter dem Bild her war?«
    »Äh, nein«, log Emily. »Davon weiß ich nichts.«
    Jetzt nur nicht rot werden, Emily. Sei einmal in deinem Leben cool!
    »Gab es keine Anrufe oder verdächtige Besucher?«
    »Doch, ich glaube, da war mal so ein komischer Anruf.« Emily gab sich nachdenklich. »Aber der Mann hat nie einen Namen gesagt und wir haben nicht verstanden, was der wollte. Wir ha ben ja erst von dem Bild erfahren, nachdem Moritz entführt worden war.«
    »Der kleine Moritz erwähnte einen Mann, der mit seiner Großmutter gesprochen hätte, an dem Tag, als sie verstorben ist. Weißt du darüber etwas?« Die blauen Augen der Kommissarin fixierten Emily. Sie hatte das Gefühl, dass sie durch sie hindurchsehen konnte. Sie musste vorsichtig sein und herausfinden, wie viel Moritz verraten hatte. Glücklicherweise hatten sie, Marie und Janna gestern die Gelegenheit gehabt, sich bis in alle Einzelheiten abzusprechen.
    »Ja, das hat er uns auch mal erzählt. Aber er erzählt ja auch, dass er Spiderman im Supermarkt getroffen hat.« Emily wurde im selben Moment unangenehm warm. Was, wenn Moritz ausgeplaudert hatte, dass sie den Mann gezeichnet hatte?
    »Ihr hattet keine Idee, wer das gewesen sein könnte?«
    »Nein. Wie gesagt, wir haben nicht so viel auf sein Gerede gegeben. War vielleicht ein Fehler«, räumte Emily
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