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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh
Autoren: Susanne Mischke
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sich.
    Die Hecktür des Geländewagens schlug zu. Janna kam noch einmal auf den Fiesta zu. »Er will den Schlüssel.«
    Axel reichte Janna die Wagenschlüssel zum Fenster hinaus. Janna ging zu dem Mann und warf ihm die Schlüssel klirrend vor die Füße.
    »Hier. Und jetzt lassen Sie den Jungen gehen«, kreischte sie los. Offenbar gingen ihr langsam die Nerven durch. Der Mann nahm seine Hand von Moritz’ Schulter. Doch im gleichen Moment begann der Fahrer, der im Begriff war einzusteigen, plötzlich zu fluchen.
    »Hey! Die Schlampe will uns linken!«, rief er.
    Der andere wandte sich um: »Wieso, was ist?«
    Der Fahrer hob seine Handflächen. »Farbe. Ich hab gottverdammte Farbe an den Händen!«
    »Farbe?«
    »Ja, blaue Farbe!«
    Jetzt fiel der Groschen.
    »Lauf, Moritz!«, gellte Maries Stimme durch den Steinbruch.
    Zu spät.
    Der andere Mann hatte Moritz bereits wieder gepackt, wobei er die Pistole abwechselnd auf den Jungen und auf Janna richtete. Mit einem Ruck hob er den zappelnden Jungen hoch, warf ihn unsanft auf die Rückbank des Geländewagens und knallte die Tür zu.
    »Das wirst du bereuen!«, schrie er Janna zu, die vor Schreck erstarrt war.
    Da ertönte von irgendwoher plötzlich eine laute, blecherne Stimme: »Polizei! Hinlegen und die Waffe weg!«
    Der Mann mit den blauen Händen saß bereits am Steuer des Geländewagens. Der Motor lief noch immer.
    »Komm schon, nichts wie weg!«, rief er seinem Kollegen zu. Dieser beging den Fehler, sich erschrocken umzusehen, und im nächsten Augenblick brach die Hölle los.
    Ein Schuss krachte, Dreck spritzte unmittelbar vor dem Entführer auf. Das Echo des Knalls hallte aus dem Steinbruch wider. Aus dem umliegenden Gebüsch brach ein Rudel vermummter, martialisch gekleideter Gestalten hervor. Weitere Schüsse wurden abgefeuert, während die schwarz Vermummten geduckt auf den Geländewagen zurannten, der mit durchdrehenden Reifen anfuhr. Einer riss die hintere Tür auf und schnappte sich Moritz, zwei andere zerrten den Fahrer aus dem Wagen und warfen ihn zu Boden. Der Wagen rollte weiter, kam vom Weg ab und blieb in einem Gestrüpp hängen. Der zweite Entführer stand noch immer mit seiner Pistole in den Händen da. Offenbar wusste er nicht, wohin er zielen sollte.
    Schreie ertönten: »Waffe weg und hinlegen!« – »Ihr da im Wagen, in Deckung!« – »Runter, Mädchen!«
    Damit war Janna gemeint, aber auf die Idee war sie nach dem ersten Schuss auch von selbst gekommen. Sie hatte sich an Ort und Stelle flach hingeworfen und hielt nun die Arme über dem Kopf verschränkt, während um sie herum das Chaos tobte. Der Entführer machte ein paar Schritte auf Janna zu.
    Doch er kam nicht weit. Mehrere Geschosse schlugen rund um den Mann ein und fanden ihren Widerhall in den Felsen. Der Bedrohte gab noch nicht auf, er feuerte einige Male in Richtung der umliegenden Büsche und dabei näherte er sich Janna bis auf drei, vier Meter.
    »Lauf, Janna«, flüsterte Emily unwillkürlich. »Zum letzten Mal, Waffe runter, hinlegen!«, bellte jemand. Ein weiterer Schuss zischte dicht am Kopf des Mannes vorbei und brachte ihn zur Besinnung.
    Fluchend warf er die Pistole hin und hob die Hände. Schon rannte einer der schwarzen Männer zu Janna, riss sie vom Boden hoch und verschwand mit ihr hinter eine Baumgruppe. Einen Wimpernschlag später stürzten sich mehrere Polizisten auf den Entführer. Handschellen klickten und auf einmal wimmelte es auch um den Fiesta herum von schwarz gekleideten Männern.
    Die letzten Momente hatte Emily wie im Zeitraffer erlebt. Die ganze Aktion war so rasch vorbei gewesen, dass sie gar nicht richtig begriffen hatte, was passiert war.
    In der ersten Schrecksekunde waren ihr diese Gestalten sogar bedrohlicher als die beiden Entführer vorgekommen.
    Aber jetzt dämmerte es ihr. Die schwarzen Männer mussten Polizisten von einem Sondereinsatzkommando sein. Jedenfalls
    sahen sie genau so aus wie die Männer vom SEK im Fernsehen.
    Ohne weiter nachzudenken, folgte sie den Anweisungen der Polizisten und stieg mit zitternden Knien hinter Marie und Axel aus dem Wagen.
    Marie rannte auf Janna und Moritz zu. Axel hob den Autoschlüssel auf, den Janna dem Mann vor die Füße gepfeffert hatte.
    Man hatte Moritz die Fesseln abgenommen und den Klebestreifen vom Mund entfernt. Nun stand er neben Janna, am Gürtel ihrer Jeans festgekrallt. Seine Augen waren weit aufgerissen, aber er weinte nicht. Das Ganze war offenbar viel zu aufregend.
    »Alles in Ordnung?«, wurde
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