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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh
Autoren: Susanne Mischke
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Mal, dass Janna ihnen das einschärfte.
    Fünf Minuten vergingen, zehn, fünfzehn. Das Warten war unerträglich. Emily verfolgte den Sekundenzeiger ihrer Uhr, Marie rutschte nervös auf dem Polster hin und her, Janna starrte nägelkauend aus dem Fenster und Axel trommelte auf das Lenkrad, bis Janna sagte: »Hör auf damit, das macht mich wahnsinnig.« Alle hatten den einen Gedanken: Was ist mit Moritz? Was, wenn die Entführer nicht kommen?
    Dann, es war schon zehn nach fünf, hörten sie hinter sich ein Motorengeräusch. Mit rasender Geschwindigkeit preschte der schwarze Geländewagen durch die Schlaglöcher. Die Nummernschilder waren mit schwarzem Isolierband abgeklebt worden.
    Der Wagen drehte eine Runde vor dem Steinbruch, dann setzte er auf der staubigen Straße zurück, sodass er für den Rückweg bereits in Fahrtrichtung stand. Er war etwa dreißig Meter von ihnen entfernt. Der Motor lief. Im Inneren des Wagens erkannte Emily zwei Männer. Sie trugen tief in die Stirn gezogene Baseballmützen und dunkle Schals, die sie bis zur Nase hochgezogen hatten. Aber wo war Moritz? Emily versuchte, durch die hinteren Scheiben zu spähen, aber dort versperrte ein blickdichter Sonnenschutz die Sicht.
    Die Tür auf der Beifahrerseite wurde geöffnet, ein Mann stieg aus. Er war nicht sehr groß, aber kompakt gebaut. Von seinem Gesicht sah man nicht viel, er hatte den Schal fast bis unter die Augen hochgezogen. Unter der Baseballmütze lugte ein wenig aschblondes, kurzes Haar hervor.
    Janna holte hörbar Luft, griff nach dem Türknauf und kletterte aus dem Wagen. Das Gemälde ließ sie vorerst auf dem Sitz stehen.
    »Das Bild!«, rief der Mann fordernd.
    »Das Kind«, erwiderte Janna unbeeindruckt. Sie ging ihm wenige Meter entgegen und blieb dann stehen. »Woher soll ich wissen, ob er überhaupt hier ist?«
    Der Blonde ging zur hinteren Wagentür, entfernte das Sonnenrollo und die hintere Scheibe fuhr herunter. Moritz saß aufrecht auf der Rückbank, ein Stück Klebeband über seinem Mund. Seine Arme lagen dicht am Oberkörper an, er war mit einer weißen Schnur gefesselt.
    »Schweine«, flüsterte Janna und Emily konnte nachfühlen, wie wütend Janna der klägliche Anblick ihres wie ein Paket verschnürten kleinen Bruders machte. Hoffentlich behielt sie einen kühlen Kopf und beging jetzt keinen Fehler!
    Emily sah, wie Axel die Pistole aus dem Seitenfach der Tür zog.
    »Leg sofort das verdammte Ding weg, du Idiot, oder willst du uns alle umbringen?« Maries Stimme war leise, aber eiskalt. Axel gehorchte prompt.
    Emily richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Vorgänge da draußen. Sie hatte die Scheibe heruntergelassen, damit sie hören konnte, was gesprochen wurde.
    »Lassen Sie ihn aussteigen«, forderte Janna.
    Der Mann zog Moritz unsanft von der Rückbank, stellte ihn auf die Beine und hielt ihn mit einer Hand fest. Auf einmal hatte er eine ziemlich große Pistole in der Hand, die er nun auf Moritz richtete.
    Moritz schaute Janna mit riesigen Augen an.
    »Legen Sie die Pistole weg, dann hole ich das Bild«, sagte Janna, aber nun wurde es dem Mann wohl zu viel. »Du holst jetzt das verdammte Bild oder ich blase dieser Kröte die Birne weg! Und dir gleich mit«, brüllte er unbeherrscht.
    Janna zuckte zusammen. Dann drehte sie sich um und holte das Bild, das noch immer in das Laken eingewickelt war, aus dem Fiesta.
    Inzwischen war auch der Fahrer des Wagens ausgestiegen. Er ging auf Janna zu, riss ihr das Bild aus den Händen und nahm es mit zum Geländewagen. Das Betttuch fiel auf den Boden, er beachtete es nicht. Emily stockte der Atem. Beide Männer und auch Moritz betrachteten nun das Gemälde. Eine Ewigkeit starrten sie auf das Bild. Jedenfalls kam es Emily wie eine Ewigkeit vor. Sie biss sich auf die Lippen, ohne es zu merken. Marie hatte die Hände auf den Mund gepresst und Axel nagte an seinen Fingerknöcheln.
    Endlich nickte der Mann mit der Pistole. Der Fahrer ging zum Heck des Wagens und legte das Bild hinein. Emilys Herz machte einen Satz. Hatte der Trick tatsächlich geklappt?
    »Den Autoschlüssel!«, verlangte der Blonde.
    Janna widersprach. »Sie haben doch, was Sie wollen! Denken Sie, wir verfolgen Sie mit dieser alten Mühle?«
    »Typisch Janna«, flüsterte Marie im Wagen. »Was muss sie denn jetzt noch diskutieren?«
    »Den Autoschlüssel, sag ich!« Der Mann hielt die Pistole dichter an den Kopf von Moritz. Der zappelte an seinem Arm unruhig herum und gab unter seinem Knebel Laute des Unmuts von
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