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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi
Autoren: emons Verlag
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brauchten keine Brille. Charles Bronson, Mick Jagger, James Bond mit Brille? Lächerlich.
    Doch Fiona blieb hart. »Ich schicke dich nächste Woche zum Optiker. Der kann dir ganz genau sagen, wie gut oder schlecht du siehst.«
    Morgenstern knurrte etwas Unverständliches und hoffte insgeheim, Fiona würde die Sache bis zur nächsten Woche vergessen haben. Das wäre allerdings völlig untypisch für sie.
    Zwei Stunden später war es auf dem Eichstätter Volksfestplatz im Osten der Stadt dämmrig geworden. Aus den Fahrgeschäften plärrten Schlager, tausende bunter Lichter blinkten auf. Nach einer Maß Bier und einem halben Grillhähnchen war Morgenstern wieder im Reinen mit sich. Die Blasmusik im Bierzelt hatte ihn zusätzlich versöhnlich gestimmt.
    Jetzt war im Festzelt musikalisch Pause. Die Jugendkapelle, die bisher gespielt hatte, räumte das Podium für die »Dollnsteiner Blaskapelle«, die für das Abendprogramm zuständig war.
    Familie Morgenstern schlenderte über das Gelände, das mit seinen zwei Budenstraßen mehr als übersichtlich war. An der Ostseite des Geländes stand das einzige Bierzelt; hier wurde das Festbier der Eichstätter Hofmühl-Brauerei ausgeschenkt. Den westlichen Abschluss bildete ein als Almhütte getarntes zerlegbares Gebäude, das als »Weinhäusl« deklariert war. Neben dem Weinhäusl drehte sich mit gleichmäßigem Blinken ein Riesenrad, das weithin sichtbare Wahrzeichen des Volksfestes.
    »Schau mal, Papa, jetzt ist am Schießstand richtig was los«, sagte Marius aufgeregt.
    Tatsächlich standen in ganzen Trauben Jugendliche um die »Hubertus-Halle«, an der es vorhin noch so beschaulich zugegangen war.
    »Ich will noch zuschauen«, sagte Bastian, der ebenso wie Marius durch seinen unerwarteten Schießerfolg offenbar auf den Geschmack gekommen war.
    »Wenn’s sein muss«, brummte Morgenstern, und schon drängten sich die Buben nach vorne, um alles genau sehen zu können. Der Standbetreiber erkannte sie wieder und nickte ihnen wohlwollend zu.
    »Schaut ruhig mal zu. Da könnt ihr noch was lernen«, sagte er.
    Ein Mädchen mit langen braunen Haaren, vielleicht achtzehn Jahre alt, legte hochkonzentriert an und schoss. Piff, nachladen, zielen, piff, nachladen, zielen. Piff, piff, piff. Zehnmal zerplatzten weiße Plastikröllchen, die auf dünne Nägel gesteckt waren. Die Clique des Mädchens johlte. Sie gab das Gewehr zurück und nahm als Preis einen kleinen grauen Plüschelefanten in Empfang. Der Schießbudenbetreiber flüsterte ihr dabei etwas zu und deutete mit süß-säuerlichem Blick auf ein kleines Schild, das in der rechten Ecke des Wagens hing.
    Morgenstern entzifferte darauf, dass das Schießbudenpersonal das Recht hatte, bestimmte Gäste nur einmal am Tag für eine Schießserie zuzulassen. Doch auch die anderen Mitglieder der Clique, die anschließend ihr Glück versuchten, waren zielsicher, und wenig später waren sämtliche Plüschelefanten vergeben.
    »Die gehören zu einem Schützenverein«, sagte Fiona. »Schaut mal, ein paar haben Vereinssweatshirts an. Jetzt wundert mich nichts mehr.«
    Morgenstern hatte genug gesehen. »Los, Kinder, wir gehen«, befahl er unwirsch. Hier schoss offenbar jeder besser als ein Kriminalkommissar. Und überhaupt: Für welchen Unfug die Menschen hier ihr Geld aus dem Fenster warfen! Für Luftballons in Mickey-Mouse-Form und Lose am »Glückshafen« des Roten Kreuzes, für versalzenen Emmentaler und pappsüße Zuckerwatte. Und wenn man Pech hatte, enthielt der Maßkrug mit dem teuren Festbier zu viel Schaum. Es gab keinen Zweifel, dass Morgenstern an diesem Abend nicht mehr zum Wiesnfan werden würde. Diese vermaledeite Schießerei hatte ihm den ganzen Abend verleidet. »Ein Fest zum Gernhaben« stand als Slogan auf den Plakaten, die im ganzen Landkreis ausgehängt waren.
    »Mich könnt ihr gernhaben mit eurem Fest«, maulte Morgenstern.
    Auf dem Heimweg zur Altstadt, einem Fußmarsch von knapp einem Kilometer, haderte er noch immer mit sich und der Welt.
    Als er spätabends im Bett lag und das Licht ausgeknipst hatte, muffelte er: »Ich bin mir sicher, dass mein Luftgewehr einen verbogenen Lauf hatte.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Fiona mild.

MONTAG
    Im Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt war wenig los an diesem Montagmorgen. Es waren noch Schulferien, und viele Kollegen Morgensterns hatten Urlaub. Der Oberkommissar selbst hatte bereits die ersten drei Augustwochen freigehabt und war mit der Familie auf einem Campingplatz am Lago
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