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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi
Autoren: emons Verlag
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Bereitschaftspolizei aus der großen Eichstätter Polizeischule auf die Suche zu schicken.
    »Wir müssen jetzt wohl der Familie des Toten Bescheid geben«, brummelte er.
    Hecht sah den Inspektionsbeamten fragend an. »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Bin ich hier die Ein-Mann-Filiale vom Einwohnermeldeamt?«, gab der gereizt zurück. »Lasst euch die Adresse doch vom Präsidium raussuchen, die haben das sofort.«
    Die beiden Kommissare setzten sich ins Auto und wollten gerade die Daten an die Ingolstädter Zentrale durchgeben, als ein schwerer dunkelblauer BMW mit Ingolstädter Kennzeichen über die Wiesen herangefahren kam.
    »Den warten wir noch ab«, sagte Hecht, und sie stiegen wieder aus.
    Der Wagen fuhr deutlich zu schnell für das Gelände, setzte auf dem holprigen Feldweg sogar mehrmals mit unangenehmem metallischem Kreischen auf. Mit einer scharfen Bremsung kam er schließlich zum Stehen. Ein korpulenter Mann um die fünfzig stieg aus.
    »Was ist denn passiert um Gottes willen?«, fragte er in die Runde. »Was soll der Krankenwagen hier, und vor allem: Was macht die Polizei hier?«
    Ehe ihn jemand hätte hindern können, stand er vor der Leiche, die inzwischen abgedeckt worden war, beugte sich hinab und hob nach kurzem Zögern die dünne Plane hoch. Alle warteten auf eine Reaktion, doch der Mann sagte kein Wort. Die Stille, wieder nur durchbrochen vom Vogelgezwitscher, war beklemmend. Dann drehte sich der Mann um.
    »Das ist Matthias Schreiber, mein Vater«, sagte er tonlos. »Ich will jetzt sofort eine Erklärung, was hier los ist.«
    Morgenstern gab sich einen Ruck und trat auf den Mann zu. »Ich bin Oberkommissar Morgenstern, das ist mein Kollege, Oberkommissar Hecht. Wir sind von der Kripo in Ingolstadt. Unser Beileid.« Er reichte dem Mann die Hand.
    »Danke«, sagte der Sohn des Toten kurz angebunden. »Also, was ist mit ihm passiert?«, fragte er eher in Richtung des Rettungssanitäters. »Ich vermute mal, er hatte einen Herzinfarkt?«
    »Einen Herzinfarkt? Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte der Sanitäter zurück.
    »Weil mein Vater schon seit Jahren Herzrhythmusstörungen hatte. Er musste täglich Tabletten nehmen, in einer hohen Dosis. Es war mir immer klar, dass das nicht ewig gut geht.«
    »Nein, es war kein Herzinfarkt«, stellte der Sanitäter zögernd klar und blickte hilfesuchend zu Morgenstern und Hecht.
    »Was war es dann? Ein Schlaganfall oder so etwas Ähnliches?«, fragte der Sohn. »Nun sagen Sie schon!«
    »Nein, auch kein Schlaganfall«, antwortete Morgenstern, dem der Befehlston ganz und gar nicht gefiel. »Aber vielleicht sagen Sie uns erst einmal Ihren Namen. Wir wissen immer gerne, mit wem wir es zu tun haben.«
    Der dicke Mann sah Morgenstern verärgert an. »Also gut: Ich heiße Walter Schreiber, und ich wohne mit meiner Frau drüben in Ingolstadt. Mein Vater lebt in Eichstätt, ganz allein, und als er sich heute früh nicht wie jeden Tag am Telefon meldete, hat meine Frau mich bedrängt, dass ich herüberfahre, um nach dem Rechten zu sehen. Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust darauf. Er ruft normalerweise mindestens zehnmal am Tag bei uns an, das kann einem ganz schön auf die Nerven gehen.«
    »Das hat sich jetzt ja erledigt«, sagte Morgenstern, der sich von Hinterbliebenen in der Regel etwas mehr Pietät erwartete. »Und, weiter?«
    »Daheim in seinem Haus war er nicht, deswegen bin ich hierher in sein Revier gefahren. Ich wusste, dass er auf die Jagd wollte, das hat er mir gestern Abend am Telefon erzählt. Aber beim Herfahren hatte ich schon so ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt. In seinem Alter, mit achtzig, sollte ein Mann nicht mehr allein auf die Jagd. Aber er war so stur, es war ihm nicht auszureden.«
    »Wann wollte er denn aufbrechen?«, fragte Hecht.
    »So gegen einundzwanzig Uhr, nach Einbruch der Dämmerung«, sagte Walter Schreiber. »Normalerweise hält er es dann bis Mitternacht auf diesem Hochstand aus, bis es ihm zu kalt wird. Es sei denn, er hat vorher schon was geschossen.« Schreiber schaute in die Runde. »Aber ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist«, verlangte er gereizt. »Was soll überhaupt diese ganze Fragerei?«
    Morgenstern räusperte sich und versuchte, eine möglichst staatstragende Miene aufzusetzen. »Ihr Vater wurde gestern Abend oder in der Nacht von einer Kugel getroffen. In den Oberkörper. So, wie es für uns bisher aussieht, saß er auf dem Jägerstand und ist dann heruntergestürzt. Um es klarzustellen: Der Schuss kam nicht
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