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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume
Autoren: Kathryn Smith
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durchbohrten mich förmlich mit hasserfüllten Blicken.
    Ein gurgelndes Geräusch zu meinen Füßen ließ mich hinunterblicken. Auf der Matte lag Padera, aufgespießt wie ein Schmetterling, und mein Schwert ragte aus ihrer Brust. Bei jedem mühsamen Atemzug quoll Blut aus der Wunde.
    »Ach du Scheiße!« Ich zog die Klinge heraus, warf sie beiseite, kniete mich neben meine Schwester und presste die Hände auf die Wunde in ihrer Brust. Ich war doch keine Mörderin! Ganz bestimmt nicht! Ich wusste, dass sie nicht sterben konnte, doch ich hatte sie schwer verletzt. Als ich sie leiden sah, wurde mir ganz heiß, und ich spürte ein Stechen im Hinterkopf. Jetzt kam ich mir selbst wie ein Monster vor.
    Ich wollte sie heilen, konnte jedoch nicht mehr klar denken. Ich war kurz davor, hysterisch zu werden.
    Plötzlich kniete Morpheus neben mir und schob meine blutbesudelten Hände weg. Er legte die Handflächen auf Paderas Wunde und stillte das Blut. Schmerz und Schrecken verschwanden aus Paderas Gesicht, und ihr Blick verriet Unbehagen und plötzliche Erkenntnis. Auf einmal wirkte sie gar nicht mehr böse und weder kalt noch verkniffen oder furchteinflößend.
    Sie sah jung und verstört aus. Sie sah aus wie meine Schwester.
    Ich konnte gerade noch beiseiterücken, bevor sich mir der Magen umdrehte. Erstaunlicherweise erschien genau in dem Moment, als ich mich übergeben musste, eine große Schüssel vor mir. Welch ein Glück.
    »Doc!«, hörte ich Noahs Stimme. Als ich aufblickte, sah ich, dass er von seinem Platz aufsprang und auf mich zugerannt kam. Einer der Nachtmahre versuchte, ihn aufzuhalten, lief jedoch gegen eine Wand, die sich plötzlich zwischen ihnen erhob.
    Noah besaß wirklich und wahrhaftig Macht. Lag das an dem Amulett oder an ihm selbst? Und welche Probleme brachte mir das?
    Noah kniete sich neben mich. »Geht’s dir gut, Doc? Sag doch was!«
    Ich nickte und umklammerte mit steifen Fingern seine Arme. Das würde Blutflecken hinterlassen. »Alles in Ordnung, Noah. Alles in Ordnung.« Mal abgesehen vom Zittern meiner Glieder, dem Schmerz in der Schulter, wo mich das Schwert getroffen hatte, und einem merkwürdigen Brennen im Nacken, das ich mir nicht erklären konnte.
    Er zog mich an seine Brust und strich mir mit den Händen über den Rücken. Obwohl mein Körper vom Kampf schmerzte, wollte ich nicht, dass Noah aufhörte. Nach und nach ging die Wärme seines Körpers auf mich über, bis ich wieder ein wenig mehr ich selbst war.
    Aber ich glaube, ich hatte auch etwas von mir selbst verloren.
    Morpheus hockte sich neben uns. »Ich muss mich um Dawns Verletzungen kümmern, Noah.«
    Er trennte sich ebenso ungern von mir wie ich mich von ihm, doch schließlich ließ er mich los, damit mein Vater die leichte Schramme auf meiner Wange und die wesentlich tiefere Wunde an der linken Schulter heilen konnte. Ich machte den Fehler, hinzuschauen, während er damit beschäftigt war, und musste mich beinahe wieder übergeben. War da etwa ein Stück Knochen zu sehen?
    Morpheus heilte nicht nur meine Wunden, sondern stillte auch die Schmerzen vollständig, bis auf das Prickeln in meinem Nacken. Mein Gott, was war das nur?
    »Was hast du mit ihr gemacht?«, fragte ich. »Sie ist verändert. Hast du sie ausgelöscht?«
    »Eher neu geschaffen«, erwiderte er. Zum ersten Mal bemerkte ich die Falten um seine Augen. Er hatte es nicht über sich gebracht, seine Tochter auszulöschen. Denn dann wäre nichts von ihrem Wesen übrig geblieben, und daran schien er doch zu hängen.
    »Ich hoffe, du erwartest nicht von mir, dass ich sie zu einer Pyjamaparty einlade«, bemerkte ich lakonisch, als er mir beim Aufstehen half. »Es wird verdammt lange dauern, bis ich sie wieder ansehen kann, ohne daran zu denken, was sie mir angetan hat.« Ich versuchte, mich nicht auf ihn zu stützen. Im Augenblick wollte ich seine Hilfe nicht, wollte nicht auf ihn angewiesen sein. Doch mir blieb nichts anderes übrig.
    Er nickte. »Geht mir genauso.«
    Und trotzdem hatte er sie gerettet. Hmm. Vielleicht war er ja doch kein schlechter Vater.
    Meine Mutter kam auf mich zugerannt und schloss mich in die Arme, ohne Rücksicht darauf, dass mein Blut und Schweiß Flecken auf ihrer makellosen Garderobe hinterließen. »Ich wusste, dass du ihn beschützen würdest«, flüsterte sie unter Tränen, bevor sie mir einen Kuss auf die Wange gab. »Und jetzt, da ich weiß, dass du dich auch selbst schützen kannst, fühle ich mich schon viel besser.«
    Ich runzelte die
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