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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume
Autoren: Kathryn Smith
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Fehler.
    Padera war wieder auf den Beinen und fauchte wie ein wütender Tiger. Als sie angerannt kam, machte ich einen Satz auf sie zu. Wir packten einander bei den Armen und rangelten. Dann vollführte sie eine Drehung mit dem Oberkörper, und zu meiner Überraschung spürte ich, wie sich meine Füße von der Matte lösten. Im nächsten Augenblick segelte ich durch die Luft, direkt auf die Wand der Halle zu.
    Der Aufprall war heftig. Es hörte sich an, als würde die Wand zersplittern, aber vielleicht waren das auch nur meine Zähne, die aufeinanderschlugen. Als atemloses, schmerzendes Bündel landete ich auf dem Boden.
    Das hätte nicht passieren dürfen. Du hättest besser aufpassen müssen.
    Die Stimme hatte recht. Meine Nachtmahrnatur, die ich so lange unterdrückt hatte, wusste, was zu tun war – es lag mir ebenso im Blut wie die Fähigkeit zu atmen. Ich musste es nur zulassen. Das konnte doch nicht so schwer sein! Schließlich hatte ich diesem Teil meiner selbst auch beim Kampf gegen Karatos schon freien Lauf gelassen.
    Ich rappelte mich auf, bemüht, nicht zu schwanken. Als ich hochblickte, sah ich die Oberste Wächterin wie einen Blitz auf mich zurasen. Sie lächelte. Und dieses Lächeln war es, das meine Augen zum Brennen brachte und das Feuer in meiner Seele entfachte.
    Als ich sie hochhob und fortschleuderte, wie ich es zuvor mit Verek getan hatte, lächelte sie nicht mehr. Grinsend sah ich zu, wie sie über den Köpfen der Zuschauer ebenfalls gegen die Wand knallte. Ein Blick auf Noah verriet mir, dass er mich erstaunt beobachtete. Machte ich ihm Angst? Mein Selbstvertrauen wankte, doch als er schließlich grinste, war ich erleichtert.
    »Dawn!«, rief meine Mutter warnend. Ich wandte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, dass Padera einen neuen Angriff startete. Diesmal mit einem Schwert. Ich erkannte, dass es es eine Morae-Klinge war, wie sie alle Nachtmahre besaßen. Ich duckte mich und ließ die Klinge über meinen Kopf hinwegzischen. Zwar konnte ich in dieser Welt nicht sterben, doch ob ich geköpft werden konnte, wollte ich nicht unbedingt wissen. Schmerz war schließlich Schmerz, ganz egal, was dabei herauskam. Und wenn sie mir den Kopf abschlug, bedeutete das bestimmt, dass sie gewonnen hatte.
    Obwohl ich als Kind im Turnunterricht keinen Purzelbaum zustande brachte, rollte ich mich jetzt zusammen und machte einen Überschlag – alles in einer einzigen fließenden Bewegung. Als ich wieder auf die Füße kam, hielt ich ebenfalls eine Waffe in der Hand. Ohne es selbst zu merken, hatte ich sie herbeigezaubert. Normalerweise wäre es ein Dolch gewesen, doch da meine Gegnerin ein Schwert hatte, hatte ich mich ebenfalls dafür entschieden.
    Als die Klingen aufeinandertrafen, war es wie in
Highlander
beim Duell zwischen Chris Lambert und Clancy Brown. Funken sprühten, Metall klirrte auf Metall, und ich spürte den Hieb bis in die Schulter. Die Arme der Obersten Wächterin waren bestimmt schlapp wie Nudeln.
    Vielleicht aber auch nicht. Mit verblüffender Schnelligkeit führte sie einen Streich mit dem Schwert und schlitzte mir die Wange auf.
    »Der erste blutige Treffer geht an die Herausgeforderte«, dröhnte der Vorsitzende des Rates.
    Der
erste
blutige Treffer? Das hieß wohl, dass noch mehr Blut fließen würde, oder? Na gut, aber sie hatte noch nicht gewonnen. Wenn ich mich zusammenriss, konnte ich noch siegen.
    Als sie mich mit einem irren Grinsen erneut attackierte, war meine erste Reaktion, den Schlag mit erhobener Klinge zu parieren. Doch meine Arme wollten etwas anderes. Also hörte ich auf sie und vollführte mit dem ganzen Körper eine wirbelnde Drehung. In weitem Bogen sauste mein Schwert durch die Luft und durchtrennte mit der Spitze Paderas Achillessehne. Ihr Schmerzensschrei gellte durch den Raum, und sie taumelte, fiel jedoch nicht. Ich hätte nicht so selbstzufrieden sein dürfen, war es aber nun einmal.
    »Der zweite blutige Treffer geht an die Herausforderin«, spottete ich, als sie humpelnd wieder in Stellung ging. Ihr Blut tropfte auf den Boden, während mir meines über Wange und Hals rann und mein T-Shirt durchtränkte. Es war vielleicht kein Kampf auf Leben und Tod, aber es fühlte sich verdammt so an.
    Schweißbedeckt und mit gerötetem Gesicht blickte Padera mich an und sagte: »Lass es uns mal anders versuchen, ja?«
    Was jetzt? Wie ein Trottel stand ich da und sah zu, wie sie die Arme ausbreitete und einen leisen Singsang anstimmte. Hinter mir hörte ich Verek
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