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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths
Autoren: Will Adams
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erhängt wird.
    Angst machte sich in Knox breit, doch seine Liebe war stärker. Er sprang auf, stürmte aus dem Ginster und lief im Zickzack auf sie zu, den Blick auf das Messer gerichtet. Die erwarteten Schüsse hörte er sogar über das Tosen der Rotorblätter. Er hechtete zu Boden und griff nach dem Messer, verfehlte es aber. Und jetzt stieg der Hubschrauber auf, schwenkte weg und nahm Gaille mit sich. Knox hatte keine Zeit. Er sprang hoch und packte eine Kufe des Fahrwerks. Sie war so rutschig und der Auftrieb der Rotoren so stark, dass er alle Kraft aufwenden musste, um sich festzuhalten. Doch er ließ nicht los und schwang erst ein Bein über die Kufe, dann das andere, zog sich hoch und packte eine der Streben, mit denen die Kufen am Unterbau des Hubschraubers befestigt waren. Schnell stiegen sie nun höher, und Gaille hing mit rotem Gesicht, zappelnden Beinen und heraushängender Zunge auf der anderen Seite. Knox verkeilte sich so gut er konnte und lehnte sich unter dem Rumpf des Hubschraubers hinüber zur anderen Kufe, konnte sie aber nur mit den Fingerspitzen berühren. Er versuchte es erneut und dehnte jeden Muskel und jede Sehne, bis er die Kufe so zu fassen kriegte, dass er sich den Wechsel zutraute. Der Hubschrauber neigte sich, als er sich von einer Seite zur anderen schwang und dann hochstemmte. Er legte Gaille einen Arm um die Hüfte und hob sie an, damit der Druck auf ihren Hals nachließ. Sie zappelte noch immer und suchte verzweifelt nach Halt. Ihre Hacken rutschte von der Kufe ab, doch dann stand sie mit beiden Füßen auf dem rutschigen Metall. Er hielt sie fest und versuchte, die Fessel um ihre Handgelenke zu lösen. Er bekam eine Hand frei, dann die andere, und das Seil fiel nach unten. Sofort riss sie sich die Schlinge vom Hals und rang keuchend nach Atem. Aber in dem Moment begann sie zu schwanken und nach außen zu fallen. Da wurde Knox klar, dass Michail die Leine losgelassen hatte, mit der Gaille an der Seite des Hubschraubers festgehalten worden war. Sie schaute im Fallen hoch zu ihm und streckte mit flehendem Blick die Arme nach ihm aus. Ohne nachzudenken, schlang er seine Beine um die Strebe, überkreuzte seine Füße, ließ sich fallen und bekam sie am Unterschenkel zu fassen. Ihre Hose glitt ihm durch die Finger, im letzten Moment konnte er um ihren Knöchel greifen und sie festhalten. Gleichzeitig stieg der Hubschrauber höher und höher, sie waren bereits gut zweihundert oder dreihundert Meter über der felsigen Ebene, viel zu hoch, um einen Sturz zu überleben.
    Er wollte sie hochziehen, doch er war nicht kräftig genug. Er konnte nicht mehr tun, als sie festzuhalten. Sie beugte sich hoch und versuchte, seinen Unterarm zu fassen zu bekommen, aber der Auftrieb der Rotorblätter war zu stark. Sie überflogen die Caldera-Wand in südlicher Richtung und näherten sich dem Meer. Noch ließ Knox nicht locker, obwohl er schnell ermüdete, und seine Gelenke schmerzten. Er betete, dass einer der Männer in der Kabine Mitleid mit ihnen haben würde, und schaute nach oben. Doch nur um zu sehen, wie Michail sich aus dem Fenster lehnte und gespannt darauf wartete, dass er Gaille fallen ließ.

SECHSUNDVIERZIG

I
    Unter dem Hubschrauber fielen die Klippen fast senkrecht zu der gut fünfhundert Meter tiefer liegenden Küste ab, wo Wellen gegen die Felsen krachten. Als Knox spürte, wie ihm Gaille langsam aus den Händen glitt, schrie er auf und hielt sie mit letzter Kraft fest. Sie schien zu spüren, dass er sie nicht mehr lange halten konnte, denn sie schwang umher, gab dann nochmal alles, beugte sich nach oben und bekam für einen Moment sein Handgelenk zu fassen. Durch das Vibrieren des Hubschraubers und den Wirbel der Rotorblätter wurde sie jedoch schnell wieder losgerissen. Sie versuchte es erneut, konnte sich dieses Mal festkrallen und zog sich an seinen Armen hoch, packte sein Hemd und seine Hose und stemmte sich dann zurück auf die Kufe, bis er von ihrem Gewicht erlöst war und sich selbst wieder in Sicherheit ziehen konnte.
    Michail hatte alles aus dem Kabinenfenster beobachtet. Lächelnd nahm er eine Pistole und zielte auf Gaille. Aus kürzester Entfernung drückte er dreimal ab. Der erste Schuss traf Gaille in die Stirn, der zweite in die Brust, als sie bereits fiel. Aber es gab keinen dritten Schuss, denn sein Magazin war leer.
    Entsetzt sah Knox, wie Gaille mit ausgestreckten Armen und Beinen hinabstürzte und sich um die eigene Achse drehte, in einen Wolkenstreifen eintauchte und
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