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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths
Autoren: Will Adams
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spät war.

EPILOG
    Der Mann von der britischen Botschaft trug einen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte, als wäre er zu einer Beerdigung gekommen. Im Grunde war er das auch. Als er sich steif neben Knox’ Krankenhausbett setzte und versuchte, möglichst entspannt zu wirken, konnte man deutlich sehen, wie unwohl er sich an solchen Orten fühlte.
    «Wer sind Sie?», fragte Knox.
    «Sie haben einen ziemlichen Wirbel verursacht», sagte der Mann und strich sich ein Hosenbein glatt. «Ihretwegen musste eine Menge wichtiger Leute hin und her fliegen.»
    «Tatsächlich?»
    «Aber ja», meinte er lächelnd. «Sie sind das Hauptgesprächsthema im Außenministerium. So wie die Griechen Sie und Ihre Freunde behandelt haben …» Er schüttelte ironisch den Kopf. «Ein sehr nützliches Ärgernis, wirklich. Damit haben wir noch für Jahre ein Druckmittel.»
    «Freut mich, dass ich von Nutzen sein konnte.»
    Der Mann schien zu merken, dass seine leichtfertige Art unangemessen war, denn er nahm einen etwas sachlicheren Ton an. «Deswegen bin ich natürlich nicht hier.»
    «Ach, nein?», erwiderte Knox und schaute zum Fenster. Er konnte den strahlenden blauen Himmel draußen sehen. Manchmal flogen Möwen vorbei, aber im Moment war keine zu sehen.
    «Inwieweit sind Sie darüber informiert, was geschehen ist?», fragte der Mann. «Mit den Nergadses, meine ich.»
    «Ich weiß nichts.» Nico hatte ihn besucht, aber vor allem über die voranschreitende Ausgrabung von Petitiers Höhle gesprochen, über die erfolgreiche Dekodierung seiner Tagebücher und die manische Persönlichkeit, die darin zum Ausdruck kam. «Ich habe das verschollene Labyrinth gefunden» , lautete ein Eintrag. «Ich habe das Goldene Vlies gefunden. Ich habe Atlantis gefunden.» Außerdem sah es so aus, als würde Iains Buch, dessen Veröffentlichung der Verlag vorgezogen hatte, um das momentane Interesse zu nutzen, seiner Witwe und seinem Sohn ein Vermögen einbringen, obwohl – oder gerade weil – immer deutlicher wurde, wie sehr seine Theorien auf Petitiers Forschungen beruhten. Doch Knox war das gleichgültig, es bedeutete ihm nichts.
    «Ilja Nergadse wird freigelassen, müssen Sie wissen», sagte der Mann. «Er hat sich mit dem Präsidenten gütlich geeinigt. So funktioniert das in diesen Kreisen, man einigt sich gütlich. Er hat sich für ein paar geringfügige Verstöße schuldig bekannt und wird eine kurze Zeit im Gefängnis verbringen. Das ist in Anbetracht aller Umstände keine großartige Strafe, aber es bedeutet das Ende seiner politischen Ambitionen, und das gilt auch für die anderen Familienmitglieder. Und wenn mächtige Leute derart gedemütigt und lahmgelegt werden, neigen sie dazu, sich einen Sündenbock zu suchen.»
    Knox wurde hellhörig. « Mich ?», fragte er ungläubig.
    Der Mann nickte. «Er gibt Ihnen die Schuld am Tod seines Enkels. Jedenfalls behauptet er das, was bei diesen Leuten nicht ganz das Gleiche ist. Er vergießt nicht gerade Tränen wegen Michail, glauben Sie mir, aber da es ein Familienmitglied war, kann er die Sache nicht einfach so durchgehen lassen. Genauer gesagt, er fühlt sich genötigt, etwas zu tun. Er muss den Leuten zeigen, dass jeder, der ihm in die Quere kommt, mit den schlimmstmöglichen Konsequenzen zu rechnen hat.»
    «Sie wollen doch wohl nicht sagen, dass er ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat, oder?»
    «Eine gewaltige Summe», sagte der Mann mit offensichtlicher Befriedigung. «Fünf Millionen Euro, um genau zu sein. Ein totaler Overkill, wenn Sie mir den Ausdruck verzeihen wollen. Heutzutage kann man für ein paar Tausend einen Mord in Auftrag geben. Auftragskiller spüren die Rezession genauso wie alle anderen. Aber natürlich hat das im Grunde nichts mit Ihnen zu tun. Nergadse benutzt Sie, um seine Feinde davor zu warnen, ihn abzuschreiben, nur weil er geschwächt wirkt. Obwohl das kein großer Trost ist, wie ich mir vorstellen kann. Es ist kein Spaß, wenn ein Kopfgeld auf einen ausgesetzt ist.»
    «Ach, hat schon mal jemand ein Kopfgeld auf Sie ausgesetzt?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein. Aber ich habe schon mit Leuten gearbeitet, die das gleiche Problem hatten. Man könnte sagen, dass Personenschutz mein Spezialgebiet ist. Deswegen hat man mich auch gebeten, herzukommen und mit Ihnen zu reden.» Er legte seine Fingerspitzen aneinander. «Nur ist Personschutz keine leichte Sache. Selbst in Großbritannien nicht.»
    «Schon in Ordnung. Ich lebe in Ägypten.»
    «Nicht mehr. Unsere
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