Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
darunter verschwand. Er schaute hoch zu Michail, der eher ihn als Gaille beobachtete und seinen Schmerz auskostete. Dann richtete Michail seine Pistole auf ihn und drückte noch zweimal ab. Offenbar merkte er erst jetzt, dass er keine Munition mehr hatte. Er zuckte gleichgültig die Achseln, zog sich in die Kabine zurück und schloss das Fenster.
    Knox sackte betäubt und leer auf die Kufe zurück. Sein Herz, sein Lebensmut, alles war ihm durch Gailles Tod genommen worden. Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort gesessen hatte, bis der Zorn kam, der erst an ihm nagte und ihn dann überwältigte. Er richtete sich auf, hielt sich an dem äußeren Griff der Kabine fest und versuchte, die Tür zu öffnen. Doch sie war von innen verriegelt, genauso das Fenster. Er starrte durch die Scheibe, aber Michail zwinkerte ihm nur zu und ergötzte sich an Knox’ Ohnmacht und Trauer, während die anderen wegschauten und sich vormachten, dass nichts geschehen war und sie nicht gerade Beihilfe zum Mord an einer unschuldigen jungen Frau geleistet hatten. Knox hämmerte gegen die Scheibe, aber es hatte keinen Zweck. Es machte ihn nur noch rasender, seinen Zorn nicht ausleben zu können und mit einer solchen Kaltschnäuzigkeit missachtet zu werden. Außerdem begannen seine Hände durch den Wind und die Höhe so kalt zu werden, dass er sich nicht mehr an dem Türgriff halten konnte und wieder auf die Kufe setzte. Er legte einen Arm um die Verstrebung, und allmählich verflog die blinde Wut. Er spürte nur noch unendliche Trauer und dumpfe Rachegelüste.
    Sie entfernten sich immer weiter von der Küste. Ein schwarzer Punkt am Horizont wurde größer und nahm Formen an. Nergadses Jacht. Sie kreisten auf das Heck zu, wo es einen Landeplatz gab, auf dem sich die Besatzungsmitglieder versammelt hatten. Als sie näher kamen, zerzauste der Wind der Rotorblätter den Männern das Haar und blähte ihre Hemden auf. Einer von ihnen zog eine Pistole und richtete sie auf Knox, doch jemand im Hubschrauber musste ihm ein Zeichen gegeben haben, nicht abzudrücken, vielleicht aus Angst, dass er vom schlingernden Deck der Jacht aus nicht genau zielen konnte. Dafür kam ein anderer Matrose mit einem langen Bootshaken. Der Hubschrauber sackte so tief, dass er damit nach Knox schlagen konnte und ihm einen schmerzhaften Hieb auf den Unterschenkel versetzte. Als der Mann wieder ausholte, traf er ihn am Knie. Knox hatte keine Möglichkeit, sich zu schützen oder zu verstecken. Das Meer unter ihm war durch den Auftrieb der Rotoren ein einziger Strudel. Wenn er sprang, würde er zu einer leichten Beute werden oder einfach ertrinken.
    Er griff nach der anderen Kufe und schwang sich hinüber. Der Hubschrauber wankte, die Matrosen brüllten und verteilten sich. Der Pilot schwenkte herum und brachte Knox wieder in ihre Reichweite. Bei dem Gedanken an Gaille überkam Knox wieder unbändige Wut. Auf der Kufe sitzend, knöpfte er seine Jeans auf, streifte sie sich von den Beinen und stand auf. Von der Kabine aus beobachtete Michail ihn neugierig. Während Knox die Jeans an einem Bein festhielt, versuchte er, das andere wie ein Seil nach oben in die Rotorblätter zu werfen, doch der Wind des Auftriebs machte es ihm unmöglich. Er klemmte sich die Hose zwischen die Zähne und rutschte auf der Kufe nach hinten, wo das Dach des Hubschraubers niedriger war. Dann krallte er sich mit den Fingern an der Gummidichtung des Kabinenfensters fest und stemmte sich hoch. Bei dem heftigen Auftriebswind hatte er das Gefühl, einen Wasserfall hinaufzuklettern. Doch sein Zorn gab ihm Kraft, sodass er es irgendwie aufs Dach schaffte und auf dem Bauch zum Rotorkopf kroch. Der Auftrieb war noch immer enorm, aber nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Es war, als hätte er das Auge des Sturms erreicht. Er warf seine Jeans in das rotierende Metall, von dem sie sofort erfasst und in Stücke gerissen wurde. Ein paar Fetzen wickelten sich jedoch um den Rotorkopf und brachten ihn zum Stottern. Für einen Moment verlor der Hubschrauber den Auftrieb und neigte sich jäh zur Seite, sodass die Rotorblätter das Deck der Jacht erst berührten und dann durchschlugen. Ein betäubender Lärm ertönte, Holzsplitter flogen umher wie Granaten, und Knox sah schreiende Matrosen, die sich blutige Stümpfe hielten.
    Der Hubschrauber krachte mit einer Kufe gegen die Reling, blieb einen Augenblick an der Seite der Jacht hängen, riss sich dann los, stürzte ins Meer und nahm Knox mit sich. Ein Kraftstofftank
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher