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Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition)
Autoren: Susanne Gavénis
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erwiderte seinen Blick so offen wie nie zuvor und sprach aus, was Andion schon viel früher hätte hören müssen.
    „Willkommen zu Hause!“

Epilog

    Blütenfeen streckten neugierig ihre winzigen Köpfe aus den Blütenkelchen hervor und stiegen sogleich zu einem anmutigen Tanz in die Luft auf, Sylphen verließen ihre sonnigen Ruheplätze in den höchsten Zweigen der Bäume und ließen sich von verspielten Winden heruntertragen, und so manche knorrige Dryade schob ihren Leib knarrend aus dem Schatten mächtiger Baumstämme, sobald Andion an ihnen vorüberging.
    Er begrüßte sie alle mit einem Lächeln oder einem freundlichen Wort, und nicht selten ließen sich Blütenfeen und Sylphen sogar für eine Weile auf seinen Schultern nieder und sangen mit ihren zarten, lieblichen Stimmen ein Lied für ihn und Maifell, die auch heute dicht an seiner Seite war.
    Seit er vor einigen Jahrzehnten von Neanden das Amt des Wächters übernommen hatte, begleitete sie ihn Tag für Tag auf seinen langen Patrouillengängen durch den Hain, und Andion wurde es niemals müde, ihre Hand zu halten, den wunderbaren Duft ihres Haars zu atmen oder ihr bezauberndes Lächeln zu betrachten. Manchmal konnte er es noch immer nicht glauben, dass sie bereits mehr als fünfzig Jahre verheiratet waren, denn Maifell hatte sich kaum verändert – und er selbst ebenfalls nicht.
    Sein Elfenblut war jetzt viel stärker als früher, vielleicht, weil er so eng mit Neanden verbunden war. Er alterte kaum noch, und so durfte er tatsächlich hoffen, ein fast unendlich langes Leben mit Maifell verbringen zu können – mit ihr und ihren Kindern Esendion und Alisera.
    Esendion, ihr Sohn, war noch sehr klein. Er stakste mit seinen kurzen Beinchen eifrig voraus und gluckste vergnügt, wann immer die Blütenfeen um ihn herumschwirrten und ihn sanft neckten, doch wenn er sich zu ihnen umschaute, erfüllte ein noch tieferes, glücklicheres Strahlen sein Gesicht.
    Wie so oft schien es Andion, als blicke er in einen Spiegel, wenn er in die schimmernden grünen Tiefen von Esendions Augen sah, Augen, die den seinen so sehr glichen, und noch immer spürte er bei diesem Anblick ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit und Erleichterung in sich aufsteigen. Esendion würde niemals beschämt den Blick gesenkt halten und seine Augen verstecken müssen, so wie er es noch hatte tun müssen.
    Und auch Alisera nicht! Das Grün ihrer Augen war noch strahlender, noch vitaler, schien Ausdruck der Lebenskraft des Hains selbst zu sein. Sie war älter als ihr Bruder, glich etwa einem zehnjährigen Menschenkind. Sie begleitete sie ebenfalls, doch Andion und Maifell bekamen sie nur ab und an zu Gesicht. Alisera war so wild und ungestüm wie ein junges Füllen. Es hielt sie niemals lange auf einem Fleck, und wie an den meisten anderen Tagen schien sie auch heute vollkommen vergessen zu haben, dass man Beine nicht nur zum Laufen, sondern auch zum Gehen benutzen konnte. Doch sie rannte nicht einfach umher, so wie andere Kinder es taten, sondern schien mit ihren leichten, beschwingten Schritten geradezu über den Waldboden zu schweben. Jede ihrer Bewegungen war wie ein Tanz, den sie mit ihrem schmalen, grazilen Körper in die warme Sommerluft wob, und meist folgte ihr ein gutes Dutzend Blütenfeen, die mit der Eleganz und Anmut dieses Tanzes wettzueifern versuchten, ohne sie jedoch erreichen zu können.
    Andion lächelte. Kein Wunder, immerhin war Alisera ebenso schön wie ihre Mutter.
    Ein leichter Windstoß fuhr plötzlich zwischen den Bäumen hindurch und kündigte Alisera an. Keine Sekunde später kam sie auch schon auf sie zugestürmt. Sie strahlte übers ganze Gesicht und winkte ihnen aufgeregt mit beiden Armen.
    „Kommt, kommt schnell! Das müsst ihr euch ansehen!“
    Und damit es schneller ging, schnappte sie Esendion, setzte ihn auf ihre Schultern und eilte gleich wieder davon.
    Maifell lächelte ihn an. Andion drückte leicht ihre Hand. Sie folgten Alisera, und Andion ahnte schnell, wohin sie sie führen wollte.
    Er irrte sich nicht. Schon bald konnte er die Grenze des Hains erkennen. Sie lag wie ein Ring aus Nebel um den Wald, eine dichte, weiße Barriere, die die Welt der Elfen vor dem Nichts des Vergessens schützte. Alisera erwartete sie schon. Aufgeregt wies sie auf ein paar Pflanzen, Büsche und Bäume, die sich zwischen dem Nebel und einer kleinen moosbewachsenen Steingruppe erhoben.
    „Die waren vor ein paar Tagen noch nicht hier, da bin ich mir ganz sicher!“
    Andion ging zu
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