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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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abgekoppelt werden, und die Mannschaft würde danach auch beim Anlegen von Brest helfen. Der »fliegende Wechsel« war notwendig, weil es keine zweite Versorgungsstation in der Nähe der Großen Grube gab; die beiden Wolkenstädte musste sich diese hier teilen.
    Henri und Yves ahnten, wem sie den unliebsamen Knochenjob zu verdanken hatten: Ein gewisser Prinz hatte sie auf dem Kieker. So viel also zur Karriere als Held, dachte Henri nicht ohne Groll auf Hauptmann Bambooto.
    Der Alltag hatte ihn wieder. Als Angehörige des Wartungspersonals auf Brest-à-l’Hauteur waren sie zuständig für das An- und Ablegen der Wolkenstädte. Länger als dreieinhalb Tage hielten sich die fliegenden Plattformen auf ihren Gas- und Heißluftballons nicht in der Luft. Wenn die Hitzezufuhr der Dampfmaschinen den beständigen Gasverlust nicht mehr ausgleichen konnte, begann die Stadt langsam zu sinken; dann wurde es Zeit, eine Versorgungsstation aufzusuchen.
    Henri kickte seinem dösenden Freund in die Seite. »Los, hoch mit dir! In zwei Stunden kommt Brest hier an, bis dahin muss alles erledigt sein!«
    Yves Touree reckte die Arme und sah gähnend auf. Über ihm schwebte das gigantische Rund von Orleans-à-l’Hauteur und verdunkelte den Morgenhimmel. Er blinzelte Henri ärgerlich an. »Wozu dieser übertriebene Diensteifer, Mann? Zwei Stunden! Das wird doch wohl reichen, um ein paar Ankertaue zu lösen und die Gaszufuhr abzuflanschen.« Yves kratzte sich den Nacken. »Sind die Kollegen überhaupt schon da?«
    »Noch nicht. Wir sind zeitig dran.« Henri lugte hinauf zur Trägerkonstruktion der abgeflachten Ballonhülle, konnte aber auch keine anfliegende Roziere ausmachen. »Kann nicht mehr lange dauern.« Es war vereinbart, dass das Luftschiff der hiesigen Mannschaft ablegte und zur Erde kam, sobald die Roziere aus Brest hier eintraf.
    »Sehr gut«, ließ sich Yves vernehmen, ging aber nicht ins Detail, was er damit meinte. Nachdem die Roziere gelandet und festgemacht war, trottete er der sechsstufigen Steinpyramide entgegen, an deren Ventil der Versorgungsschlauch von Orleans-à-l’Hauteur wie ein gigantisches, überlanges und gewundenes Efrantenbein hing. Vor der untersten Stufe blieb er breitbeinig stehen und nestelte an seinen Beinkleidern herum.
    »He! Du wirst doch nicht…« Henri war entsetzt.
    »Aber sicher. Wo ist das Problem?«, fragte Yves gemütlich, während er sich an den Steinen erleichterte.
    »Orleans schwebt über dir, Idiot! Weißt du, was passiert, wenn eine der Excellenzen nach unten guckt und dich beim Pinkeln sieht?«
    »Ja.« Yves nickte. »Dann wird Katastrophenalarm ausgelöst.« Er grinste und wandte sich halb nach seinem Freund um. »Du glaubst doch nicht, dass jemand von der Oberschicht schon so früh am Morgen seinen Arsch aus dem Bett hebt, oder?«
    »Deine Nerven möchte ich haben!«, knurrte Henri. Er beugte sich über eine Holzkiste, die er mit von Bord genommen hatte. »Ich frühstücke erst mal. Du kannst inzwischen die Ventilebene kontrollieren.«
    »Lass mir was übrig!«, warnte Yves, begann aber ohne Protest zu klettern. Sie hatten schon auf dem Flug hierher mit einer Münze ausgelost, wem diesmal der undankbare Job zukam. Er hatte verloren.
    Anderthalb Meter maß jede Stufe – eine blöde Höhe, der man anmerkte, dass ihre Planer nie vorgehabt hatten, selbst darauf herumzuklettern. Yves keuchte, als er sich von einem Absatz auf den nächsten zog. Seine Unterarme waren verschrammt und seine Laune war im Eimer, als er oben ankam.
    »Ääääh! Welcher Witzbold hat da einen Stein hingeworfen?«, fragte er noch.
    Im nächsten Moment gellte ein Schrei über die Ebene. Henri hob alarmiert den Kopf, drehte sich verwundert um. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sein Freund die Stufenpyramide herunter kam. Yves stürzte mehr, als er sprang. Als er den Boden berührte, rappelte er sich hoch und rannte los. Henri fing ihn ab.
    »Was ist mit dir? Yves! Du zitterst!«
    »Lioonzauber!«, keuchte Touree. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er zeigte mit bebender Hand auf die Pyramide. »Da oben liegt ein Lioonzauber! Weißt du, was das bedeutet, Henri? Wir sind verloren!«
    »Ach, Quatsch!« Henri ließ den Freund los und setzte sich in Bewegung. »Was bist du bloß so abergläubisch? Das ist was für Wilde, aber doch nicht für uns!«
    Grummelnd kletterte er die Versorgungsstation hinauf. Es ärgerte ihn, dass er jetzt die Arbeit übernehmen musste – Yves sah nicht so aus, als würde er freiwillig
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