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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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zu lassen.
    Jetzt lag es an einem anderen Mann, den Ausgleich zu schaffen und von den Göttern Gerechtigkeit einzufordern. Für die Toten von Kilmalie. Für kwaBulawayo.
    Ngomane warf einen Blick in die Höhe. Natürlich taten sie ihm Leid, die Männer da oben in der Wolkenstadt. Es war nicht ihre Schuld, das ganze Töten und Sterben. Aber sie hatten sich dem iFulentshi freiwillig angeschlossen und sich damit gegen ihr Land entschieden. Gegen ihre Leute. Ihre Brüder.
    Eine halbe Meile noch. Ngomane tastete nach dem geflochtenen Kräuterstrang an seinem Gürtel. Die Geisterfrau hatte ihm das kleine grüne Ding mitgegeben und ihm gesagt, wann er es zerkauen sollte. Er verzog unwillig das Gesicht, als brennend scharfer Saft seine Zunge berührte. Nur nicht ablenken lassen! Das Ziel im Auge behalten!
    Da war plötzlich ein Schatten an seiner Seite. Ngomane wunderte sich über sich selbst: Er blieb ruhig und entspannt, obwohl der unerwartet aufgetauchte Begleiter in ihm eigentlich Erstaunen, wenn nicht Entsetzen hätte auslösen müssen: Es war sein Sohn, UmLilwane.
    Jagen wir zusammen, Vater?, fragte er, wie er es immer getan hatte.
    Ngomane nickte. »Das werden wir. Du und ich.«
    Und die anderen!, sagte UmLilwane. Er zeigte flüchtig über seine schmale Schulter.
    Ngomane sah sich um – und da waren sie. Sein ganzer Stamm. Ein letztes Mal folgten die Krieger von kwaBulawayo ihrem Nkosi in den Kampf; Männer, Frauen, Kinder. Sie alle sahen zu ihm auf, und das Vertrauen in ihren Augen war ohne Grenzen. Es trug den einsamen Mann vorwärts, so leicht. So überzeugt, das Richtige zu tun.
    Dann war er endlich in Wurfweite. Sah einen Mann auf halber Höhe der Pyramide und hörte dessen Schrei.
    Er verlangsamte seinen Schritt, holte weit aus. Alle Kraft und alle Wut legte er in diesen Wurf.
    Fauchend schoss der brennende Jagdspeer los, durchmaß die klare, kühle Morgenluft – und bohrte sich tief in den Versorgungsschlauch.
    Bayete, Nkosi!, riefen die Toten und verschwanden.
    Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte die Erde. Der Mann auf der Pyramide stürzte die letzen Meter hinab, sprang wieder hoch und hetzte auf ein wartendes Luftschiff zu.
    Der Mückenrüssel stand in hellen Flammen. Eine Feuerlohe raste hinauf zur fliegenden Stadt – unaufhaltsam, tödlich! Hinter ihr verkohlte der Schlauch und regnete in großen brennenden Fetzen zu Boden.
    Eines der Stücke verfehlte das wartende Luftschiff, auf das der Flüchtende zulief, nur knapp. Er schrie irgendetwas und winkte hektisch.
    Ein zweiter Mann beugte sich aus der Luke und half seinem Kameraden an Bord. Sekunden später nahm das Luftschiff Fahrt auf, im selben Moment, da die ersten Gruh die Versorgungsstation erreichten. Es war ein Wunder, dass der Ballonkörper nicht von den herabregnenden Trümmern getroffen wurde. Dafür erwischte es viele der Hirnfresser. Ihr fauliges graues Fleisch wurde schwarz und verbrannte.
    Jetzt hatten die Flammen, die den Schlauch hinauf eilten, die Wolkenstadt erreicht, tasteten nach ihrer hölzernen Unterseite, bohrten sich hinein.
    Da waren Qualm und Schreie. Menschen hasteten an den Rändern entlang, blickten nach unten, verschwanden wieder. Die Flammen stiegen höher. Ein Haus brannte, steckte das nächste an. Taue verkohlten, peitschten auseinander. Funken stoben.
    Der erste der kleineren Ballons explodierte. Ngomane sah, wie die Haut in Stücken davon schwebte, brennend, ohne Eile.
    Wieder explodierte etwas. Die Wolkenstadt schwankte, ihre Bewegung übertrug sich auf die Ballons. Sie stießen aneinander, fingen Feuer. Da oben regierte die blanke Panik. Verzweifelte Menschen kletterten auf den Stadtrand. Manche wurden zurückgehalten. Andere sprangen aus vierzig Metern Höhe in den sicheren Tod.
    Brest-à-l’Hauteur sank auf die Seite. Ihre schweren Kanonen wurden aus der Halterung gerissen, polterten krachend die Schräge hinunter. Aber noch immer hielt der gigantische gasgefüllte Trägerballon den Flammen stand. Er schien gut geschützt zu sein. Aber wie lange konnte er der Flammenhölle standhalten?
    Der Lärm war unbeschreiblich – Explosionen, Schreie, splitterndes Holz und reißendes Metall. Nirgends in der Weite der Ebene gab es einen Ort, an dem das entsetzliche Werk der Zerstörung nicht zu hören war. Oder zu sehen.
    ***
    »Sie fällt! Sie stürzt vom Himmel! Er hat es geschafft, Mame! Der Nkosi hat es geschafft!«, rief Tenga erregt. Er stutzte einen Moment, weil die Geisterfrau und Dingiswayo mit versteinerter
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