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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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gibt es keinen Zweifel. Aber der Tod des Mannes war nicht umsonst! Nachdem er ein Gehirn verzehrte, war Nabuu klar genug, um mir zu sagen, dass hinter den Gruh ein Mann steht, der sie beherrscht und befehligt: ein gewisser Dokk. Er hat sich mit Nabuu unterhalten, also kann er kein Gruh sein. Möglicherweise hat er ein Gegenmittel, mit dem er sich schützt. Wenn wir es in unseren Besitz bringen können, wäre es nicht mehr nötig, eines aus Prinzessin Maries Blut zu entwickeln.«
    Ihrer Ansprache folgte ein Schweigen, in dem man die sprichwörtliche Nadel hätte fallen hören können. Tala hielt den Atem an. Hatte sie es geschafft, de Rozier zu überzeugen?
    Schließlich ergriff der Kaiser das Wort. »Wohl gesprochen, Tala. Ich stimme euch zu, dass wir dieses Dokk habhaft werden müssen. Aber nach den massiven Verlusten in Muhnzipal sehe ich keine andere Möglichkeit, als die Ankunft von Brest-à-l’Hauteur abzuwarten. Unsere Elitesoldaten können diese Aufgabe übernehmen.«
    »Nein!« Tala trat einen Schritt vor. »Erstens verlieren wir so weitere Tage, in denen Nabuus Vergiftung weiter voranschreitet. Und zweitens würde ein Vorstoß Hunderter Soldaten in die Große Grube ein Gemetzel bedeuten. Viel besser käme eine kleine Gruppe voran, dazu geführt von jemandem, der sich dort unten auskennt.«
    De Fouché mischte sich ein. »Ihr sprecht von diesem Gruh? Gebt es zu: Nur seinetwegen wollt ihr diesen Wahnsinn wagen! Nein, es scheint mir das Sicherste zu sein, auf Brest zu warten, auch wenn die Stadt erst in ungefähr fünf Tagen hier sein kann.«
    »Aber dann ist es für Nabuu zu spät!«, platzte es aus Tala heraus. Sie wandte sich an de Rozier. »Excellenz, ich bitte Euch! Nach dem Willen des Sonderbeauftragten ist Nabuu ohnehin zum Tode verurteilt. Ich selbst scheue das Risiko nicht. Gebt mir den Auftrag, und wir beide versuchen unser Möglichstes!«
    »Ich weigere mich, euch in den sicheren Tod zu schicken, Tala, dafür seid ihr mir zu wertvoll.« Die Entscheidung des Kaisers klang endgültig. »Also Schluss mit dieser Diskussion. Wir müssen unsere Kräfte jetzt darauf konzentrieren, die Ankunft Brest-à-l’Hauteurs vorzubereiten. Die Ankerstation hat in Kürze zwei Städte zu versorgen, das wird kein leichtes Unterfangen.«
    Tala holte wieder Luft, doch im letzten Moment überlegte sie es sich anders. Der Kaiser sah schon nicht mehr zu ihr hin, sondern gab den Kabinettsmitgliedern Anweisungen, was zu geschehen hatte.
    Tala stand auf und verließ den Saal.
    ***
    Nach einigem Suchen und Fragen fand sie schließlich das Ersatzlabor, das der Kaiser Dr. Aksela hatte einrichten lassen.
    In einer Nische des schwer abgesicherten, aber hellen Raums lag Nabuu.
    Tala trat an sein Bett und betrachtete ihn. Beinahe sah er friedlich aus, wie er dalag und schlief. Der Infusionsschlauch leitete das Anti-Serum in seinen Arm. Erschöpft zog Tala sich einen Schemel heran und ließ sich darauf nieder.
    »Es tut mir so Leid, Nabuu. Eigentlich will ich es dir nicht zumuten, du bist so schwach. Aber wir müssen gehen. Wir haben keine Wahl!«
    »Gefährlich«, hörte Tala eine Stimme sagen. Nabuu war aufgewacht. Oder hatte er gar nicht geschlafen? Der junge Woormreiter aus Kilmalie sah sie aus lodernden Augen an.
    »Ja, Nabuu, es ist gefährlich«, sagte sie dann. »Aber was, wenn wir hier kein Gegenmittel bekommen? Oder nicht schnell genug? Ich will dich nicht verlieren; nicht so.«
    »Dokk…«
    »Ja, genau. Wir müssen ihn suchen. Und wir müssen hier weg, bevor du auf de Fouchés Anweisung abgeholt wirst. Er hat deinen Tod gefordert, weil du… weil du…«
    Sie stockte. Nabuu hielt seinen starren Blick mit den unnatürlich glänzenden Augen nach wie vor auf sie gerichtet.
    »Werde es nicht mehr tun. Werde mit dir gehen, damit… damit es aufhört.«
    Tala fühlte plötzlich, dass sie alles schaffen konnte, wenn nur Nabuu bei ihr war. Selbst in diesem Zustand gab er ihr Halt. Sie griff nach seiner Hand.
    »Nein, wie rührend!«, tönte es da mit beißendem Spott von der Tür her. Im Rahmen stand de Fouché, der den letzten Teil des Gesprächs mit angehört hatte. »Ihr seid wirklich entschlossen zu gehen, nicht wahr?«
    Tala erwiderte seinen Blick. »Ja.«
    »Gegen den Willen des Kaisers? Ihr seid doch seine ergebene Dienerin! So dachte ich jedenfalls.«
    »Ich will dem Volk Seiner Excellenz helfen. Dagegen wiegt mein eigenes Schicksal nichts. Der Kaiser will mich schützen, aber ich brauche diesen Schutz nicht.«
    De Fouché
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