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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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sie die Vorhänge der Sänfte wieder zuziehen. Doch der Sprecher der Stadtbevölkerung ließ das nicht zu.
    »Nein, Prinzessin! Dieser Gruh muss sofort eingefangen werden! Versprecht, dass ihr alles tun werdet, damit…«
    »Ja, ja, natürlich«, log Antoinette, bevor sie den Vorhang zufallen ließ. »Ich werde alles in die Wege leiten. Träger! Zurück zum Palast, aber hurtig!«
    Sie musste mit de Fouché reden. Er wusste besser, wie man mit solchem Pöbel umging.
    ***
    Die Sonne war bereits untergegangen, als der kleine Expeditionstrupp die Aufzugskabine verließ. Die Leibwächterin des Kaisers hatte beschlossen, bis zum Morgengrauen keine große Strecke mehr zurückzulegen, nur so weit, dass sie von der Wolkenstadt aus nicht mehr gesehen werden konnten.
    Zu schade, dass de Fouché ihnen keine Roziere hatte zur Verfügung stellen können; aber das wäre zu auffällig gewesen und hätte weitere Mitwisser bedeutet. Wenigstens hatte er dafür gesorgt, dass ein von Wakudas gezogener Karren bereit stand, auf den sie Nabuu legen konnten.
    Immerhin war die Gegend momentan relativ sicher; alle Gruh, die sich während der tödlichen Woge oberirdisch aufgehalten hatten, waren von den Frakken verzehrt worden.
    Es war unwahrscheinlich, dass schon jetzt neue Gruh bis hierher gelangt waren. Ein gewisses Risiko aber blieb, und die Gardisten, die de Fouché Tala zur Seite gestellt hatte, wären für die erste Nacht außerhalb von Orleans-à-l’Hauteur am liebsten in der Versorgungsstation geblieben.
    Doch das wagte Tala nicht. Zu groß war die Wahrscheinlichkeit, dass der Kaiser ihr Verschwinden bemerkte und sie in die Wolkenstadt zurückholte. Dann lieber durch die Dunkelheit laufen. Schlafen konnten sie später.
    Der Marsch neben dem Wakudakarren her war eine schweigsame Angelegenheit. Es gab auch kaum einen Gesprächspartner für Tala. Nabuu trug zwar einen Infusionsbeutel, den Dr. Aksela ihm an den linken Oberarm gebunden hatte, damit seine Verwandlung in einen Gruh nicht fortschritt, doch sein Zustand war Besorgnis erregend. Das Sprechen fiel ihm bereits schwer.
    Aber auch die Soldaten waren nicht bereit, sich mit Tala zu unterhalten. Sie ließen keine Gelegenheit aus, ihr zu zeigen, wie sehr sie ihr übel nahmen, auf so ein Himmelfahrtskommando geschickt worden zu sein. Für sie war klar, dass sie nicht zurückkehren, oder zu Gruh werden würden, was ein noch schlimmeres Schicksal war.
    Tala kletterte auf den Wagen und sah abermals nach Nabuu.
    »Wie geht es dir?« fragte sie leise.
    Er schien nach den passenden Worten zu suchen. »Will nicht krank sein. Muss Dokk finden«, presste er schließlich hervor.
    Tala hätte weinen können bei seinem Anblick. Er schien sich wirklich zu quälen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wohl war, wenn man wissentlich den Verstand verlor. Und das, während man andererseits spürte, wie man zu einem Monster mutierte.
    Sie gab ihr Vorhaben bald wieder auf. Das führte zu nichts, und sie spürte obendrein, dass sie mutlos zu werden drohte. Sie verdrängte die üblen Gedanken wieder.
    »Morgen werden wir bei der Großen Grube sein und uns auf die Suche nach Dokk machen. Wenn wir ihn gefunden haben, holen wir uns das Mittel gegen deine Krankheit.«
    Nabuu sah sie wieder mit diesem leeren und doch glänzenden Blick an, den die Gruh an sich hatten. Tala schauderte erneut. »Nabuu, du verstehst doch, was ich sage, oder?«
    »Nabuu… muss in Höhle. Dokk… kann helfen.«
    »Richtig, das kann er.« Tala überwand sich und nahm Nabuus Arm in ihren. Sie wollte so lange wie möglich mit ihm zusammen sein, auch wenn es auf eine so furchtbare Weise war. »Kämpf weiter gegen das Gift an. Wir haben einen Vorrat an Anti-Serum dabei, dir wird nichts passieren. – Ich weiß es, du wirst geheilt werden, mein Liebling…«
    Sie konnte nur hoffen, dass dieser Herr der Gruh wirklich existierte und nicht nur Nabuus Wahnvorstellungen entsprungen war. Und dass er tatsächlich ein Heilmittel gegen diese schreckliche Seuche besaß.
    Aber selbst wenn es so sein sollte, war das Gefühl übermächtig in ihr, dass sie mit ihrem Geliebten und den vier Soldaten geradewegs ins Verderben lief.
    ENDE
    [1] Siehe Das Volk der Tiefe Nr. 9 »Die tödliche Woge«
    [2] Siehe Das Volk der Tiefe Nr. 3 »Tod in den Wolken«
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