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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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rührte sich neben ihr wieder und antwortete kaum hörbar: »Das werde ich. Bringt mich nach Orleans und umgehend in euer Labor, Doktor… Ich – ihr müsst mir noch mehr Blut abnehmen… für das Serum.«
    »Das kann ich nicht in Eurem Zustand!«, protestierte die Ärztin. »Ihr seid viel zu schwach und habt zu viel Blut verloren, Prinzessin Marie! Erst müsst Ihr genesen.«
    »Aber das Gegenmittel… nur… nur damit können wir die Bevölkerung…«
    Jetzt mischte sich auch wieder de Fouché ein. »Ihr müsst erst einmal nach Hause, Eure Excellenz. Ihr müsst Euch ausruhen, bevor wir weitere Entscheidungen treffen. Dank der Frakken haben wir erst einmal Ruhe vor den Gruh.«
    Dr. Aksela warf ihm einen verblüfften Blick zu. Sie hätte eher vermutet, dass de Fouché Maries Ableben forcieren würde, um sich auf diese Weise aus der Verantwortung zu stehlen. Er hatte den Ausbau Muhnzipals zur Festung wegen seiner eigenen Pläne so vernachlässigt, dass Marie schließlich keinen Ausweg mehr gesehen hatte, als selbst einzugreifen.
    Wenn sie ihre schweren Verletzungen überlebte, würde sie ihn deswegen gewiss zur Rechenschaft ziehen.
    Oder verließ er sich auf das Versprechen, das sie, Aksela, ihm gegeben hatte? Sie ahnte, nein wusste, dass die beiden infizierten Gardisten auf sein Konto gingen, aber sie hatte versprochen zu schweigen, wenn er ihr bei Maries Rettung half. Möglichweise baute der Sonderbeauftragte aber auch auf seine Kontakte zu Antoinette de Rozier, bei der er aus unerfindlichen Gründen einen Stein im Brett hatte. Dem Gesicht de Fouchés war nicht zu entnehmen, ob er sich wirklich vor der Rückkehr der Prinzessin nach Orleans-à-l’Hauteur fürchtete. Die Heilerin beschloss, die junge Prinzessin keinen Moment mehr aus den Augen zu lassen. Sie traute dem Militär alles zu.
    Nach einem kurzen Blickwechsel mit ihr verneigte sich der Kriegsminister kurz vor der Prinzessin. »Entschuldigt mich, Eure Excellenz. Wir befinden uns im Landeanflug, und ich muss mich auf die Steuerung konzentrieren.«
    Und er lenkte das propellergetriebene Luftschiff weiter scheinbar unbeeindruckt auf die Wolkenstadt Orleans-à-l’Hauteur zu.
    ***
    »Mon dieu!« Pilatre de Rozier beugte sich über die Reling seiner kaiserlichen Roziere und blickte nach unten. Über ihm knarrten die Seile, mit denen die Gondel des Luftschiffs am Ballonkörper befestigt war. »Ist das dort Muhnzipal?«
    Er schien die Frage an niemanden speziell gerichtet zu haben, trotzdem traten die Mitglieder seiner Leibgarde vor und sahen ebenfalls hinab.
    »Ja, Euer Excellenz«, antworteten zwei von ihnen beinahe gleichzeitig.
    »Mon dieu«, wiederholte de Rozier. Er klang zutiefst erschüttert, wie jemand, der gerade vom Tod eines guten Freundes erfahren hatte. Tala verstand seine Reaktion nur zu gut. Auch sie konnte den Blick kaum von den zerstörten Hütten abwenden – und von den Skeletten, die zu Hunderten auf den kahlen Feldern lagen.
    Sie waren auf dem Weg nach Orleans-à-l’Hauteur, der Wolkenstadt Marie de Roziers, die nahe der Großen Grube festgemacht hatte. Der Kaiser hatte den Kurs so legen lassen, dass sie zuvor der Grube einen Besuch abstatten würden. Er wollte die Niststätte des Bösen sehen, von wo aus sich das Unheil über das umliegende Land verbreitet hatte.
    »Was ist hier geschehen?« Wieder war nicht erkennbar, ob der Kaiser mit sich selbst sprach oder eine Antwort erwartete.
    »Haben die sich gegenseitig gefressen?«, mutmaßte ein Gardist.
    »Vollständig?« De Rozier klang zweifelnd.
    Tala stützte sich auf die Reling. »Nein«, widersprach sie.
    »Ich glaube, das waren Frakken. Seht doch, Euer Excellenz, die Felder sind ebenso abgefressen wie die Knochen. So sieht es aus, wenn die tödliche Woge über das Land kommt.«
    Der Kaiser musterte sie einen Moment lang. »Präzise Beobachtung. Ihr seid nicht auf den Kopf gefallen, Tala.«
    Ein oder zwei Gardisten sahen Tala sichtlich neidisch an.
    Unter normalen Umständen hätte ihr das geschmeichelt, doch sie konnte sich kaum darauf konzentrieren, denn ihre Gedanken kreisten um den jungen Woormreiter Nabuu.
    Sie wusste nicht, was aus ihrem Geliebten geworden war, wo er sich aufhielt, ob er überhaupt noch lebte. Der Kaiser spürte ihre Sorge, das sah sie ihm an, aber sie teilte sie nicht mit ihm. Das gehörte sich nicht.
    Also blieb sie nur neben ihm stehen und blickte hinaus auf die Landschaft. Eine Weile sagte niemand ein Wort. Tala lauschte auf den Wind, auf das Knarren der Seile
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